10 - Operation Rainbow
Aber es wird einige Zeit dauern, bis alles organisiert ist, und wir möchten eine Gegenleistung.«
»Und die wäre?«
»Ein paar Geiseln müssen Sie schon freilassen«, gab der Psychologe zurück.
»Nein. Wir haben doch nur acht!«
»Überlegen Sie mal, Tim. Den Leuten, zu denen ich gehen muß, um zu verhandeln - damit Sie den gewünschten Bus kriegen, versteht sich! - muß ich auch etwas anbieten. Weshalb sollten die mir sonst etwas für Sie geben?« fragte Bellow seelenruhig. »So läuft das nun mal in diesem Geschäft, Tim. Es gibt Spielregeln. Damit sage ich Ihnen doch nichts Neues, Mensch! Sie geben etwas her von dem, was Sie haben, und kriegen dafür, was Sie brauchen.«
»Und?«
»Und ein Zeichen guten Willens wäre, wenn Sie mir ein paar Geiseln mitgeben - Frauen und Kinder zuerst, normalerweise. Es sieht ja auch nach außen besser aus, oder?« Bellow sah sich noch einmal um. Vier Frauen, vier Männer. Gut wäre es, wenn Sandy Clark aus der Schußlinie käme.
»Und was dann?«
»Dann mache ich meinen Vorgesetzten klar, daß Sie einen Bus brauchen und daß Sie sich kooperativ gezeigt haben. Ich muß Sie ja vor denen vertreten, oder?«
»Ach nee«, höhnte einer der Terroristen. »Dann sind Sie wohl auf unserer Seite?« Bellow sah auf und merkte, daß er ein Zwilling war - sein Bruder stand nur wenige Meter hinter ihm. Zwillingsbrüder, und beide Terroristen! Wenn das nicht hochinteressant war!
»Nein, so würde ich es nicht ausdrücken wollen. Hören Sie, ich zwe ifle nicht an Ihrer Intelligenz. Sie wissen selber, in welcher Zwickmühle Sie sind. Aber wenn Sie etwas haben wollen, müssen Sie dafür auch was tun. So sind die Spielregeln, ich habe sie nicht erfunden. Ich bin bereit, Ihnen als Unterhändler zu dienen. Das heißt, ich vertrete Sie vor meinen Vorgesetzten und meine Vorgesetzten vor Ihnen. Wenn Sie noch ein wenig Bedenkzeit brauchen, bitteschön, ich warte nebenan. Aber je schneller Sie sich entscheiden, desto eher kann ich in Ihrer Sache tätig werden. Am besten denkt ihr noch mal gründlich darüber nach, Leute.«
»Besorgen Sie uns vor allem den Bus!« warnte Timothy.
»Als Gegenleistung wofür?« hakte Paul nach.
»Zwei Frauen.« O'Neil reckte den Hals. »Die dort und die!«
»Könnte ich sie gleich mitnehmen?« Erleichtert stellte Bellow fest, daß Timothy tatsächlich auf Sandy Clark gezeigt hatte.
»Ja, aber nur, wenn Sie uns den gottverdammten Bus holen!«
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Bellow und bedeutete den beiden Frauen, ihm um die Ecke zu folgen.
»Gut, daß Sie wiederkommen, Doc«, pfiff Vega leise durch die Zähne. »He, fabelhaft!« setzte er hinzu, als er die beiden Frauen hinter Bellow auftauchen sah. »Tagchen, Mrs. Clark. Ich bin Julio Vega.«
»Mama!« Patsy Chavez hielt es nicht länger in ihrer Deckung aus; sie lief nach vorn und fiel ihrer Mutter um den Hals. Dann begleiteten ein paar der frisch eingetroffenen SAS-Soldaten alle drei Frauen hinaus.
»Vega an Kommando«, gab Julio durch.
»Price an Vega. Kommen!«
»Sagt Six, seine Frau und seine Tochter sind frei.«
***
John war längst wieder im Transporter unterwegs zum Militärhospital, um bei der Operation dabeizusein. Domingo Chavez saß neben ihm. Beide hatten den Funkspruch gehört, und beide bekamen sekundenlang vor Erleichterung weiche Knie. Doch immer noch schwebten sechs Geiseln in Lebensgefahr.
»Gut gemacht. Hier Clark. Was passiert jetzt?«
***
Im Krankenhaus überließ Vega sein Funkgerät Dr. Bellow.
»John? Hier Paul.«
»Ja, Doc. Was macht ihr als nächstes?«
»Gib mir ein paar Stunden Zeit, und ich kann sie dir auf dem Tablett servieren, John. Daß sie in der Falle sitzen, wissen sie. Sie müssen nur noch überredet werden. Vier sind es insgesamt noch, alle Mitte Dreißig und bewaffnet. Sechs Geiseln sind noch bei ihnen. Aber ich habe mit dem Anführer gesprochen, und der Knabe läßt sich bearbeiten, John.«
»Na schön, Doc. Wir sind in zehn Minuten wieder da. Was verlangen sie?«
»Das übliche«, antwortete Bellow. »Einen Bus als Fluchtfahrzeug.«
John überlegte. Sollte man sie aus dem Haus locken und von den Scharfschützen erledigen lassen? Vier Treffer, ein Kinderspiel. »Geben wir nach?«
»Noch nicht. Wir lassen sie noch ein bißchen schmoren.«
»Gut, Doc. Das müssen Sie entscheiden. Wenn ich bei Ihnen bin, informieren Sie mich weiter. Wir seh'n uns dann! Ende!«
»Alles klar.« Bellow reichte First Sergeant Vega den Kopfhörer zurück. Der
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