10 - Operation Rainbow
höllisch sein für die Sprinter«, staunte Sullivan.
»Kein reines Vergnügen«, stimmte Clark zu.
»Sind Sie je Marathon gelaufen?«
»Nein.« John schüttelte den Kopf. »Aber ich mußte oft laufen im Leben - vor allem in Vietnam. Da war's ebenfalls meist ziemlich heiß.«
»Sie waren dort?« fragte Popov überrascht.
»Anderthalb Jahre vielleicht. Drittes SOG-Kommando - Special Operations Group für Sondereinsätze.«
»Und was haben Sie da gemacht?«
»Mich umgeschaut, Berichte verfaßt. Einige echte Einsätze geleitet. Überfälle, Festnahmen und dergleichen. Leute eliminieren, die uns zu schaffen machten.« Dreißig Jahre war das jetzt her, dachte John. Dreißig Jahre. Diesem Krieg hatte er seine Jugend geopfert, anderen Konflikten seine Mannesjahre, und jetzt, wo er in die sogenannte Reifezeit kam, womit befaßte er sich nun? Konnte es wahr sein, was Popov ihm erzählt hatte? Es schien ihm so unwirklich, doch auch die Ebola-Viren waren furchtbare Wirklichkeit gewesen. Er erinnerte sich, wie er ihretwegen in der Weltgeschichte herumgereist war und dann plötzlich die Nachricht kam, die der amerikanischen Nation einen furchtbaren Schock versetzte. Auch die furchtbare Rache, die Amerika nahm, konnte er nicht vergessen. Damals hatte er mit Ding Chavez auf dem Flachdach eines Hauses in Teheran gelegen und zwei computergesteuerte Bomben eingestellt, um den Mann zu ermorden, der verantwortlich war. Hier war die neue Doktrin des US-Präsidenten erstmals zur Anwendung gekommen. Doch wenn dieses »Projekt«, von dem Dmitrij Popov sprach, tatsächlich existierte - wie würde sein Land reagieren? War das ein Fall für den Staatsanwalt - oder für wen? Vor welches Gericht sollte man solche Leute bringen? Und wenn man es nicht tat - was dann? Für Verbrechen dieses Ausmaßes reichten die Gesetze nicht aus, und das Verfahren würde in einen grauenvollen Schauprozeß münden, bei dem Fakten bekannt würden, die das Zusammenleben der Völker in den Grundfesten erschüttern konnten. Daß ein einziger Mann in der Lage war, soviel Macht auf sich zu vereinigen!
Clark mußte sich eingestehen, daß ihm noch keine Zeit geblieben war, den Gedanken ganz durchzuspielen. Er hatte sofort gehandelt, aber die Lage noch nicht erfaßt. Die Vorstellung war zu montrös, als daß...
»Dmitrij - weshalb, sagen Sie, tun sie das?« .
»Weil sie Druiden sind, John Clark. Sie verehren die Natur als Gott. Sie sagen, die Tiere gehören hierher, nicht aber die Menschen. Sie wollen die Umwelt retten, und um das zu tun, nehmen sie das Ende der Menschheit in Kauf. Es klingt verrückt, ich weiß - aber genau so haben sie es mir erklärt. In meinem Zimmer in Kansas lagen Zeitschriften aus und Videobänder, mit denen dieses Denken propagiert wurde. Ich hätte nie gedacht, daß es solche Gruppen gibt! Sie behaupten, die Natur hasse uns, der Planet wolle sich rächen wegen all dem, was wir - die Menschheit! - ihm angetan haben. Doch der Planet kann sich nicht wehren und die Natur hat keine Stimme, mit uns zu sprechen. Dafür wollen sie eintreten. Sie glauben wirklich daran. - Es ist entsetzlich«, schloß der Russe, »aber mir kommt es vor, als sei ich auf eine neue religiöse Sekte gestoßen, deren Gott unseren Tod verlangt - die Opferung der Menscheit, wenn Sie so wollen.« Verzweifelt winkte er ab, denn diese Vorstellung ging ihm selbst über den Verstand.
***
»Wissen wir denn, wie dieser Gearing aussieht?« wollte Noonan wissen.
Chavez schüttelte den Kopf. »Niemand hat ihn mir vorgestellt. Wahrscheinlich kennt Oberstleutnant Wilkerson ihn, aber den wollte ich nicht fragen.«
»Sag mal, Ding - ist denn das alles überhaupt möglich?« fragte der FBI-Agent nach einer Pause.
»In ein paar Stunden wissen wir mehr darüber, Mann. Aber so etwas Ähnliches ist schon mal vorgekommen, und John und ich haben dazu beigetragen, den Verantwortlichen ein für allemal auszuschalten. Was die technische Seite betrifft, müßten wir Patsy fragen. Ich kenn mich in der Biologie nicht aus. Sie schon.«
»Herr im Himmel«, seufzte Noonan und blickte zum Eingang der Pumpenkammer zurück. Zu dritt schlenderten sie zu einem Imbißstand hinüber und besorgten sich Cola in Halbliter-Bechern. Dann setzten sie sich und behielten die blaulackierte Tür im Auge. Viele Zuschauer liefen vorüber, aber niemand kam ihr zu nahe.
»Tim?«
»Ja, Ding?«
»Können wir den überhaupt verhaften deswegen?«
Der FBI-Agent zog die Stirn kraus. »Ich denke schon.
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