10 - Operation Rainbow
begegnet.«
»Wo?«
»In Ihrem Hauptquartier in Hereford. Ich war mit Ihrem Klempner dort, unter einem meiner Decknamen.«
»Ich hab mich schon gefragt, woran Sie mich vorhin erkannt haben«, räumte Clark ein und öffnete eine Bierdose. »Allzu viele sind's nicht, die mich im Ostblock kennen.«
»Den Ostblock gibt es nicht mehr. Und - wollen Sie mich jetzt noch töten?«
»Mit dem Gedanken gespielt habe ich schon«, offenbarte Clark und sah Popov direkt in die Augen. »Aber ich nehme an, Sie haben wirklich Skrupel bekommen. Und falls Sie mich angelogen haben, werden Sie rasch wünschen, ich hätte Sie schon erschossen!«
»Ihrer Frau und Ihrer Tochter geht es gut?«
»Ja, und ebenso meinem Enkel.«
»Gut so«, murmelte Popov. »Diese Aktion war abscheulich. Haben Sie nicht auch schon abscheuliche Dinge veranlaßt bei Ihren Einsätzen, John Clark?«
Er nickte. »Doch, ein paarmal.«
»Darf ich auf Ihr Verständnis hoffen?«
Nicht, wie du's meinst, Sportsfreund , dachte Rainbow Six. Dann antwortete er: »Ich glaube schon, Dmitrij Arkadejewitsch.«
»Wie haben Sie meinen Namen ermittelt? Wer hat Sie informiert?« Die Antwort verblüffte ihn.
»Sergej Nikolajewitsch und ich sind alte Bekannte.«
»Aha«, brachte Popov heraus, ohne mit der Wimper zu zucken. Hatte seine eigene Agentur ihn verraten? Durfte das wahr sein? Plötzlich kam es ihm vor, als könne Clark Gedanken lesen.
»Hier!« John reichte ihm einen Stapel Fotokopien. »Ihre Zeugnisse sind ziemlich gut.«
»Nicht gut genug«, erwiderte Popov, der sich vor Beklemmung kaum fassen konnte angesichts einer Akte, die er nie zuvor gesehen hatte.
»Die Welt hat sich gewandelt seither, wie?«
»Nicht so grundlegend, wie ich hoffte.«
»Ich hätte da noch eine Frage, Dmitrij.«
»Ja?«
»Das Geld, das Sie Grady gegeben haben. Wo steckt es?«
»An einem sicheren Ort, John Clark. Die Terroristen, die ich kenne, haben sich alle zum Kapitalismus bekehrt. Doch dank Ihrer Truppe können meine Kontaktmänner das Geld doch nicht mehr brauchen, oder?«
Clark pfiff durch die Zähne. »Sie unersättlicher Bastard«, stöhnte er, halb grinsend.
***
Das Rennen startete auf die Minute genau. Die Fans jubelten den Marathonläufern zu, als sie die erste Runde im Stadion zurücklegten und im Tunnel verschwanden, um auf den Straßen Sydneys weiterzulaufen. In der Zwischenzeit konnten jene, die auf der Tribüne blieben, ihre Positionen der Anzeigetafel entnehmen oder den zahlreichen Fernsehschirmen, die überall in den Treppenhäusern und Zwischengängen der Arena hingen. LKWs mit aufgestellten Kameras fuhren vor den Sprintern an der Spitze her; der Kenianer Jomo Nyereiry lag in Führung, dicht gefolgt von Edward Fulmer aus den USA und dem Holländer Willem ter Hoorst. Keine zwei Schritt lagen die drei auseinander, als sie den ersten Pfosten erreichten, doch gut zehn Meter vor der nächsten Läufergruppe.
Wie die meisten Menschen verfolgte Wil Gearing das Geschehen auf dem Bildschirm, während er seine Sachen packte. Morgen würde er sich eine Taucherausrüstung mieten, hatte der Ameeoberstleutnant beschlossen, und sich in die weltweit schönste Unterwasserlandschaft begeben. Daß die Verschmutzung der Meere inzwischen auch die letzten Reservate angriff, wußte er, aber damit war es nun bald vorbei. Sein gesamtes Reisegepäck hatte er in zwei Rollkoffern verstaut, die er hinter der Tür des Hotelzimmers abstellte. Er würde tauchen gehen, während die ahnungslosen Seuchenopfer in ihre Heimatländer flogen, ohne auch nur die Krankheit zu kennen, die sie befallen hatte und die sich bald überall ausbreiten würde. Er fragte sich, wieviele bereits der Phase Eins des Projekts zum Opfer fallen würden. Im Computermodell war von sechs bis dreißig Millionen die Rede, doch Gearing hielt das für untertrieben. Je mehr, desto besser, versteht sich, denn dann erst würde man in aller Welt das A-Serum sehnlichst erwarten und sich desto schneller ebenfalls anstecken. Besonders tückisch war, daß man die Anwesenheit von Shiva-Antikörpern in medizinischen Blutproben anfangs herunterspielen würde - schließlich war A ein Virus-Impfmittel, das mit lebenden Kulturen arbeitete. Wie lebendig sie waren, merkte man erst, wenn's zu spät war.
***
In New York war es zehn Stunden später. Clark, Popov, Sullivan und Chatham saßen vor dem Fernseher und verfolgten, wie Millionen anderer Amerikaner auch, die Live-Übertragung der Olympischen Spiele.
»Die Hitze muß ja
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