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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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konnten der Umwelt gar nichts anhaben, selbst wenn sie es gewollt hätten. Sie huldigten den Bäumen oder dem Donner nicht weniger als die Mitglieder des Projekts. Oder war ihre Zahl groß genug, daß sie gefährlich werden konnten? Vermutlich nicht. Die Buschmänner würden sich ausbreiten, aber ihre Ältesten würden ihnen verbieten, mit Stammestraditionen zu brechen, und selbst wenn sie sich vermehrten, dann doch nicht in solchen Massen. Dasselbe traf auf die »Abos« in Australien zu. Auch vor Ankunft der Europäer hatte es nie viele von ihnen gegeben, dabei hatten sie ein Jahrtausend Zeit gehabt, den Kontinent zu bevölkern. Das Projekt würde demnach manche Bevölkerungsgruppen verschonen, nicht wahr? Es tröstete ihn, daß Shiva nur unter jenen wüten würde, deren Lebensstil der Natur feindlich war. Daß dieses Kriterium auf all jene zutraf, die er vom Taxi aus sehen konnte, bereitete ihm keine Kopfschmerzen.
    Am regulären Taxistand vor der Arena hielten sie an. Dem Fahrer gab er beim Zahlen ein großzügiges Trinkgeld, stieg aus und steuerte den riesigen Betonring an. Am Eingang brauchte er nur den Passierschein zu zeigen, der ihn als Sicherheitsbeamten auswies, und wurde mitsamt seinem Rucksack durchgewunken. Trotzdem stellte sich allmählich das Lampenfieber ein. Er war gewissermaßen der erste, bei dem die Impfung ihre Wirksamkeit zeigen mußte. Zuerst war seine Aufgabe, die Shiva-Viren dem Kühlsystem zuzusetzen, danach blieb ihm nichts anderes übrig, als durch denselben Sprühnebel zu gehen, dieselben mikroskopischen Kapseln einzuatmen wie die anderen hunderttausend Touristen. Wenn jetzt das B-Serum versagte, hatte er sich selbst zu einem grausamen Tod verurteilt - doch mit dieser Möglichkeit hatte er schon vor langer Zeit und immer wieder gerechnet.

    ***

    »Sieht aus, als wenn's der Holländer schafft!« meinte Noonan. Willem ter Hoorst lag augenblicklich in Führung und hielt das Tempo durch, schien seinen eigenen Rekord trotz des Klimas brechen zu wollen. Unter den anderen Läufern hatte die Hitze ihren Tribut gefordert; viele waren langsamer geworden, um sich Getränke geben zu lassen. Andere liefen durch vorbereitete Wasserduschen, um sich abzukühlen - allerdings wurde im Fernsehen erklärt, dabei könnten sich die Beinmuskeln verkrampfen, weshalb man beim Marathon besser auf das kühle Naß verzichtete. Doch erleichternd war es schon für sie, und manche rissen den Streckenordnern auch die geeisten Drinks vom Tablett und übergössen sich damit.
    »Das ist doch Selbstausbeutung«, schimpfte Chavez und sah auf die Uhr. Dann holte er sein Sprechfunkmikrofon hervor. »Kommandant an Tomlinson.«
    »Tomlinson hier, Chef«, erklang es im Kopfhörer.
    »Wir kommen jetzt und erlösen euch.«
    »Verstanden. Soll mir recht sein, Chef«, erwiderte der Sergeant aus dem Inneren der verschlossenen Pumpenkammer.
    »Dann los.« Ding erhob sich und winkte Pierce und Noonan, ihm zu folgen. Es waren keine dreißig Meter bis zur blauen Tür. Ding schloß auf, drehte den Türknauf und trat ein.
    Tomlinson und Johnston standen im Schatten einer Mauerecke verborgen, der Tür gegenüber. Als sie ihre Teamkameraden erkannten, traten sie vor.
    »Alles klar. Geht nicht allzuweit weg und bleibt auf der Hut«, bat Chavez die beiden.
    »Verstanden«, knurrte Homer Johnston beim Hinausgehen. Er hatte einen Mordsdurst und wollte sich erstmal was zu trinken holen. Unterwegs rieb er sich die Ohren und war froh, die stampfende Pumpe nicht mehr hören zu müssen. Tomlinson nahm den Schlüssel an sich.
    Der Lärm war tatsächlich nervenzerfetzend, fand Chavez wenige Minuten später heraus. Gar nicht mal überlaut, aber konstant, ein wiederkehrendes Dröhnen wie ein isoliert stehender PKW-Motor im Leerlauf. Es lauerte im Hintergrund des Bewußtseins, hörte und hörte nicht auf, und schon das Nachdenken darüber konnte einen zum Wahnsinn treiben. Augenblicklich war dies wohl das Schlimmste an ihrem Job.
    »Wieso lassen wir eigentlich das Licht an?« fragte Noonan.
    »Gute Frage.« Chavez lief hinüber und drehte den Schalter. Auf der Stelle herrschte vollkommene Finsternis in der Pumpenkammer; nur durch den Schlitz unter der Stahltür fiel ein schmaler Streifen Sonne herein. Chavez tastete sich zur anderen Seite vor, schaffte es, ohne sich den Schädel zu rammen, und lehnte sich an die Betonwand. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel.

    ***

    Gearing trug Shorts und Turnschuhe mit kurzen Socken. Damit

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