10 - Operation Rainbow
Landschaft mit wenigen Lichtern hinab, nachdem ihre Tanks von der KC-10 aufgefüllt worden waren. Für sie war es nicht viel mehr als ein Linienflug. Der Autopilot bestimmte Position und Flugroute, mit einprogrammierten Wegmarken, und fünfzehnhundert Kilometer voraus wußte man am Flughafen Manaus schon, daß sie im Anflug waren. Ein spezieller Transport aus Amerika, der vielleicht für einen Tag einen gewissen Raum beanspruchen würde und aufgetankt werden mußte - diese Information war schon durchgefaxt worden.
Der Morgen war noch nicht angebrochen, als die Lichter der Landebahn von weitem aufblinkten. Der Pilot, ein junger Major, saß kerzengerade aufgerichtet vorn links und verminderte die Geschwindigkeit des Flugzeugs bei ausgezeichneter Sicht, während ein Leutnant, sein Kopilot, zu seiner Rechten die Instrumente überwachte und die Werte des Höhen- und Geschwindigkeitsmessers ansagte. Jetzt zog der Pilot die Nase des Flugzeugs hoch und setzte die C-5B sanft auf die Rollbahn, wobei nur ein kleines Rucken den Insassen verriet, daß sie sich nicht mehr in der Luft befanden. Ein Lageplan des Flughafens vor ihm wies ihm den Weg zum entgegengesetzten Ende. Dort bremste er das Flugzeug ab und bat den Lademeister, an die Arbeit zu gehen.
Ein paar Minuten verstrichen, bis alles soweit war, aber dann öffneten sich die gewaltigen hinteren Luken. Der MH-60 K Night-Hawk wurde ins Dunkel der ersten Dämmerstunde hinausgeschafft. Sergeant Nance überwachte, wie die drei Leute vom 160. SO AR die Rotorblätter aus der Transportposition in Flugstellung brachten, auf den Rumpf kletterten und überprüften, ob sie richtig fixiert waren. Der Night Hawk war vollgetankt. Nance installierte rechts das M-69-Maschinengewehr und teilte Oberst Malloy mit, die Maschine sei startklar. Malloy und Harrison checkten den Hubschrauber, bestätigten es und riefen Clark über Sprechfunk zu sich.
Die letzten Passagiere, die das Transportflugzeug verließen, waren die Rainbow-Kämpfer, jetzt in ihren farbigen Tarnanzügen, selbst die Gesichter waren braungrün bemalt. Gearing kam als allerletzter heraus, einen Sack über den Kopf gestülpt, so daß er nichts wahrnahm.
Es stellte sich heraus, daß sie nicht alle in den Hubschrauber paßten. Vega und vier andere mußten zurückbleiben und blickten dem Helikopter nach, der sich im ersten Morgenlicht hochschraubte. Die blinkenden Stroboskop-Leuchten stiegen immer höher und wandten sich dann nach Nordwesten, während die Soldaten in der warmen, feuchten Luft des Flugplatzes stehen bleiben mußten. Etwa um dieselbe Zeit näherte sich dem Flugzeug ein Auto. Ein Mann stieg aus und übergab einige Formulare, die vom Leiter der Crew ausgefüllt werden mußten. Zur Überraschung aller wurde der Flugzeugtyp überhaupt nicht angegeben. Die Beschriftung sagte aus, daß es sich um ein großes Transportflugzeug in Privatbesitz handle. Die Kontrollturmbesatzung stellte keine Rückfragen, zumal die Formulare korrekt ausgefüllt wurden. Wenn Formulare ordnungsgemäß und korrekt ausgefüllt sind, muß der Vorgang doch auch ordnungsgemäß und korrekt sein...
***
Ganz wie in Vietnam, dachte Clark, als der Hubschrauber sie über dichtbelaubte, grüne Baumkronen hinwegtrug. Zwar nicht in einer Huey-Maschine, und seit seiner ersten Feindberührung waren auch schon dreißig Jahre vergangen. Er konnte sich nicht daran erinnern, je so etwas wie Angst gehabt zu haben. Angespannt - das schon, aber richtig bange war er nie gewesen - und das fand er doch bemerkenswert, als er jetzt an die Ereignisse zurückdachte. Auf den Knien hielt er ein schallgedämpftes MP-10-Gewehr, und während er in seinem Hubschrauber in den Kampf zog, war ihm, als sei die Jugend zurückgekehrt. Jedenfalls bis er sich umdrehte, seine Gefährten betrachtete und ihm bewußt wurde, wie jung sie alle waren - wobei ihm einfiel, daß auch sie die Dreißig schon überschritten hatten. Der Umstand, daß sie ihm so jung vorkamen, hieß eigentlich nur, daß er selbst eben alt wurde. Er schob diesen unerfreulichen Gedanken beiseite und blickte durch die Luke an Sergeant Nance und seinem Maschinengewehr vorbei. Jetzt hellte sich der Himmel auf - zu viel Licht, um noch die Nachtsichtbrillen aufzubehalten, nicht genug, um ohne sie gut zu sehen. Wie mochte das Wetter im Zielgebiet sein? Sie flogen genau am Äquator entlang, und da unten lag der Dschungel, es würde heiß sein und feucht, und unter den Bäumen dort unten gab es Schlangen, Insekten
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