10 - Operation Rainbow
würde sie südlich von Jamaica erwarten, um die Tanks nachzufüllen.
»So hat sich das alles offenbar abgespielt«, schloß John Brightling seinen Lagebericht vor den Leuten, die da vor ihm im Auditorium versammelt waren. Die Enttäuschung auf den Gesichtern der zweiundfünfzig Menschen war nicht zu übersehen; einige ließen sich jedoch auch so etwas wie Erleichterung anmerken. Also haben sogar fanatische Anhänger so etwas wie ein Gewissen, dachte er. Schade um sie!
»Was machen wir jetzt hier, John?« fragte Steve Berg. Er war einer der hochkarätigsten Wissenschaftler des Projekts und hatte die Impfstoffe A und B entwickelt, die bei der Entwicklung von Shiva so wichtig gewesen waren. Berg war überhaupt einer der besten Leute, die je für die Horizon Corporation gearbeitet hatten.
»Wir erforschen den Regenwald. Alles, was als Beweismaterial gegen uns dienen könnte, ist vernichtet. Der Shiva-Vorrat ist entsorgt, Impfstoffe ebenfalls. Alle Computerprotokolle über unsere Laborarbeit und so weiter wurden gelöscht. Die einzigen Beweise für das Projekt sind die, die alle Anwesenden hier in den Köpfen gespeichert haben. Anders gesagt, ihr müßt einfach nur den Mund halten, dann wird es einen >Fall< überhaupt nicht geben. Bill?« John Brightling nickte Henriksen zu, der auf das Podium gekommen war.
»Meine Damen und Herren, Sie wissen, daß ich früher beim FBI war. Ich weiß, wie bei denen eine Strafverfolgung abläuft. Gegen uns zu ermitteln wird nicht einfach sein, selbst unter den besten Bedingungen. Das FBI muß sich an bestimmte Regeln halten, und das sind strenge Regeln. Zum Beispiel müssen sie Ihnen Ihre Rechte vorlesen. Eines dieser Rechte ist das Recht auf die Anwesenheit eines Rechtsanwalts während des Verhörs. Alles, was Sie zu sagen haben, ist: >Ja, ich möchte, daß mein Anwalt hinzugezogen wird.< Nachdem Sie das gesagt haben, dürfen Sie nicht mal mehr nach der Uhrzeit gefragt werden. Dann rufen die uns an, und wir schicken einen Rechtsanwalt, der Ihnen, direkt vor den Bea mten, erklären wird, daß Sie gar nichts auszusagen brauchen. Außerdem wird er den Beamten erklären, daß sie alle möglichen Vorschriften und Verfassungsgerichtsbeschlüsse verletzen, falls man doch versucht, Sie zum Reden zu zwingen. Was natürlich bedeuten würde, daß die Probleme bekommen. Und was man unter solchen Umständen aus Ihnen herausholt, darf sowieso nicht gerichtswirksam verwendet werden. Das sind eben Ihre Grundrechte.« Er blickte sich in der Runde um. Die Versammelten schienen begriffen zu haben.
»Als nächstes«, fuhr Bill Henriksen fort, »werden wir unsere Zeit hier damit verbringen, uns das üppige Ökosystem des Umlands anzuschauen. Damit vertuschen wir alles. Das wird uns erst einmal eine Weile in Anspruch nehmen, und...«
»Moment mal«, meldete sich einer, »wenn wir doch auf deren Fragen gar nicht anworten müssen, warum...«
»Warum wir trotzdem eine Geschichte erfinden, um alles zu vertuschen? Ganz einfach. Unser Anwalt muß doch wissen, was er den Staatsanwälten daheim erzählen kann. Wenn er denen eine gute Geschichte anbietet, bringt er sie von unserer Spur ab. Sobald die Bullen wissen, daß sie keine Chance haben, treten sie erst gar nicht zum Kampf an. Ein geschicktes Vertuschungsmanöver wird dabei sehr nützlich sein. >Aber klar!< können wir sagen: >Wir haben uns den Ebola-Erreger angeschaut, ein bösartiges kleines Mistvieh, die Welt braucht doch ein Heilmittel dagegen. Mag sein, daß irgendein übergeschnappter Angesteller von uns versucht hat, die Weltbevölkerung auszurotten - damit haben aber wir doch nichts zu tun. Warum wir hier sind?< Wir betreiben medizinische Grundlagenforschung an den chemischen Baustoffen der Flora und Fauna im tropischen Regenwald. Das ist doch völlig legitim, oder nicht?« Allgemeine Zustimmung im Saal.
»Na schön, nehmen wir uns die Zeit, ein wasserdichtes Alibi auszuarbeiten. Dann lernen wir alle diese Geschichte auswendig. Sollten uns die Anwälte anweisen, vor dem FBI auszusagen, dann können wir das ohne Risiko tun. Wir geben uns kooperativ und lassen denen alle möglichen Informationen zukommen, außer solchen, die uns Schwierigkeiten machen. Auf diese Weise verhindern wir, daß sie Anklage gegen uns erheben. Wenn wir zusammenstehen und uns an das Drehbuch halten, können wir gar nicht verlieren, Leute. Das dürfen Sie mir glauben! Wenn wir unseren Verstand gebrauchen, können wir nicht verlieren , kapiert?«
»Und wir können
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