10 - Operation Rainbow
Terrorist. Diese gehennur die guten, meine ich - normalerweise besonnener vor.«
»Was in aller Welt ist ein >guter< Terrorist?«
»Ein Geschäftsmann, dessen Geschäft das Töten von Menschen ist, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Um höherer Zwecke willen, wenigstens nach ihrer Vorstellung. Sie haben einen Glauben, nicht wie Kinder in der Sonntagsschule an den Katechismus glauben, mehr wie vernünftige Erwachsene, die sich an Bibelworte halten. Der Vergleich hinkt, fürchte ich, aber einen besseren habe ich nicht zur Hand. - Der Tag war lang, Mr. Chavez«, schloß Dr. Bellow, während die Stewardeß Wein nachschenkte.
Ding blickte zur Uhr. »Sie mögen recht haben, Doc.« Und für's erste, dafür brauchte er keinen ärztlichen Rat von Bellow, konnte auch ihm eine Runde Schlaf nicht schaden. Chavez stellte den Sitz in Liegeposition und war zwei Minuten später eingenickt.
4 - NACHBEREITUNG
Chavez und der größte Teil von Team-2 wurde erst bei der Landung des Fliegers in Heathrow wieder wach. Das Taxi zum Flugsteig ließ eine Ewigkeit auf sich warten, dort wurden sie von der Polizei abgeholt, die sie zum Hubschrauberstartplatz eskortierte. Unterwegs fiel Chavez am Terminal die Schlagzeile eines Boulevardblatts ins Auge, in der es hieß, die Schweizer Polizei habe einen Banküberfall mit Geiselnahme in Bern beendet. So unbefriedigend es sein mochte, wenn andere den Lorbeer ernten - für Operation Rainbow war es genau das Richtige. Voraussichtlich würde die Schweizer Bundesregierung ein wohlmeinendes Dankschreiben schicken, das unter »streng vertraulich« zu den Akten kam. Die beiden Militärhubschrauber landeten sicher in Hereford. Mehrere Jeeps brachten die Männer in ihre Unterkünfte. Es war jetzt nach elf Uhr nachts, und alle waren erschöpft nach einem Tag, der mit Manövern begonnen hatte und mit dem Streß eines echten Einsatzes endete.
Doch noch konnten sie nicht ausruhen. Beim Betreten ihres Quartiers stellte sich heraus, daß sämtliche Drehstühle im Halbkreis in der Turnhalle bereitstanden, daneben ein Videogerät mit Großbildschirm. Clark, Stanley und Covington erwarteten sie schon. Es war Zeit für die Einsatzkritik, auch »Nachbereitung« genannt.
»Okay, Leute«, räusperte sich Clark, sobald sie Platz genommen hatten. »Gute Arbeit. Die Bösewichter sind ausgemerzt, und von den Guten wurde während des Einsatzes niemand verletzt. Gut und schön. Trotzdem - was haben wir falsch gemacht?«
Paddy Connolly erhob sich als erster. »Ich hab zuviel Sprengstoff an der Hintertür verwendet. Wären Unschuldige dahinter festgehalten worden, hätte es sie mit erwischt«, gestand der Sergeant unverblümt. »Ich hielt den Türrahmen für stabiler, als er war.« Nach einer Pause zuckte er die Achseln. »Weiß nicht, was ich da künftig anders machen sollte.«
John dachte darüber nach. Connolly schien an übertriebener Ehrlichkeit zu leiden, in jedem Fall ein Zeichen von Zuverlässigkeit. Er nickte und ging darüber hinweg. »Ich auch nicht. Was gibt es noch?«
Als nächstes meldete sich Tomlinson zu Wort und blieb sitzen. »Wir müssen uns im Gebrauch der Leuchtgranaten besser üben, Sir. Hat mich ganz schön mitgenommen, als wir reingestürmt sind. Gut, daß Louis den ersten Schuß abgab. War mir vielleicht mißlungen.« . ....
»Wie hat es sich drinnen ausgewirkt?«
»Bei den Tätern sehr günstig für uns«, erklärte Tomlinson. »Der, den ich erkennen konnte, war sichtlich außer Gefecht.«
»Hätten wir ihn lebend schnappen können?« mußte Clark notgedrungen nachhaken.
»Auf keinen Fall!« Sergeant Louis mischte sich ein. »Er hatte das Gewehr im Anschlag und zielte direkt auf die Geiseln.« Einem Terroristen die Waffe aus der Hand zu schießen, kam nicht in Frage. Man mußte immer befürchten, daß er mehr als einen Trumpf bereithielt, und die Ersatzwaffe war nicht selten eine Splittergranate. Loiselles drei Treffer in den Schädel des Mannes entsprachen voll und ganz der Rainbow-Strategie.
»Einverstanden. Wie kommen denn Sie mit den Blitzknallern klar, Louis? Sie standen doch viel näher dran als George.«
»Ach, wissen Sie«, grinste der Franzose, »ich bin verheiratet. Und werde öfter angekeift. - Aber im Ernst«, fuhr er fort, als sich das müde Gekicher legte, »ich hielt mir ein Ohr zu, das andere an die Schulter gepreßt, und kniff die Augen zusammen. - Außerdem hatte ich die Detonation ausgelöst«, setzte er hinzu. Anders als Tomlinson und die anderen konnte er
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