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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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behagt?«
    »Nein. Ganz und gar nicht.« Ein Autounfall, das Bein des Fahrers war zerschmettert und konnte nicht gerettet werden.
    »So ist das im Leben, Patsy. Nicht alles, was man macht, muß einem gefallen.« Damit ließ sich Chavez am Bettrand nieder und warf seine Socken in den offenen Wäschebeutel. Geheimdienstler , dachte er. Eigentlich sollte ich jetzt meinen Wodka Martini nehmen, gerührt, nicht geschüttelt. Aber in den Filmen sieht man nie, wie der Held ins Bett fällt, um zu pennen, oder? Aber wer will schon bumsen, nachdem er jemanden getötet hat? Er schnalzte mit der Zunge und legte sich rücklings auf die Tagesdecke. Einer schon. Bond. Mr. James Bond . Als er die Augen schloß, sah er das Bild der Schalterhalle wieder vor sich, die er mit erhobener MP-10 gestürmt hatte, bevor er diesen Kerl ins Visier nahm - Guttenach hatte er geheißen, oder? Ihm fiel ein, daß er die Identität nicht einmal nachgeprüft hatte. Sein Kopf war im Zielfernrohr aufgetaucht, und er hatte die Ladung abgefeuert, routinemäßig, wie man sich nach dem Urinieren den Reißverschluß zuzieht. Ebenso schnell und leise, mit dem Schalldämpfer auf der Mündung, und zack, egal, wie er heißt, er war tot. Er und seine drei Kumpanen hatten kaum eine Chance. Um die Wahrheit zu sagen, sie hatten gar keine.

    Aber der Mann, der ein paar Stunden zuvor abgeknallt worden war, hatte der eine Chance gehabt? Irgendein harmloser Knabe, der zufällig in der Bank war, auf sein Konto was eingezahlt hatte oder um einen Kredit bettelte, oder bloß Kleingeld für den Friseur brauchte? Spar dir dein Mitleid für den auf , rief Ding sich zur Ordnung. Und der Chirurg, den Model drauf und dran war umzubringen, saß jetzt zuhause, bei Frau und Familie vielleicht, oder mit Schnaps abgefüllt oder Valium, weil er sein Schüttelzittern nicht los wird und daran denkt, einen Psychoklempner-Freund anzurufen, um sich gegen das Opfersyndrom behandeln zu lassen. Wahrscheinlich ging es ihm beschissen. Aber man mußte am Leben sein, um überhaupt was zu fühlen. Und das war immer noch besser, als daß Frau und Kinder im Wohnzimmer der Berner Villa im Grünen saßen und sich die Augen ausweinten, weil Daddy nicht mehr nach Hause kam.
    Genau. Er hatte einem das Leben genommen, einem anderen eins wiedergegeben. Mit diesem Gedanken sah er das Bild erneut vor sich, erinnerte sich an die erste Kugel, die den Dreckskerl knapp hinterm Ohr traf. Da wußte er, daß er gleich tot war, schon bevor die zweite Kugel einschlug und die dritte, in einem Kreis von nur zwei Millimeter Durchmesser, die das Gehirn über zehn Meter weit spritzen ließen, bevor der Körper zusammenfiel wie ein nasser Sack. Und wie das Schießeisen des Kerls zu Boden fiel, mit der Mündung nach oben - gut, daß es nicht losging und noch irgendwen verletzte, und daß der Kopfschuß nicht die Finger am Abzug krampfen ließ, um noch einen Schuß vom Grabesrand abzufeuern - ein nie ganz auszuschließendes Risiko. Dennoch war er nicht zufrieden. Besser, sie lebend zu kriegen und ihnen alles abzuquetschen, was sie wußten, und weshalb sie diesen Irrsinn veranstalteten. Auf diese Weise lernte man manches, was beim nächsten Mal nützlich sein konnte, oder erfuhr sogar im Idealfall den Namen eines weiteren Subjekts, des Drahtziehers, den man nicht weniger gern mit Blei durchsiebt hätte.
    Der Einsatz war nicht perfekt gelaufen, das mußte Chavez selbst zugeben, doch er hatte Leben retten sollen und er hatte eins gerettet. Und das mußte fürs erste reichen. Einen Augenblick später spürte er, wie sich seine Frau neben ihn legte. Er faßte nach ihrer Hand, und sie führte seine an ihren Bauch. Der kleine Chavez turnte also mal wieder. Das, meinte Ding, war doch einen Gutenachtkuß wert, und er wälzte sich zu ihr hinüber.

    ***

    Auch Popov hatte sich zu Bett gelegt, nachdem er sich vor der Glotze vier steife Wodka genehmigt hatte; erst die Lokalnachrichten, anschließend die Lobeshymnen auf die Schweizer Gendarmerie. Die Identität der Bankräuber wurde noch immer nicht bekanntgegeben; irgendwie war Popov von der üblichen Berichterstattung enttäuscht, obwohl er bei näherer Überlegung nicht recht wußte, weshalb. Für seinen Auftraggeber hatte er sich als verläßlich bewährt - und überdies eine beträchtliche Geldsumme eingesackt. Noch ein paar solcher Aktionen, und er konnte in Rußland wie ein König leben, in manchen anderen Ländern immer noch wie ein Prinz, konnte sich allen Luxus leisten, um den

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