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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich eine vertraute Stimme.
    »Ja, Dieter«, antwortete Johnston, ohne von der Zielscheibe aufzublicken. Überall ins Schwarze. Schade, daß die Jagdsaison vorbei war.
    »Du hast heute besser geschossen als ich. Bei dir war der Wind günstiger.« Webers bevorzugte Ausrede. Für einen Europäer kannte er sich mit Waffen recht gut aus, das mußte Homer zugeben.
    »Ich sag's ja, die Halbautomatik gleicht die Flugbahn nicht richtig aus.« Webers 900-Meter-Schüsse waren am Rand eingeschlagen. Sie hätten das Weichziel kampfunfähig gemacht, aber nicht getötet, obwohl sie als Treffer registriert wurden. Johnston war der beste Rainbow-Schütze, besser noch als Houston, wenn auch an guten Tagen nur um die Breite eines Schamhaars, wie Homer selbst zugeben mußte.
    »Ich möchte meine zweite Patrone schneller abfeuern als du«, unterstrich Weber. Und das war das Ende vom Lied. Soldaten waren ihren Schußwaffen treu wie ihrer Religion. Der Deutsche traf besser mit seiner vergötterten Walther, aber diese Waffe hatte nicht die Zielgenauigkeit eines Bolzengewehrs und war außerdem viel langsamer. Beide Schützen hatten mehr als einmal bei einem Bierchen darüber diskutiert, doch keiner vermochte den anderen zu überzeugen.
    Jetzt klopfte Weber an sein Holster. »Kleines Pistolenschießen gefällig, Homer?«
    »Einverstanden.« Johnston stand auf. »Warum nicht?« Für seriöse Arbeit reichten Handfeuerwaffen nicht aus, aber Spaß machte es trotzdem, und die Munition war umsonst. Bei Handfeuerwaffen hatte ihn Weber um ein knappes Prozent übertroffen. Auf dem Weg zum Schießstand trafen sie Chavez, Price und die anderen, die mit ihren MP-10 ankamen. Im Vorübergehen scherzten sie miteinander. Offenbar hatten sie alle ihren Spaß gehabt am Schießstand.
    »Ach was«, grunzte Weber. »Auf fünf Meter kann jeder treffen.«
    »Morgen, Robert«, grüßte Homer den Platzwart. »Magst du uns ein paar Qs aufstellen?«
    »Aber gern, Sergeant Johnston«, erwiderte David Woods und schnappte sich zwei der amerikanischen Pappkameraden - Q-Ziele genannt wegen des Buchstabens Q an der Stelle, wo das Herz war. Eine dritte stellte er für sich selbst auf. Der farbige Sergeant mit breitem Schnurrbart, der dem britischen Regiment der Militärpolizei angehörte, war verdammt gut auf der 9mm-Browning. Die beweglichen Ziele glitten in die Zehn-Meter-Bahn und wandten sich seitwärts, während die drei Sergeants ihre Schallschützer überstülpten. Woods war eigentlich Pistolentrainer, doch die erstklassige Ausbildung der Hereford-Männer machte ihn hier überflüssig. Deshalb feuerte er allein rund tausend Schuß Munition in der Woche ab, um sich selbst zu verbessern. Man wußte, daß er gern mit den Rainbow-Leuten übte, und forderte ihn zum freundschaftlichen Wettstreit heraus, wobei er sich zum Ärger der Schützen oft als ebenbürtig erwies. Woods war konservativ und hielt die Pistole in einer Hand, wie Weber auch, während Johnston die beidhändige Weaver-Stellung bevorzugte. Die Pappkameraden drehten sich unvermittelt um, und drei Handfeuerwaffen entluden sich in ihre Richtung.

    ***

    Das Ambiente, in dem Erwin Ostermann wohnte, war prachtvoll. Hans Fürchtner konnte nicht umhin, es wieder und wieder zu bewundern. Natürlich paßte es zu diesem überheblichen Klassenfeind. Bei ihren Recherchen hatten sie keinen adligen Hintergrund des Schloßbesitzers feststellen können, doch hielt er sich vermutlich selbst für einen legitimen Erbgrafen. Noch, dachte Hans, als er in die Auffahrt bog, die ihn zwei Kilometer durch eine gepflegte Parklandschaft führte, mit manikürten Rasenflächen und Büschen von geometrischem Zuschnitt. Von den Gärtnern ließ sich niemand blicken. An der Auffahrt zum Palais bremste er und wendete seinen Mercedes-Mietwagen, als suchte er noch einen Parkplatz. Hinter dem Hauptgebäude wurde er den Sikorsky S-76-Hubschrauber gewahr, den sie nachher benutzen wollten und der auf seinem asphaltierten Landeplatz in der gelben Markierung stand. Fürchtner setzte die Fahrt rings um das Schloß fort und parkte schließlich fünfzig Meter vor dem Eingang.
    »Bist du bereit, Petra?«
    »Ja«, entgegnete sie knapp und atemlos. Sie waren schon jahrelang nicht mehr aktiv gewesen, und die Wirklichkeit nahm sich doch anders aus als die Strategie, an der sie eine Woche mit Grundrißplänen und Diagrammen gefeilt hatten. Es gab einige Unwägbarkeiten, beispielsweise wußten sie nicht, wieviel Personal im Haus beschäftigt war. Sie waren

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