10 - Operation Rainbow
über das Gelände streunten oder unübersehbar herumlungerten wie - wie Leibwächter, sagte sich Ostermann. Als Aktienhändler und internationaler Währungsspekulant war ihm schon manche Chance durch die Lappen gegangen, aber diese...
»Wollen Sie Geld?«
»Nein. Wir wollen Ihren persönlichen Zugriff auf das internationale Börsennetzwerk«, erklärte Fürchtner. Hans war ein wenig überrascht, daß Ostermann ihn so verständnislos anglotzte.
»Was meinen Sie damit?«
»Die Codes und Paßwörter, mit denen Sie ins Börsennetz kommen.«
»Aber die sind doch längst bekannt. Jedermann kann sie sich verschaffen«, wandte Ostermann ein.
»Aber ja. Natürlich. Darum wohnt ja auch jeder so feudal wie Sie hier!« Petra feixte verächtlich.
»Herr Ostermann«, betonte Fürchtner geduldig. »Wir wissen, daß es ein spezielles Netzwerk für Leute wie Sie gibt, damit Sie die aktuellen Marktbewegungen ausnutzen und entsprechende Profite machen können. Halten Sie uns für Idioten?«
Die Angst, die dem Börsianer ins Gesicht geschrieben stand, amüsierte seine Besucher. Offenbar wußten sie schon, was sie nicht wissen sollten, und konnten ihn zwingen, mit den Informationen herauszurücken. Seine Gedanken waren ihm von der Stirn abzulesen.
Mein Gott, sie glauben, ich hätte Zugang zu etwas, das nicht existiert, nie werde ich sie vom Gegenteil überzeugen können...
»Wir wissen, wie Sie und Ihresgleichen vorgehen«, versicherte Petra und bestärkte ihn in seiner Angst. »Ihr Kapitalisten versorgt euch gegenseitig mit Insidertips und manipuliert die sogenannten freien Märkte, wie es euch gefällt. Jetzt möchten wir auch ein paar Informationen. Die werden Sie uns geben. Wenn nicht, müssen Sie sterben, zusammen mit Ihren Lakaien.« Sie deutete mit der Pistole zum Vorzimmer.
»Verstehe.« Ostermanns Gesicht war jetzt weiß wie sein Oberhemd von Turnbull & Asser. Er spähte ins Vorzimmer. Gerhardt Dengler saß dort am Schreibtisch, die Hände auf der Tischplatte gefaltet. Gab es da nicht einen Alarmknopf? Ostermann erinnerte sich nicht, so fieberhaft suchte sein Gehirn die Katastrophe zu verarbeiten, die so brutal über ihn hereingebrochen war.
***
Erste Aufgabe der Polizei war die Überprüfung der Kennzeichen an den Fahrzeugen, die dicht beim Haus geparkt standen. Der PKW war, wie sich sofort ermitteln ließ, ein Mietwagen. Die Schilder am Lieferwagen waren seit zwei Tagen als gestohlen gemeldet. Ein Ermittlerteam wurde auf der Stelle in den Wagenverleih geschickt, um die Identität der Fahrer festzustellen. Ein weiterer Anruf bei einem von Ostermanns Geschäftspartnern war notwendig. Die Polizei mußte wissen, wieviel Haus- und Büropersonal sich im Gebäude aufhielt. Das konnte eine Stunde dauern, kalkulierte der Hauptwachtmeister. Inzwischen unterstanden drei weitere Streifenwagen seinem Kommando. Einer von ihnen machte einen großen Bogen um das Haus, damit die beiden Beamten sich zu Fuß von hinten anpirschen konnten. Zwanzig Minuten nach Ankunft hatte er den Tatort umstellt. Als erstes erfuhr er von einem Hubschrauber, den Ostermann hinter dem Haus abgestellt hatte. Es handelte sich um ein amerikanisches Sikorsky-Modell S-76 B, das zwei Piloten und maximal dreizehn Passagiere aufnehmen konnte. Damit kannte er die Höchstzahl der mutmaßlich fortzuschaffenden Täter und Ge iseln. Der Hubschrauberlandeplatz lag zweihundert Meter hinter dem Hauptgebäude. Hier setzte Altmark an. Mit Sicherheit würden die Gangster den Hubschrauber als Ruchtfahrzeug benutzen wollen. Unglücklicherweise waren es noch dreihundert Meter vom Landeplatz bis zum Waldrand. Hier mußten ganz ausgezeichnete Scharfschützen eingesetzt werden, über die sein eilig zusammengestelltes Kommando allerdings nicht verfügte.
Bald nach der Entdeckung des Hubschraubers hatte einer seiner Leute die Pilotencrew ausfindig gemacht, einen daheim und einen am Flughafen Schwechat, wo er gerade mit dem österreichischen Vertreter des Herstellers über einige Umbauten verhandelte. Ein Glück, dachte Willi Altmark, vorläufig würde der Hubschrauber nirgendwohin fliegen. Doch die Tatsache, daß Erwin Ostermanns Haus überfallen worden war, war bis ins Ministerium des Inneren weitergemeldet worden. Und plötzlich erhielt der Einsatzleiter einen überraschenden Funkspruch vom obersten Leiter der Staatspolizei.
***
Sie hatten die Maschine gerade noch erwischt; präziser ausgedrückt, der Abflug brauchte ihretwegen nicht verzögert zu werden. Chavez
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