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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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legte den Sicherheitsgurt an, als die 737 in die Startbahn einschwenkte, und ging mit Eddie Price noch einmal die wenigen vorab gefaxten Unterlagen durch. Sie hoben gerade ab, als Price die Verbindung seines Laptop mit dem Funksystem des Fliegers zusammengeschaltet hatte. Nach einer Weile bekam er das Diagramm mit der Überschrift Schloß Ostermann auf den Schirm.

    »Und was für ein Typ ist der Besitzer?« wollte Chavez wissen.
    »Kommt gleich herein, Sir«, gab Price zurück. »Anscheinend ein Finanzmakler, offenbar sehr reich. Mit dem Kanzler seines Landes befreundet. Das erklärt wohl, weshalb wir so rasch damit beauftragt wurden.«
    »Klar«, nickte Chavez. Er blickte zur Uhr. Nach Wien war es nicht mehr als eine Stunde. Ein solcher Zwischenfall, das konnte vorkommen. Aber zwei terroristische Anschläge so kurz nacheinander, ging das mit rechten Dingen zu? Nicht, daß man von festen Regeln und Gesetzmäßigkeiten ausgehen konnte, und selbst wenn, hätten diese Leute absichtlich dagegen verstoßen. Trotzdem... Doch jetzt war keine Zeit für Grübeleien. Chavez vertiefte sich statt dessen in das Material, das Price in seinen Laptop bekam, und überlegte, wie diese neue Situation angepackt werden mußte. Weiter hinten hatte sein Team ganze Sitzreihen in der Touristenklasse besetzt und schmökerte in Romanen. Über den bevorstehenden Job redeten sie nicht viel, schließlich waren sie, abgesehen von ihrem Reiseziel, noch nicht unterrichtet.
    »Verdammt großer Umkreis, den wir da besetzen müssen«, bemerkte Price nach ein paar Minuten.
    »Was wissen wir über die Gegenseite?« fragte Ding und merkte mit einem Mal, daß er allmählich in britischen Polizeijargon verfiel. Gegenseite? Früher hätte er Halunken gesagt.
    »Nichts«, gab Eddie zurück. »Niemand identifiziert, nichts über ihre Nummernschilder.«
    »Großartig«, murrte der Team-2-Kommandant und starrte noch immer in den Bildschirm.

    ***

    Die Telefonleitung wurde angezapft. Dafür hatte Altmark von Anfang an gesorgt. Wer von außen anrief, bekam das Besetztzeichen zu hören, Telefonate von drinnen wurden in der Leitstelle mitgeschnitten - aber es gab keine, weshalb Hauptwachtmeister Altmark vermutete, daß die Gangster drinnen vollzählig waren und keiner Hilfe von außen bedurften. Genausogut konnte es bedeuten, daß sie Handys benutzten; diese abzuhören, fehlte ihm die Ausrüstung, obwohl der Lauschangriff auf Ostermanns drei Handynummern kein Problem war.

    Die Staatspolizei hatte dreißig Beamte abgestellt und einen undurchlässigen Ring gezogen; ein Panzerwagen mit Vierradantrieb stand gut getarnt im Wäldchen und verstärkte ihn. Sie hatten einen Lieferwagen an der Einfahrt gestoppt, der die Eilpost brachte, doch sonst hatten keine Fahrzeuge versucht, auf das Grundstück zu kommen. Für jemanden in seiner Stellung führte Ostermann tatsächlich ein ruhiges, unauffälliges Leben. Der Hauptwachtmeister hätte mit einer ständigen Kolonne von Besucherautos gerechnet.

    ***
    »Hans?«
    »Ja, Petra?«
    »Die Telefone klingeln nicht. Wir sind schon eine ganze Weile da, aber niemand ruft an.«
    »Meine Geschäfte wickle ich vorwiegend per e-Mail ab«, versicherte Ostermann, dem die ungewöhnliche Funkstille ebenfalls aufgefallen war. Hatte Gerhardt die Polizei alarmiert? Und wenn es so war, wie würde es sich auswirken? Ostermann hatte schon oft darüber gescherzt, wie tödlich sein Beruf war, welche Gefahr jeder seiner Schritte barg, daß man ihm das letzte Hemd ausziehen würde, wenn er jemandem die Chance dazu bot... Doch ihn zu ermorden, hatte noch niemand gedroht, und niemand hatte bisher eine geladene Waffe auf ihn oder seine Mitarbeiter gerichtet. Ostermann nutzte die verbleibenden Kräfte, sich vor Augen zu halten, daß er sich über diesen neuen, erschreckenden Aspekt seines Lebens nie ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Das einzige Talent, das ihm momentan zustatten kam, war die Fähigkeit, in Gesichtern zu lesen und Gedanken zu erfassen, und obwohl er niemanden kannte, der auch nur entfernt diesen Menschen ähnlich war, sah er genug, was ihm mehr Angst denn je einjagte. Dieser Mann, und mehr noch die Frau an seiner Seite, waren drauf und dran, ihn ohne irgendwelche Gewissensbisse umzubringen, mit weniger Mitgefühl, als er zeigte, wenn er jemanden um Akt ien im Wert von einer Million Dollar erleichterte. Wußten sie nicht, was sein Leben wert war? Wußten sie nicht, daß...
    Nein, machte sich Erwin Ostermann klar, das wußten sie nicht.

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