10 - Operation Rainbow
überwachen, fehlte es dem Rainbow-Team an Ausrüstung. Soviel man wußte, hatten sich Terroristen oder Bankräuber dieses Manko noch nicht zunutze gemacht, aber die hier konnten schlauer sein als alle bisher. Wieder starrte Chavez zum Schloß. Die Ratten mußten erst aus dem Loch, wenn er seine Arbeit tun wollte. Daraus ergab sich wiederum die Frage, wieviele es waren. Ohne Lauschangriff ließ sie sich nicht beantworten - und der war, nach allen diesen Überlegungen, ein zweifelhaftes Unterfangen.
»Über Handys und Sprechfunk außerhalb des Zielobjekts müssen wir uns zuhause noch einmal unterhalten, Tim. Hauptwachtmeister Altmark?«
»Ja, Major?«
»Haben wir Flutlicht?«
»Soeben eingetroffen, Sir. Drei Anlagen insgesamt.« Price und Chavez sahen bei der Installation zu. Die drei LKWs trugen Aufbauten auf dem Dach, mit denen sich notfalls ein kleines Fußballstadion ausleuchten ließ. Der Feuerwehr dienten sie bei Großfeuern. Die LKWs versorgten sie auch mit Strom. Chavez erklärte Altmark, wo sie postiert werden sollten, und kehrte zum Sammelplatz seines Teams zurück.
Die Infrarot-Sichtgeräte nutzten Temperaturunterschiede aus, um ein Bild sichtbar zu machen. Mit einbrechender Nacht war es rasch kühl geworden, auch die Steinmauern des Hauses erkalteten. Schon jetzt leuchteten die Fenster im Sichtgerät heller als die Wände, weil das Haus beheizt war; die altertümlichen Butzenscheiben in den vielen Haustüren waren trotz der schweren Vorhänge dahinter schlecht isoliert. Die erste Entdeckung machte Dieter Weber.
»Gewehr Zwei-Zwei an Führung. Thermisches Ziel im ersten Stock, viertes Fenster von der Westecke, späht durch den Vorhang nach draußen.«
»Prima! Das ist der in der Küche.« Es war die Stimme von Hank Patterson, der sich über den Grundriß beugte. »Wir haben unsere Nummer eins! Kannst du mehr sagen, Dieter?«
»Negativ - nur ein Schatten«, gab der deutsche Schütze zurück. »Nein, wartet. Hochgewachsen, vermutlich ein Mann.«
»Hier Pierce! Ich habe einen im ersten Stock. Ostseite, zweites Fenster von rechts.«
»Hauptwachtmeister?«
»Ja?«
»Könnten Sie wohl Ostermann im Büro anrufen? Wir wollen wissen, ob er noch dort ist. Wenn ja, müssen ein oder zwei Bewacher bei ihm sein.«
»Büro Ostermann«, meldete sich eine weibliche Stimme.
»Hauptwachtmeister Altmark hier. Mit wem spreche ich?«
»Kommandantin Gertrud von der Roten Arbeiter-Fraktion.«
»Verzeihen Sie, ich wollte Kommandant Wolfgang sprechen.«
»Augenblick.« Petra reichte den Hörer weiter.
»Hier ist Wolfgang.«
»Altmark hier. Wir haben längere Zeit nichts von Ihnen gehört.«
»Welche Neuigkeiten haben Sie für uns?«
»Keine Neuigkeiten, aber eine Bitte, Kommandant.«
»Was wollen Sie?«
»Ein Zeichen des guten Willens«, seufzte Altmark, während Bellow und sein Dolmetscher mithörten. »Lassen Sie doch wenigstens zwei Geiseln frei, vielleicht die Älteren vom Hauspersonal ...«
»Wofür? Damit Sie uns leichter identifizieren?«
»Führung? Lincoln hier. Ich sehe ein Zielobjekt. Nordwestliches Eckfenster, groß, mutmaßlich männlich.«
»Das macht drei plus zwei«, bemerkte Chavez, während Patterson diese Stelle im Grundriß mit einem selbstklebenden gelben Kreis markierte.
Die Frau, die den Hörer abgenommen hatte, war ebenfalls in der Leitung geblieben. »Warten Sie noch drei Stunden, dann schicken wir Ihnen eine Geisel - tot!« verkündete sie unheilvoll. »Sonst noch Fragen? Wir verlangen endlich den Piloten für Ostermanns Hubschrauber! Und bis Mitternacht hat am Flughafen die Maschine bereitzustehen. Andernfalls töten wir eine Geisel nach der anderen, um Ihnen Beine zu machen. In regelmäßigen Abständen. Kapiert?«
»Bitte. Wir respektieren, daß Sie es ernst meinen«, beschwor Altmark die Frau. »Wir suchen händeringend nach den Piloten und verhandeln gleichzeitig mit Air Austria über eine Linienmaschine. So etwas braucht Zeit, wissen Sie!«
»Leute wie Sie sagen das immer. Wir haben mitgeteilt, was wir fordern. Wenn Sie unsere Forderungen nicht erfüllen, klebt Blut an Ihren Händen. - Ende der Durchsage!« schloß die weibliche Stimme und brach das Gespräch ab.
Hauptwachtmeister Altmark war, nach dem abrupten Ende des Telefonats, überrascht und unangenehm berührt von der Kaltschnäuzigkeit seiner Verhandlungspartner. Er sah sich nach Dr. Bellow um, während er den Hörer auflegte. »Was meinen Sie, Doktor?«
»Diese Frau ist gefährlich. Und beide sind
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