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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Dummheiten anstellen, und Hans und Petra waren bemüht, jede ihrer Regungen zu kontrollieren.
    Gerhardt Dengler saß im Besuchersessel, dem Schreibtisch seines Arbeitgebers gegenüber. Er wußte jetzt, daß er vorhin die Polizei alarmiert hatte, und zermarterte sich genau wie sein Chef das Hirn, ob er gut daran getan hatte. In zwei Jahren hätte er sich selbständig machen können, eventuell mit Ostermanns Unterstützung. Wie jeder, der sich als rechte Hand eines Unternehmers bewährt, hatte er manches von ihm gelernt. Das würde ihm helfen, auf eigenen Beinen zu stehen. Und trotzdem, was war er diesem Mann schuldig? Und wie sollte er sich in dieser Zwangslage verhalten? Dengler hatte es nicht weniger unvorbereitet getroffen, aber er war jünger und körperlich widerstandsfähiger als Ostermann.
    Eine der Sekretärinnen weinte leise. Tränen liefen ihr über die Wangen, Tränen der Angst und der Wut darüber, daß ihr bisheriges behagliches Leben so abrupt gestört worden war. Waren diese Ganoven verrückt, daß sie bei ihren Mitmenschen eindrangen und sie mit dem Tode bedrohten? Und was konnte sie dagegen unternehmen? Die Antwort war einfach: nichts. Sie konnte Telefonanrufe durchstellen, Post in rauhen Mengen bearbeiten, Außenstände eintreiben - für all das hatte sie Talent und gehörte nicht zuletzt deshalb zu den wohl bestbezahlten Sekretärinnen im Land. Herr Ostermann ließ sich nicht lumpen, pflegte ein gutes Verhältnis zu seinen Angestellten. Sie und ihren Mann, einen Steinmetz, hatte er bei ihren Anlagegeschäften beraten; mit ein bißchen Glück waren sie in ein paar Jahren selbst reiche Leute. Sie war schon seit Jahren bei ihm, lange bevor seine erste Frau an Krebs gestorben war. Sie hatte miterlebt, wie er darunter litt, und ihm in seiner tiefsten Trauer nicht helfen können. Und ebenso selig war sie, als Ursel von Prinze in sein Leben trat und Herr Ostermann wieder lächeln konnte...
    Und dafür mußten sie sich von diesem Lumpenpack anstarren lassen, als wären sie keine Menschen, dachte die Sekretärin. Von Kerlen, die Pistolen im Anschlag hielten wie im Kino - nur, daß Gerhardt und sie mitspielen mußten. Mal eben in die Küche, Bier und Kartoffelchips holen, war nicht drin. Sie mußten durchhalten, bis der Abspann kam, wenn sie ihn erlebten. Daher weinte sie in ihrer Ohnmacht, und Petra Dortmund verzog mißfällig das Gesicht.

    ***

    Homer Johnston trug ein Tarnnetz, ein verschlungenes, den ganzen Körper einhüllendes Netz mit flatternden, aufgenähten Lumpen. Im Dunkeln ließ ihn das wie ein Busch oder ein Haufen Herbstlaub erscheinen - nichts sollte an einen bewaffneten Mann erinnern. Das Gewehr lag auf dem Stativ bereit, die Zielvorrichtung war schon ausgeklappt. Er hatte einen guten Platz östlich vom Hubschrauber gefunden; von hier aus konnte er die gesamte Strecke zwischen Landeplatz und Haus unter Beschuß nehmen. Sein lasergestütztes Visier registrierte 216 Meter Distanz von der Hintertür des Hauses und 147 Meter vom vorderen linken Einstieg des Hubschraubers. Er selbst verbarg sich auf einem trockenen Fleck in der Wiese. Die Schatten am Waldrand waren länger geworden und der Wind trug den Geruch von Pferden heran, was ihn an seine Kindheit im amerikanischen Nordwesten erinnerte. Alles klar - er tippte auf sein Sprechfunkgerät.
    »Gewehr Zwei-Eins an Führung.«
    »Führung an Gewehr Zwei-Eins.«
    »Stellung bezogen und feuerbereit. Bis jetzt keine Bewegung im Haus auszumachen.«
    »Gewehr Zwei-Zwei in Stellung und feuerbereit«, meldete sich Sergeant Weber, der 265 Meter weiter lag. »Sehe ebenfalls keine Bewegung.« Johnston reckte vorsichtig den Hals nach Dieters Versteck. Sein deutscher Kamerad hatte eine gute Position gefunden.
    »Achtung«, zischte es hinter ihm. Johnston fuhr herum und sah einen Polizisten nur unzulänglich geduckt näherkommen. »Hier«, keuchte der Mann, reichte ihm Fotos und verschwand wieder. Johnston musterte die Bilder. Großaufnahmen von den Geiseln - keine von den Ganoven. Immerhin wußte er jetzt, worauf er nicht zielen durfte. Er nahm das militärgrüne Fernglas zur Hand und ließ den Blick langsam über die Schloßfassade schweifen, von links nach rechts und wieder zurück. »Dieter?« meldete er sich über das Direktfunk-Mikrofon.
    »Ja, Homer?«
    »Hast du auch Fotos?«
    »Ja. Kamen vorhin.«
    »Drinnen brennt kein Licht...«
    »Stimmt. Ganz schön s chlau, die Brüder.«
    »Noch eine halbe Stunde, glaube ich, dann brauchen wir

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