100 Bauernregeln
kontinental geprägten Regionen, eine große Erhaltungsneigung, was die hohe Trefferquote eines großen Teiles der Glühwürmchen-Wetterregeln erklärt. Die Flugintensität der kleinen Leuchtkäfer lässt in der zweiten Nachthälfte in der Regel nach, da die Luft dann kühler ist und sich bis zum Morgen weiter abkühlt. Außerdem wird es durch die Taubildung relativ feucht, was nicht so sehr den von ihnen bevorzugten Lebens- und Umweltbedingungen entspricht. Beim Nahen von Kälte, Wind und Regen bringenden Fronten stellen die Käfer ihren Flugverkehr gänzlich ein. In Regionen mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung sind die kleinen »Energiesparlampen« leider auf dem Rückzug. Dünger und Pestizide haben sie verjagt. Schade, denn der abendliche Tanz der Glühwürmchen über einer Blumenwiese kann bei einem Gläschen Wein zu einem romantischen, unvergesslichen Erlebnis werden. Glühwürmchen erfreuen uns etwa bis Mariä Heimsuchung am 2. Juli.
»Dreht die Kuh mit dem Schwanz sich von Osten nach Westen, entwickelt das Wetter sich nicht zum Besten.«
Hinter dieser Regel steckt viel Wahrheit. Oft sieht man weidende Rinder mit gleicher Richtungsorientierung auf einer Koppel stehen.
Das hat seinen Grund. Instinktiv stellen sich die Tiere beim Fressen und Wiederkäuen mit dem Schwanz in die Richtung, aus welcher der Wind weht. Auch Rehe und andere Wildtiere verhalten sich bei ihrer Nahrungsaufnahme ähnlich, vorausgesetzt, der Wind weht nicht zu schwach.
Eventuelle Raubtiere oder auch Jäger nähern sich in der Regel gegen den Wind, damit die vermeintliche Beute keine Witterung aufnehmen kann, das heißt nichts hört oder riecht. Um einen Feind besser sehen zu können, stellen sich die Wildtiere und natürlich auch die Rinder so auf, dass sie mit dem Hinterteil in Windrichtung stehen.
Ostwinde führen meist trockene, kontinentale Luftmassen heran, während Westwinde überwiegend feuchte und wolkenreiche Luft transportieren, in der sich häufig Niederschläge ausbilden. Erfolgt eine Winddrehung von Ost nach West, ist mit relativ großer Wahrscheinlichkeit mit einer Wetterverschlechterung zu rechnen. Führen die Kühe dementsprechend ebenfalls eine Drehung um 180 Grad aus und stehen mit dem Schwanz Richtung Westen, erweisen sie sich als Schlechtwetterboten. Bei einem längeren Landaufenthalt während der Urlaubszeit besteht Gelegenheit, das windabhängige Verhalten der Tiere zu beobachten.
Regel-Variation
»Wenn die Kuh nach dem Westen schaut, der Bauer auf freundliches Wetter baut; doch schaut die Kuh nach dem Osten, fällt bald Regen auf Dächer, Zaun und Pfosten.«
»Wenn die Ameisen in ihre Hügel verschwinden, wird sich in Kürze Regen einfinden.«
Nahe der Ortschaft Seefeld in Tirol soll es einen Berg geben, auf dem es von Ameisenhaufen wimmelt. Mädchen von dort bestritten früher ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Ameiseneiern und Ameisenlarven und deren Verkauf an Vogelzüchter und -händler in der Stadt Innsbruck. Dass die kleinen Staaten bildenden Insekten sich sehr liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern, steht außer Frage. Jeder kann sich bei sonnenscheinreichem Wetter davon überzeugen. Aber auch bei bevorstehendem Regen sind sie rührend um ihre Brut bemüht und versuchen, sie so schnell wie möglich in Sicherheit, sprich ins Innere des Ameisenhügels, zu bringen.
Regel-Variationen
»Suchen die Ameisen unruhig und planlos ihren Bau, stiehlt baldiger Regen der Sonne die Schau.«
»Siehst du die Ameisen ihre Brut liebevoll ins Freie tragen, kannst schirmlos du dich aus dem Hause wagen; doch laufen unruhig sie und suchend, um ihren Bau zu finden, wird’s bald regnen und auch kräftig winden.«
Mit Tausenden von Sinneszellen auf ihren Fühlern reagieren sie auf geringfügige Änderungen ihrer Umwelt sehr sensibel. Während Menschen auf Wanderungen sich eines Kompasses bedienen, der das Magnetfeld der Erde nutzt, besitzen Ameisen einen Kompass, der sich am Polarisationsmuster des Himmels orientiert. Das von der Sonne zur Erde abgestrahlte Licht ist nicht polarisiert. Erst auf dem Weg durch die Erdatmosphäre erfolgt eine Polarisierung, sofern nicht starke Wolkenfelder den Himmel bedecken. Dichte Bewölkung zieht eine völlige Depolarisierung der Strahlen nach sich. Der Kompass der Ameise funktioniert dann nicht mehr. Sie ziehen sich daher samt ihrer Brut in den Ameisenhügel zurück und verlassen diesen nur ungern. Hinzu kommt, dass die mit Geruchsstoffen markierten Ameisenwege, die das
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