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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Es wäre wohl der geeignetste Ort. Aber ich glaube nicht, daß wir alles so gut abdunkeln können, daß kein Licht nach draußen dringt. Der Keller muß reichen, was glaubst du?“
    „Ja, Hans. Aber sehr weit weg. Ich weiß nicht, ob wir viel erreichen werden.“
    „Wir müssen es versuchen. Ich glaube nicht, daß wir eine zweite Chance bekommen.“
    „Du hast recht. Aber gib mir Zeit. Ich muß mit dem Haus vertraut werden.“
    Sie verschwand im Obergeschoß, während ich mich im Keller umsah. Umsah ist übertrieben. Ich tastete mich herum und versuchte mich an die Angaben des Mädchens zu erinnern. Einer der Kellerräume mußte ohne Fenster sein. Das Problem war, daß ich kein Licht machen konnte. Und daß die Fenster, die in Schächten mündeten, kaum erkennbar waren. Mit abgeblendeter Taschenlampe fand ich den Raum.
    Ich stieg wieder nach oben und begann die Geräte nach unten zu schaffen. Schwaber meldete nichts Ungewöhnliches. Über uns waren Klaras Schritte zu hören. Sonst war alles still.
    Ich informierte Schwaber, wies ihn aber an, weiter Ausschau zu halten, um Ernst und das Mädchen einzulassen, sobald sie zurückkamen. Den Schlüssel ließ ich stecken, schloß jedoch ab.
    Dann sah ich mich im Keller nach Steckdosen um und begann die Geräte anzuschließen. Das wichtigste war das Tonbandgerät. Mit Kamera und Videogerät waren wir bisher nicht sehr erfolgreich gewesen. Außer ein paar verschwommenen Schatten war nichts zu entdecken gewesen.
    Ich erwartete es auch nicht. Eine Geistererscheinung ist eine suggestive Angelegenheit. Dabei ist das optische Auge einer Kamera nicht so zu betrügen wie das menschliche. Aber immerhin gab es diese Schatten. Sie waren real, wenn der Rest auch suggestive Verstärkung sein mochte. Die einzigen klaren Aufzeichnungen, die wir erhielten, waren die der Stimme des Mediums, von der manchmal das Geistwesen Gebrauch machte.
    Diese Bänder sind sehr wichtig, denn viele Details gewinnen erst nach mehrmaligem Hören Bedeutung.
     

     
    Klara erschien kurz darauf. Sie war bleich und zerbrechlich wie immer.
    „Nun, wie ist es?“ fragte ich fast ein wenig enttäuscht.
    „Das Haus ist voll von ihr. Aber sie hat sich zurückgezogen, als hätte sie Angst.“ Sie griff an ihre Stirn. „Aber das ist absurd. Wir wissen, daß ihresgleichen menschliche Gefühle fremd sind.“
    „Nicht zu voreilig. Furcht scheint mir zu universell, um auf den Menschen beschränkt zu sein. Warum sollte sie nicht Furcht haben. Vielleicht hängt es mit den Geschehnissen zusammen. Außerdem, wenn die Erzählung des Mädchens stimmt, dann schien die Frau Hohn oder Genugtuung beim Anblick des erhängten Paul Fehrer zu empfinden. Wenigstens drückten das ihre Züge aus. Kannst du sie rufen?“
    Sie sah mich an. „Ich müßte es versuchen. Jetzt gleich?“
    Ich nickte. „Jede Minute ist kostbar.“
     

     

Aber bevor wir etwas tun konnten, erklang oben ein halb erstickter Schrei.
    „Feller! Rasch!“
    „Das ist Schwaber“, rief ich und stürmte die Treppen hoch. Als ich die Kellertür aufstieß, hielt ich erschrocken inne. Das ganze Stiegenhaus war in fahles Licht getaucht - hell genug, daß man es von draußen sehen konnte.
    „Schwaber, sind Sie es?“ fuhr ich ihn an. Er stand in der Tür zum Wohnzimmer.
    Aber ich brach ab, als ich sah, worauf er starrte. Eine bleiche, durchscheinende Gestalt in einem grünen Kleid hing vor der gläsernen Haustür. Sie hing leicht pendelnd und hatte uns den Rücken zugewandt.
    Während wir noch starrten und Klara neben mir auftauchte, begann die hängende Frau zu verblassen. Mit ihr erlosch auch das fahle Leuchten.
    Dann war der Spuk vorbei, und wir standen im Finstern.
    Schwaber hatte eine Taschenlampe in der Hand und leuchtete damit um sich. Mit einem Sprung war ich bei ihm und entriß sie ihm.
    „Nein, sie muß noch…“ Offenbar war er noch immer nicht bereit, zu akzeptieren, daß die Gestalt nicht real gewesen war. Aber er brach ab, als er die flackernden Feuerpunkte bemerkte, die jenseits des gerippten Glases auftauchten.
    „Verdammt!“ entfuhr es mir. „Da ist halb Gehrdorf auf den Beinen.“
    Ich schob Schwaber und Klara vor mir her. „In den Keller, rasch! Da sind zwei Fenster an der Hinterseite des Hauses. Seht nach, ob die Luft rein ist. Ich fürchte, wir müssen weg.“
    Während sie die Treppe hinab liefen, lief ich ins Wohnzimmer und blickte durch einen Spalt in den Vorhängen nach draußen.
    Viele Gehrdorfer hatten sich vor dem Haus versammelt.

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