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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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in der Anstalt. Als der Kollege schon
gegangen war, suchte sie Jeff Candell auf.
    In der Zelle
stand inzwischen ein schmaler, mannshoher Spiegel, um den Candell gebeten
hatte.
    Als die
Ärztin eintrat, blickte er abwesend auf.
    »Ich hatte
gehofft, daß er sich noch mal zeigen würde«, sagte er leise auf den Spiegel
deutend. »Ich weiß, daß ich mit meinen Worten allein niemand überzeugen kann.
Wenn >er< käme, wäre das Geheimnis um seine Gestallt geklärt und man
würde mich freilassen .«
    »Und warum
zeigt >er< sich nicht ?« wollte die junge Ärztin
wissen. »Und warum bitten Sie >ihn< nicht, sich zu zeigen ?«
    »Das habe ich
schon getan .«
    »Und?«
    »Er ist auch
gekommen .«
    »Was hat er
gesagt, Mister Candell ?«
    »Daß ich
keine Angst zu haben brauchte. Es wird sich alles auf klären .«
    »Mhm«, machte
Dr. Eliane Moore nur und dachte sich ihren Teil.
    Einen Moment
musterte sie Candell unauffällig. Ein stattlicher Mann, gutaussehend. Er sah
nicht aus wie ein Mörder, machte auch nicht den Eindruck. Und er hatte von
Anfang an seine Unschuld beteuert, ohne allerdings sein schlechtes Verhältnis
gegenüber seiner Frau zu verschweigen.
    »Mister
Candell, ich hätte eine Bitte an Sie .«
    »Die wäre,
Doc ?«
    »Ich möchte
>ihn< gern kennenlernen. Würden Sie >ihn< rufen? In meinem Beisein?
«
    Jeff Candell
dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß nicht, ob er kommt .«
    »Unternehmen
Sie doch wenigstens den Versuch .«
    »Hm, warum
nicht.«
    Sie ließ ihn
nicht aus den Augen und fürchtete sich nicht, als er sie darum bat, die Tür zur
Zelle vollends zu schließen.
    »Das muß
sein. Ich weiß nicht, ob es ihm recht ist, wenn >ihn< noch mehr sehen,
verstehen Sie ?«
    Sie nickte,
hatte aber keine Angst, allein mit Candell zu sein. Er war unbewaffnet,
berechenbar, soweit sie ihn richtig einschätzte, und außerdem hatte sie einen
Judo-Kurs besucht und wußte sich ihrer Haut zu wehren, wenn es hart auf hart
kam.
    Candell
stellte sich vor den Spiegel. Sie konnte sowohl ihn als auch den Mann sehen.
Sie war ganz ruhig und wollte das Verhalten des Mörders studieren, die
Situation, die er so oft geschildert hatte, noch mal nachvollziehen. Dieser
Fall interessierte sie, aber Doktor Henkins hatte ihr bisher keine Gelegenheit
gegeben, mit Candell allein zu sein. Dieser Abend war günstig, und Eliane Moore
nützte die Gelegenheit.
    »In Namen
Rha-Ta-N’mys, der Göttin der Dämonen, der Herrin des Schreckens und des Todes.
Ich fordere dich auf, zu mir zu kommen, dich zu zeigen und ihr zu beweisen, daß
ich zwar den Wunsch hatte - daß aber du es warst, der mich von ihr befreit hat .« Candell sprach ruhig und beinahe gelassen. »Du hast mir
gesagt, daß du immer dann, wenn ich dich brauche, kommst. In jener Nacht bist
du gekommen, ohne daß ich dich gerufen habe ...«
    Eliane Moore
glaubte im ersten Moment an eine optische Täuschung, als ein flüchtiger
Schatten über die Spiegelfläche huschte.
    Die Ärztin
schloß einen Moment die Augen, öffnete sie wieder - und sah, wie Candell
beiseite trat, um dem Schatten, der auf ihn zukam, Platz zu machen.
    Eliane Moore
vergaß in diesem Moment zu atmen, ihr Herzschlag stockte.
    Der
dreidimensionale Schatten war so groß wie Candell, hatte genau dessen Umrissen.
    Die Gestalt
kam auf sie zu.
    »Das ist der
Beweis«, hörte sie noch Candells leise, abwesende Stimme.
    »Aber Sie
dürfen mit niemand darüber sprechen, Sie dürfen nicht verraten, daß Sie ihn
gesehen haben .«
    Candell stand
drei Schritte von ihr entfernt, aber der Schatten kam auf sie zu. In der
rechten Hand der Erscheinung blitzte etwas auf. Ein Rasiermesser!
    Eliane Moore
schrie auf, spitz und markerschütternd hallte ihr Schrei durch die kleine
Zelle.
    Dann hielt
der Schatten sie auch schon umfaßt, riß sie an sich, legte das Messer an ihre
Kehle und schnitt...
     
    ●
     
    Der Schrei
wurde vernommen.
    Zwei, drei
Pfleger stürzten durch den langen Korridor.
    »Das kam aus
Zimmer dreiundzwanzig«, sagte der Mann im weißen Kittel.
    »Zimmer dreiundzwanzig?
Da ist doch Candell untergebracht .«
    Der Riegel
war nicht vorgelegt. So hatte jemand ohne Erlaubnis die Zelle betreten.
    Der erste
Pfleger erreichte die Tür, drückte die Klinke, und sie gab nach.
    Den drei
Männern, die in den Raum stürzten, bot sich ein grauenvolles Bild.
    Mitten in der
Zelle hocke Jeff Candell. Er hielt ein Rasiermesser in der Hand, das er vom
Boden aufnahm. Vor ihm lag Eliane Moore mit durchgeschnittener Kehle.
    Aus

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