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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Augen blickte Candell die auftauchenden Männer an.
    Sie nahmen
ihm das Messer weg und hielten ihn fest.
    »Ich habe es
nicht getan«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Es war der Schatten aus dem
Spiegel. Sie könnte es beschwören ... aber er wollte nicht, daß sie darüber
sprechen konnte .«
    Sie kümmerten
sich erst um ihn, damit er nicht noch mal zuschlagen konnte.
    Er begann zu
schreien und zu toben, schlug um sich, konnte aber nichts ausrichten gegen die
vielen Hände, die nach ihm griffen und ihn in eine Zwangsjacke steckten.
    Dann saß er
in einer Zelle, deren Wände gepolstert und weiß waren. Im Abstand von wenigen
Minuten warf immer jemand einen Blick durch das Guckloch, und Candell sah ein
glänzendes Auge, das ihn aufmerksam und angstvoll zugleich musterte.
    Noch in der
gleichen Stunde traf die Polizei in dem Sanatorium ein, er mußte wieder viele
Verhöre und Fragen über sich ergehen lassen, aber er ließ sich nicht abbringen
von seiner ersten Darstellung und behauptete fortwährend, daß der Schatten und nicht
er gemordet hätte...
    Irgendwann -
davon war er fest überzeugt - würde sich alles aufklären.
    Alles war in
Aufregung. Er hörte, wie einer der leitenden Beamten der Mordabteilung sagte,
daß nun wohl keine Fragen mehr offen seien und der Fall für sich spräche.
    Dieser Jeff
Candell sei nicht mit normalem Maßstab zu messen, und er hätte sein Leben
verwirkt, ob lebenslange Haft in einem Zuchthaus oder Verwahrung in einer
Irrenanstalt - das wäre im Prinzip einerlei.
    Gnädiger als
das Letztere sei allerdings der Tod auf dem elektrischen Stuhl, aber das käme
wohl nun nicht mehr in Frage, denn Candell war für seine Taten nicht
verantwortlich zu machen.
    »Irgendwann
wird er wiederkommen«, wisperte Candell, und seine Augen leuchteten. »Ihr müßt
mir nur einen Spiegel in die Zelle stellen, damit ich den Schatten rufen kann
... das Spiegelbild, das Tha-Ra-N’my mit Leben erfüllt hat... Versteht ihr ?«
    Nein, niemand
verstand ihn. Und sie weigerten sich auch, einen mannsgroßen Spiegel in seine
weiße gepolsterte Isolierzelle zu stellen.
    Dann schloß
sich die Tür hinter ihm, die Stimmen verstummten, und er war allein.
    Jeff Candell
hockte in der hintersten Ecke der kahlen Zelle, starrte mit fiebrig glänzenden
Augen vor sich hin, und langsam kam ihm zu Bewußtsein, daß er die Unterstützung
der Dämonengöttin nicht umsonst erhalten hatte.
    Der Tod
seiner Frau Anne-Rose und der Ärztin Eliane Moore war kein Geschenk
Rha-Ta-N’mys an ihn, sondern eine Vorleistung.
    Er selbst
mußte die Rechnung begleichen, er selbst - war ihr Opfer.
    In seinem
Hirn begann es zu fiebern, und sein ganzer Organismus schien sich gegen etwas
Unsichtbares, das von ihm Besitz ergreifen wollte, zu
wehren.
    Er riß die
Augen schreckgeweitet auf und öffnete den Mund zum Schrei. Markerschütternd
brüllte er.
    Er schrie
minutenlang.
    Die
Weißkittel kamen.
    Er schrie
noch immer und schlug mit dem Kopf wieder gegen die weiche Wand.
    Einer gab ihm
eine Spritze, die Candell mit Kreischen und Geifern, Knurren und Heulen
quittierte.
    Danach war er
ruhig.
    Alles
entspannte sich in ihm, wurde schlaff, schwer und müde.
    Die
Augenlider fielen ihm herunter, und er. schlief in den Wahnsinn
...

 
    Kings
Flüstern erstarb.
    Laut und
krachend verbreiterte sich der Spalt in der schweren, steinernen Abdeckplatte. Rund
zwanzig Zentimeter standen die beiden Hälften auseinander, und aus der Tiefe
des Grabes ertönte dumpfes, schweres Atmen, als ob ein Monster aus tiefem
Schlag erwachte.
    Die drei
Leichen kehrten auch in dieser vierten Nacht in ihre Gräber zurück.
    Die Agenten
konnten sie nicht aufhalten und nicht auslöschen.
    Die Freunde
wußten, daß sie auch die fünfte Nacht und damit die Wiederkehr der Toten in
Kauf nehmen mußten, wenn nicht bis dahin etwas Einschneidendes geschah.
    Das
Vermächtnis Rha-Ta-N’mys, das in Ted Bowen eine eigenwillige Auslegung erfuhr
und Wirkung zeigte, würde sich dann an diesem Punkt der Welt zumindest
erfüllen.
    In dieser
Nacht schliefen alle unruhig, und Larry vergaß vor lauter Sorge den
Blumenstrauß, gezaubert aus mehreren zerrissenen Zeitungen.
    Alles, was
seine Freunde und er bisher mit dem Vermächtnis der Dämonengöttin erlebt
hatten, kam ihm wieder in den Sinn. Vor allem der bisher massivste Zusammenstoß
mit den Kräften der Dämonengöttin beschäftigte ihn.
    Am frühen
Morgen schon nahm er Kontakt auf mit dem Polizeihauptquartier von Tiverton. Von
Brian Shanon

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