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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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20, 25 in Polen, Rumänien, Lettland, in Tel Aviv, Istanbul und auf Malta. Doch das für mich wichtigste Land neben Deutschland ist auf jeden Fall Russland. Mir ist es längst nicht mehr möglich, einfach mal so durch Moskau oder St. Petersburg zu bummeln. Sofort werde ich von Menschentrauben umringt, die Autogramme oder ein gemeinsames Foto mit mir haben möchten. In Russland genieße ich absoluten VIP-Status. Direkt nach der Landung am Flughafen werde ich von einer Delegation in Empfang genommen. Eine Limousine steht bereit, die mich in das beste Hotel der Stadt bringt. Während meines gesamten Aufenthalts werde ich von Bodyguards bewacht.
    Ich bin alle paar Wochen in Russland. Seit ein paar Jahren ist es ein totaler Trend, dass russische Firmen ihre Kunden zu einer Gala einladen. Je nach Größe des Unternehmens sind dort mindestens 2 500 Gäste geladen. Auf einer riesigen Bühne treten dann Thomas Anders, Tatu, Ricky Martin oder Shakira auf. 2005 hatte mich eine russische Firma als Stargast gebucht. Deren zehnjähriges Firmenjubiläum wurde jedoch nicht in Russland gefeiert, sondern im luxuriösen „Shangrila-Ressort“ auf den Philippinen. Also ließ man mich für einen dreißigminütigen Gig einfliegen. Bei den reichen Russen spielt Geld absolut keine Rolle. Leider spreche ich bis heute nur ein paar Worte Russisch. Ich finde die Sprache extrem schwierig, zumal sie kyrillisch geschrieben ist und man sie als Ausländer nicht lesen kann. Aber längst wird dort sehr gutes Englisch gesprochen.
    ***
    Ich habe keine Ahnung, wie viele Reisen ich in meinem Leben schon gemacht habe. Sicherlich sind es Tausende.
    Viele davon vergisst man, andere bleiben einem ewig in Erinnerung, weil sie besonders anstrengend oder aber extrem erfolgreich waren. Einige waren lustig, andere kurios. Ich lege immer Wert darauf, dass ich in den vielen verschiedenen Städten, in denen ich mich aufhalte, jedes Mal im selben Hotel übernachte. Man entwickelt im Laufe der Jahre ein gewisses „Heimatgefühl“ in den einzelnen Hotels. Ich kenne die Lobby, oft sogar das Personal. Ich weiß, wo das Restaurant und der Spa-Bereich sind, und finde mich blind in meiner Suite zurecht.
    Bei einem meiner Aufenthalte in Moskau erlebte ich Folgendes: Ich kam mit meinem Fahrer gerade vom Flughafen im Hotel an. Am Eingang des 5-Sterne-Tempels stand die Empfangschefin bereit und begrüßte mich freundlich: „Hallo, Herr Anders. Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Darf ich Sie um Ihren Reisepass bitten? Zwecks Registrierung. Der Page begleitet Sie in Ihre Suite.“ Wie gesagt, ich bewohne immer dieselbe Suite. In diesem Hotel war es jedes Mal eine Ecksuite mit Blick auf den weltberühmten Kreml.
    Der Unterschied zwischen den einzelnen Suiten besteht, wenn überhaupt, nur in der Nummer des Stockwerks, in dem sie sich befinden. Ansonsten sind alle Suiten identisch eingerichtet.
    Ich kam also in „meine“ Suite, Nummer 607. Mein Koffer war auch schon da. Ich zog meine Jacke aus, schaltete die Klimaanlage ab, was ich in jedem Hotel meist als Erstes mache, und nahm einen Schluck Wasser. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass die Suite ein bisschen anders aussah als sonst. Okay, einen großen Blumenstrauß hatte ich immer, auch etwas Obst stand stets für mich bereit. Aber dieser Obstkorb hier war überdimensional groß. Von den Mengen hätte sich problemlos eine ganze Familie mehrere Tage lang ernähren können. Ich sah mich weiter um. Im Eingangsbereich der Suite hing auf einem Kleiderbügel ein schwarzes Abendkleid.
    „Oh“, dachte ich, „was ist das denn?“ Ich lächelte. Die Konzertveranstalter ließen sich aber auch immer aufs Neue schöne Dinge einfallen, um mich zu beeindrucken. Ob sie das Abendkleid wohl als Präsent für Claudia organisiert hatten? Ich sah mir das Kleid genauer an. Es war ein neues Abendkleid der italienischen Nobelmarke Gucci.
    Sie denken jetzt sicher, wie dekadent es ist, wenn der Konzertveranstalter meiner Frau einfach so ein stinkteures Kleid schenkt? Und ich muss sagen – Sie haben natürlich recht. Aber ich war schließlich in Russland, einem Land, in dem die Dekadenz die größten Blüten treibt.
    Ich ging also weiter in Richtung Schlafzimmer, und nun schwante mir langsam, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Das Bett war zerwühlt, sprich: bereits benutzt. Plötzlich hörte ich aus dem angrenzenden Bad, dass da jemand unter der Dusche stand. Au Backe, schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte der Person im Badezimmer, und vor

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