Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
Vom Netzwerk:
konnte.
    Leider waren damit dann auch die Zeiten von Peter Krebs als meinem Manager beendet. Die deutschsprachigen Singles waren nur mäßig erfolgreich, und ich verlor ihn ziemlich schnell aus den Augen. Viele Jahre später, als ich mit Modern Talking auf dem Höhepunkt des Erfolgs war, rief mich Peter an und meinte, jetzt, wo ich ein Star geworden sei, müsse er mir endlich die Wahrheit über das Casting bei Lou van Burg erzählen: „Ich und Michael Ahrens saßen damals mit in der Jury. Wir haben dir mit Absicht null Punkte gegeben, weil wir verhindern wollten, dass du unter die ersten Drei kommst. Wir fanden dich so klasse, dass wir selbst mit dir zusammenarbeiten und dir einen Plattenvertrag anbieten wollten. Wir wussten, wenn du erst mal unter den Fittichen von Lou bist, haben wir keinen Zugriff mehr auf dich. Ich hoffe, du bist uns nicht böse …“ Warum sollte ich den beiden böse sein? Mir war schnell klar, dass ich ihnen sogar dankbar sein musste. Denn hätte ich das Casting gewonnen, hätte ich wahrscheinlich niemals Dieter Bohlen getroffen, und es hätte Modern Talking in dieser Besetzung wohl nie gegeben.
    Aber bis ich den durchgeknallten Dieter treffen sollte, dauerte es noch einige Zeit.
    Zunächst ging ich also weiter brav zur Schule und wartete darauf, bis Hans Blume von der Hansa mir einen Plattenvertrag anbieten würde. An fehlender Beschäftigung fehlte es mir nicht, obwohl meine Gedanken während des Unterrichts viel häufiger bei der zukünftigen Plattenfirma waren als bei dem Stoff, den die Lehrer uns beizubringen versuchten.
    ***
    Wir hatten am Eichendorff-Gymnasium eine Schülerzeitung, die „Schnurps“ hieß und unter anderem von den grandiosen Zeichnungen eines Mitschülers, Andreas Welter, lebte. Er konnte perfekte Karikaturen zeichnen und hatte einen sensationellen Blick für das Komische. Zur Redaktion gehörte auch ein Schüler namens Guido Karp, der eine Klasse unter mir war. Nach dem Artikel in der Bravo sprach Guido mich an und bat um ein Interview. Guido war damals schon sehr extrovertiert und redete schneller, als man ihm zuhören konnte. Er ließ auch gern einmal wichtige gedankliche Übergänge weg, weil er voraussetzte, dass sein Gegenüber wusste, um was es ging. Nach unserem ersten Gespräch fühlte ich mich wie nach dem Schleudergang in der Waschmaschine. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, was er von mir wollte. Er meinte, er wolle mich für die Schnurps interviewen und dann noch Fotos schießen. Die könnten wir im Schulhof machen, aber auch irgendwo in Koblenz. Wann ich denn nun Zeit hätte?
    Nach dem kurzen Gespräch mit ihm war ich fix und fertig und musste erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen. Also bot ich ihm an, er könne mich ja zuhause anrufen. Ich würde mir das mit dem Interview noch überlegen. Mittags sagte ich meiner Mutter: „Wenn so ein total Wirrer aus der Schule anruft und mich sprechen will, sag ihm bitte, ich sei nicht da.“ Auch Guido erzählte seiner Mutter: „Hör mal, der Thomas Anders ist so eine arrogante Socke. Der ließ mich einfach abblitzen und will es sich erst noch mal überlegen, ob er der Schnurps ein Interview gibt. Was bildet der arrogante Vogel sich denn ein?“
    Heute sind Guido und ich die besten Freunde. Guido ist der hilfsbereiteste Mensch, den man sich vorstellen kann. Er hat einfach nur ein riesengroßes Herz. Aber, wie gesagt, er ist nicht unanstrengend. Charakterlich sind wir beide eigentlich total verschieden, dennoch harmonieren wir wunderbar.
    Guido und ich erlebten unglaublich schöne Zeiten miteinander. Als ich noch mit meinem Frankfurter Produzenten Daniel David zusammengearbeitet habe, fuhren wir in seinem Auto oft von Koblenz nach Frankfurt. Ich hatte noch keinen Führerschein, Guido schon. Zudem besaß er einen uralten roten Audi, an dem der Lack schon stumpf war. Für uns war es das Größte, in der alten Schüssel durch die Gegend zu scheppern und Spaß zu haben. Wenn Guidos Eltern nicht zuhause waren, konnte ich bei ihm übernachten. Das war super! Als Landei musste ich normalerweise jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen, damit ich mit meinem Vater um sieben Uhr nach Koblenz fahren konnte, weil um acht Uhr die Schule begann. Guido aber wohnte nur 400 Meter von der Schule entfernt. Wenn ich bei ihm übernachtete, hieß das, um halb acht Uhr aufstehen, einmal durch den Wasserstrahl laufen, in die Klamotten springen und ab in den Unterricht.
    Wir kamen an den Wochenenden oft sehr spät aus Frankfurt, von

Weitere Kostenlose Bücher