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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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langweilen. Die Kosten für das Skript hatte ich privat bezahlt. Als Dieter merkte, wie gut meine Sprüche bei den Fans ankamen, so mein Eindruck, grätschte er mir, so oft es ging, dazwischen. Bevor ich am Ende eines Songs überhaupt Luft holen konnte, quäkte er schon meine Witze ins Mikro, so dass ich nichts mehr sagen konnte. Er hatte vermutlich vor jedem Konzert die größte Panik davor, dass die Menschen mich mehr mögen könnten als ihn. Das ist doch nicht normal!
    Dieter und ich sind wie Feuer und Wasser. Das wurde mir damals klar.
    Seine ganzen Flirts. Alle paar Wochen konnten Nora und ich uns auf ein anderes Gesicht und einen anderen Namen einstellen. Am Anfang waren alle Damen zu Nora und mir nett, weil sie sich unsicher fühlten und Dinge über Dieter erfahren wollten. Wir vermieden es aber tunlichst, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Den Teufel hätte ich getan und irgendeiner Maus einen Tipp gegeben, wie sie ihn sich angeln konnte. Ich wusste doch, dass nie was Ernsthaftes draus werden würde, schließlich war er ja verheiratet.
    In den Anfangszeiten von Modern Talking kamen Nora und Dieter eigentlich noch ganz gut miteinander aus. Wir übernachteten manchmal sogar bei Dieter und seiner Frau Erika im Haus, während ich mit Dieter im Studio in Hamburg arbeitete. Irgendwann sagte Dieter zu mir: „Du, Thomas, ich will nicht mehr, dass ihr bei uns wohnt. Ich will auch nicht, dass Nora und Erika Kontakt haben.“ Keine Ahnung, wovor er Angst hatte, vielleicht, dass Nora Erika zu viel erzählte. Fortan gingen Nora und ich jedenfalls ins Hotel.
    Mit unserem gigantischen Erfolg wurden die abendlichen Feierlichkeiten bei Verleihungen immer größer und ausschweifender. Die Plattenbosse in aller Herren Länder feierten uns und sich. Mit Schampus, Kaviar und ab und zu sogar mit Nutten!
    Ich bin definitiv kein Typ für Escort-Damen, und plötzlich befanden Dieter und ich uns, auch ohne dass wir etwas dafür konnten, mitten drin. Aber was das Schlimmste war – Nora ebenfalls! Ihre drastischsten Befürchtungen wurden ihr live vor Augen geführt. Für sie stand fest: Hast du einen Künstler als Mann, erlebst du Dinge, die du nicht für möglich gehalten hättest.
    Es soll hier bitte nicht der Eindruck entstehen, dass jedes Fest ein „Sodom und Gomorra“ war, aber es gab einige davon. Ich glänzte bei Verleihungen von Goldenen Schallplatten immer häufiger durch Abwesenheit. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen als Leser das Gefühl vermitteln kann, aber ein gemütlicher Abend im Hotelzimmer war mir tausendmal mehr wert als eine ausschweifende „Goldorgie“.
    Noras Eifersucht wurde immer extremer. Was völlig absurd war. Ich liebte Nora und war ihr immer treu. Dennoch hatte sie den totalen Horror davor, dass eine andere Frau ihrem erfolgreichen Mann zu nahe kommen könnte. Auch hier wieder eine Parallele zu Dieter Bohlen: Täuschte mein Eindruck oder schirmte er seine Freundinnen nicht stets von der Außenwelt ab? Menschen, die sich dermaßen an ihre Partner klammern, so mein Eindruck, haben nur nach außen hin eine große Klappe. Im Grunde ihres Herzens aber haben sie vermutlich ein ganz geringes Selbstwertgefühl. Bei Dieter kann ich mir vorstellen, woher das kommt. Vielleicht hat er bis heute ein großes Problem damit, dass ihm sein Vater von klein auf predigte: „Aus dir wird sowieso nichts!“ Es gibt Andeutungen von ihm, die das nahelegen. Deshalb muss er wohl sich und allen Menschen ständig beweisen, wie toll und einzigartig er ist. Das merkt man auch seinen Interviews an. Bei ihm gibt es nur Superlative. Diese Übertreibung, so meine Beobachtung, dürfte mit ein Grund dafür sein, weshalb er bei den Feuilletonisten und Intellektuellen, die er wohl so gern für sich einnehmen würde, niemals ankommen wird.
    Die Wahnvorstellung, dass ich sie betrügen könnte, ging bei Nora so weit, dass sie mich von anderen Frauen regelrecht abschirmte. Gegenüber der Plattenfirma machte sie es sogar zur Bedingung, dass mich keine weibliche Fernsehmoderatorin mehr interviewen durfte. Darüber wachte sie mit Argusaugen. Einmal hatten wir eine Aufzeichnung beim größten Fernsehsender Frankreichs. Dieter, Nora und ich flogen nach Paris. Im Vorfeld der Show wollte Nora von der Plattenfirma wissen, wer denn die Show moderieren würde. Zur Antwort bekam sie: „Les trois Clochards“, eine bekannte französische Künstlergruppe. Im Studio unterhielt ich mich mit dem Produzenten der Show. Als wir auf „Die drei Clochards“ zu

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