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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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sprechen kamen, meinte er: „Nein, die Show wird von Desirée Nosbusch moderiert.“
    Es war im Grunde eine Sendung wie „Wetten dass …“, und es wäre ein wichtiger Auftritt für uns gewesen. Doch die Tatsache, dass die Plattenfirma Nora im Vorfeld angelogen und kein Wort über Desirée Nosbusch verloren hatte, brachte Nora zur Weißglut. Sie schrie: „So, das reicht jetzt. Wir gehen.“ Sie rannte aus dem Studio, ich hinterher. Unser Chauffeur brachte uns ins Hotel zurück. Dort angekommen, fragte ich sie, was sie vorhabe. Nora: „Ganz klar, wir fliegen nicht zurück nach Deutschland. Die Mitarbeiter der Plattenfirma stehen sicher schon längst am Flughafen und wollen uns abfangen. Wir fahren mit dem Zug. Und zwar nicht vom Gare de l’Est Richtung Koblenz, sondern vom Gare du Sud nach Süddeutschland. Wir checken jetzt aus dem Hotel aus und lassen uns vom Chauffeur ins Hotel ‚Le Bristol‘ bringen, damit die Plattenfirma denkt, wir würden uns dort verstecken. Wir gehen aber durch den Hinterausgang wieder raus und fahren mit dem Taxi zum Bahnhof.“
    Gesagt, getan. Wir also mit unseren zehn Koffern im Hotel „Warwick“ auf den Champs Elysées ausgecheckt, rein in die Limousine und ab zum „Le Bristol“. Der Chauffeur half uns noch, unser Gepäck in die Lobby zu tragen, dann fuhr er zurück zum „Warwick“. Wir wussten genau, dass er dort den Betreuern der Plattenfirma von unserer Flucht berichten würde. Fünf Minuten später schleppten wir unsere Koffer wieder raus aus dem Hotel. Rein ins Taxi und ab zum Bahnhof.
    Wir hatten Glück. Ein Zug nach Deutschland stand bereit. Wir setzten uns gemütlich in ein Erste-Klasse-Abteil und verließen Minuten später Paris. Im „Warwick“ herrschte mittlerweile Panik. Die Plattenfirma war außer sich und schickte einen Abgesandten ins „Bristol“. Der fragte am Empfang, ob ein dunkelhaariger Sänger mit langen Haaren hier abgestiegen sei. „Ja, der wohnt hier. Suite Nr. 23.“ Dort rief die Plattenfirma mehrfach an. Der arme Abgesandte schob auch mehrere Nachrichten unter der Tür durch. „Lieber Thomas, blablabla.“ In der Suite wohnte aber Andy Taylor von Duran Duran. Der Mann am Empfang hatte uns verwechselt. Als der Musiker ans Telefon ging, klärte sich der Irrtum auf. Die Plattenfirma tobte natürlich.
    Die Fernsehsendung fand schließlich ohne Modern Talking statt. Für die Plattenfirma ein Riesendrama. Doch Nora und ich waren einfach nur beseelt, endlich im Zug zu sitzen. Mein Wunsch nach heiler Welt und Geborgenheit war in dem Moment so groß, dass mir die TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ einfiel, die im beschaulichen Glottertal im Schwarzwald spielte. Nora und ich fuhren nach Baden-Baden, nahmen uns dort einen Mietwagen und stiegen im „Parkhotel Adler“ in Hinterzarten ab. Niemand wusste Bescheid. Meine Eltern waren völlig aufgelöst. Die Plattenfirma hatte schon mehrfach bei ihnen angerufen und sich nach uns erkundigt. Erst zwei Tage später, als ich wieder ein wenig Fassung und innere Ruhe erlangt und gemerkt hatte, was wir da gerade anstellten, rief ich meine Eltern an. Nora gab ihren beiden Schwestern Bescheid, die auch schon mit dem Schlimmsten gerechnet und allen Ernstes vermutet hatten, wir hätten uns etwas angetan. Ich erklärte meinem Vater, dass ich am Ende sei. Ich würde den ganzen Stress und das Fremdbestimmtsein nicht mehr ertragen.
    Als Nora mich aus dem Fernsehstudio gezogen hatte, war ich total ausgebrannt und nicht mehr fähig zu reagieren. Ich hätte ja auch sagen können: „Nora, du spinnst. Nur weil Desirée Nosbusch die Moderatorin ist, brauchst du doch nicht eifersüchtig zu sein.“ Doch mir war in dem Moment einfach alles nur noch egal. Zudem hätte es auch gar nichts genutzt. Ich redete oft mit Nora über ihre unbegründete Eifersucht und erklärte ihr, wie kindisch sie sei. Doch es änderte nichts.
    Ich habe gelesen, dass vor allem Menschen, die selbst mit dem Gedanken an einen Beziehungswechsel spielen, ständig eifersüchtig sind. Sie gehen von sich persönlich aus und projizieren ihr Verhalten auf ihren Partner. Ich habe zum Thema Liebe eine komplett andere Einstellung, da ich es sowieso nicht verhindern kann, wenn sich meine Frau in einen anderen Mann verliebt. Selbst dann nicht, wenn ich nebendran sitze oder sie rund um die Uhr kontrollieren würde. Wenn obige These aber stimmt, bedeutete das dann, dass es bei Nora jederzeit hätte passieren können, dass sie sich in einen anderen Mann verliebte? Und

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