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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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bedeutete dies weiter, dass sie eben deshalb, weil sie von sich wusste, dass „es“ passieren konnte, bei mir natürlich doppelt und dreifach aufpasste, dass mir keine Frau zu nahe kam? Völlig absurd, denn weder bei ihr noch bei mir ist je etwas Derartiges vorgefallen. Aber leider war das alles wahnsinnig nervig, da es deshalb ständig Diskussionen zwischen uns gab.
    Meinem Vater sagte ich, dass wir in zwei Tagen nach Hause kämen. Er versprach, die Plattenfirma anzurufen und Entwarnung zu geben. Aber kein Wort davon, wo wir waren. Es gab natürlich ein riesiges Donnerwetter. Leider kein Wort davon, dass man mir helfen und mir in Zukunft ein bisschen mehr freie Zeit einräumen würde. Im Gegenteil. Der Stress ging sofort weiter. Auch zwischen Dieter und Nora.
    Das schlechte Verhältnis und die Machtkämpfe zwischen den beiden gärten wie ein Hefeteig. Er wurde größer und größer und ließ sich nicht mehr stoppen. Wenn die Teigmasse irgendwann über den Schüsselrand quillt, weiß man nicht mehr, wo man zuerst anfangen soll, den Schaden zu beheben.
    Der Dieter-Nora-Teig quoll immer mehr, je erfolgreicher Modern Talking wurde. Je mehr Alben wir verkauften, desto mehr fühlte sich Dieter vermutlich in seiner Genialität bestätigt. Er wollte oft nicht einsehen, dass wir als Duo gemeinsam für den Erfolg verantwortlich waren. Modern Talking sollte wohl allein sein Baby sein. Das sah Nora natürlich nicht ein. Sie wollte mich schützen und mir meinen Anteil an dem Kuchen sichern. Je weniger Geld mir Dieter abgeben wollte, je mehr er einzig nach seinem Vorteil suchte, desto mehr kämpfte Nora dafür, dass er teilen musste. Plötzlich waren die beiden Kontrahenten, und ich stand mitten auf dem Schlachtfeld. Natürlich war ich damals auf der Seite meiner Frau. Aber wirklich wohlgefühlt habe ich mich in dieser verfahrenen Situation nie. Ich fand es einfach nur furchtbar anstrengend.
    Natürlich könnte man heute sagen, Nora sei auf eine gewisse Weise schuld daran gewesen, dass Modern Talking auseinanderging. Aber genauso könnte man auch Dieter dafür verantwortlich machen, da er ständig noch mehr Öl ins Feuer goss und Nora durch sein ungeschicktes Verhalten mehr und mehr provozierte. Für mich sind beide gleichermaßen schuld daran, dass es zur Trennung von Modern Talking kam. Der Fehler, den ich mir heute vorwerfen muss, ist die Tatsache, dass ich zu bequem war. Ich habe mich aus den Querelen zwischen Nora und Dieter immer komplett herausgehalten. Wenn mir etwas nicht passte und ich es nicht machen wollte, zog ich mich in mein Schneckenhaus zurück und ließ Nora für mich in den Ring steigen.
    Was ich Dieter bis heute übelnehme, ist die Tatsache, dass es ihm nie wirklich um Modern Talking als Band, als Idee ging. Wir beide haben etwas Großartiges geschaffen. Wir haben eine absolute Traumkarriere hingelegt. Millionen von Menschen hingen an unseren Lippen, vergötterten uns und unsere Musik und hatten mit Modern Talking eine großartige Zeit.
    Für Dieter war das alles nie wirklich etwas wert. Er und ich waren niemals ein richtiges Team. Der einzige Freund, den Dieter hat, ist vermutlich sein Bankkonto. Für ihn zählte immer vor allem, dass ihm Modern Talking Millionen einbrachte. Als er keinen Bock mehr hatte, schmiss er einfach hin. Ihm war allem Anschein nach völlig egal, was die Plattenfirma oder was unsere Fans dabei empfanden. Er hatte auch nie die Größe zu sagen: Ich hatte hervorragende Helfer. Ich hatte einen hervorragenden Co-Produzenten und einen hervorragenden Tontechniker. Ich hatte hervorragende Musiker. Das hat man von ihm nie gehört. Nein. Bei ihm hieß es immer nur: Ich bin der beste Produzent, ich bin der Beste im Studio, ich bin der beste Komponist, und ich bin überhaupt der Allergrößte! Der größte Feind von Dieter Bohlen ist sein Ego.
    Ich arbeite nicht so. Ich habe dieses Ego-Problem nicht. Ich habe wahnsinnig viel Geld verdient und verdiene es immer noch. Aber ich muss nicht „bigger than life“ sein. Ich habe mir genügend Erfolge erarbeitet und gebe davon gern an mein Umfeld ab. Dieter kapiert wohl einfach nicht, dass man selbst umso größer wird, je mehr man anderen Gutes tut und sie am Erfolg teilhaben lässt. In einem Interview sagte er mal, dass er mich „zwangsmillionärt“ habe. Ich habe geantwortet: „Stimmt. Ich ihn aber auch.“ Wir waren doch beide gleichermaßen für den Erfolg von Modern Talking verantwortlich. Warum kann er das nicht zugeben? Dieter saugt

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