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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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besteht ja dann nicht mehr.“
    „Nur der
Zwang zum Trocknen.“
    „Wie?“
    „Na,
überleg doch! Die Scheine sind inzwischen so schneefeucht wie ein
Hängebauchschwein von unten — nach einer Winterwanderung. Die Scheine müssen
getrocknet werden. Wäre der mit der Kartei-Nummer und dem Leptospirose-Vermerk
dabei, hihihi, hätte sich die Schrift verwässert.“
    „Als Helga
eben erzählte“, meinte er, „habe ich mich richtig geschämt. Einerseits habe ich
der Oma versprochen, nichts zu sagen. Andererseits ist es niederträchtig,
Eltern wie unsere so im dunkeln zu lassen.“
    „Ein echter
Zwiespalt“, nickte Locke.
    Dann bogen
sie ein in die Straße, an der das Rehmsche Haus steht.

14. Verbrecher im
Haus
     
    Das Dröhnen
kam zu plötzlich.
    Oma schrak
zusammen.
    Eugenie
verschüttete vor Schreck etwas Lindenblütentee, den sie gerade trank: aus einer
Tasse mit Blümchen-Dekor.
    „Da ist
jemand an der Tür“, stellte Omas Jugendfreundin fest. „Hast du keine Klingel,
Elisabeth?“
    „Nur den
Türklopfer. Aber man kann ihn auch zart benutzen. Georg Lehmann, der Einsiedler,
ist manchmal so polterig. Immer dann, wenn es eilt. Und es eilt immer, wenn er
Hilfe braucht. Für sich oder für Alf.“
    Sie stand
auf, strich ihre braune Bluse glatt und ging durch die winzige Diele zur
Eingangstür.
    „Wer ist
dort?“ fragte sie vorsichtshalber.
    „Polizei“,
antwortete eine rauhe Stimme. „Mein Kollege ist verletzt. Er braucht Hilfe.
Haben Sie Telefon?“
    Was wäre
ich ohne Telefon? dachte Oma.
    Dann wurde
ihr die Bedeutung des Gehörten bewußt. Ein Polizist war verletzt.
    Sie hakte
die Sicherheitskette ein und öffnete die Tür einen Spalt.
    Draußen
wirbelten Schneeflocken.
    Sie
gewahrte zwei Gestalten. Die eine hing mehr als daß sie stand.
    Einzelheiten
konnte Oma erst erkennen, als sie die Laterne einschaltete, die außen über dem
Eingang angebracht war.
    Polizisten!
Es stimmte.
    Sie
öffnete, und der Hüne schleppte seinen Kollegen herein.
    Der
Verletzte ließ Kopf, Arme und Schultern hängen. Die Mütze saß ihm schief auf
dem Kopf. Weißblondes Haar quoll hervor.
    „Was... was
fehlt ihm denn?“ fragte Oma.
    „Schußverletzung
am Schenkel. Sehen Sie das nicht?“ war die barsche Antwort.
    Der Hüne
kickte mit dem Absatz die Tür und ließ den Koffer fallen, den er mit einer Hand
trug. Der Türrahmen erzitterte.
    Mitsamt dem
Verletzten drehte der Hüne sich um.
    Der Schlüssel
steckte innen.
    Ohne ein
Wort der Erklärung schloß der Hüne ab, nahm den Schlüssel und schob ihn in die
Hosentasche.
    „Werden...
Sie verfolgt?“ stammelte Oma.
    Der Hüne
überhörte das. Er hatte ein grobes Gesicht und schien ebenso wütend wie
erschöpft zu sein.
    „Wer ist
sonst noch im Haus?“
    „Ich...
Aber das sehen Sie ja. Und meine Freundin Eugenie von Hauch.“
    „Sonst
niemand?“
    „Niemand.
Aber ich kann Hilfe holen. Das heißt, wir brauchen nur anzurufen.“
    An der Tür
zum Wohnzimmer verharrten die beiden.
    Eugenie war
auf ihrem Platz geblieben, hatte aber alles gehört.
    „Schließen
Sie die Vorhänge!“ befahl der Hüne. „Ganz dicht! Kein Spalt darf bleiben. So
daß man von draußen nicht hereinglotzen kann.“
    Das
leuchtete ein.
    Aber es
zeigte auch, wie gefährlich die Situation war.
    Schlichen
Verbrecher ums Haus?
    Oma spürte,
wie ihr Herz schneller klopfte.
    Sie befahl
sich, ganz ruhig zu bleiben und nicht zittrig zu werden.
    Eugenie
zitterte bereits. Damit ihre Armbänder nicht klirrten, preßte sie die Hände
fest aneinander.
    Auch ihr
Herz klopfte, aber unregelmäßig und in verzweifelten Sprüngen.
    Gleich,
dachte sie, muß ich meine Herztropfen einnehmen. Bestimmt habe ich schon ganz
blaue Lippen.
    Während
Eugenie an ihrem Sitz klebte, handelte Oma. Sie schloß die Vorhänge.
    „Wir können
auch die Fensterläden zuklappen“, bot sie an. „Aber das ist etwas umständlich.“
    „Nicht
nötig“, knurrte der Hüne von der Tür her.
    Er holte
tief Luft und schleppte den Verwundeten herein.
    „O Mann!“
ächzte Sascha. „Ich habe kein Blut mehr in mir. Jetzt weiß ich, Hartwig, wie
man sich als Leiche fühlt. Schaurig! Wer sind diese Greisinnen?“
    „Die eine
heißt Hauch, die andere...“
    Fragend sah
er Oma an.
    Ein
strafender Blick traf ihn.
    „Mein Name
ist Elisabeth Rehm, Herr Polizeimeister. Meine Freundin heißt von Hauch.
Und Greisinnen ist keine sehr freundliche Bezeichnung. Aber Ihr Kollege braucht
Hilfe. Wenn Sie ihn bitte hier auf die Couch legen.“
    Sie

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