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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht.
    Daß die
gebrechlichen Großmütter durchs Fenster kletterten, war nicht zu befürchten.
    Außerdem
wollte er genau auf sie aufpassen. Und wenn ihn Müdigkeit in die Knie zwang,
konnte er die beiden im Obergeschoß einsperren.
    Dort war
auch Sascha am besten aufgehoben.
    Oma und
Eugenie mußten den Hünen begleiten, als er sich oben umsah.
    Es gab zwei
Schlafzimmer und ein Bad mit Toilette. Auf dem Treppenabsatz stand ein
Bauernschrank. Die Zimmer hatten kleine Fenster.
    Eugenie
mußte einen Teil ihrer Sachen aus dem Gästezimmer in Omas Schlafzimmer
hinüberschaffen, wo noch immer das Doppelbett stand. Denn erst seit zwei Jahren
war Oma Witwe.
    Hartwig
trug seinen Komplicen hinauf.
    Im
Gästezimmer wurde Sascha ins Bett gepackt.
    Er war
total kaputt, verlangte Wasser, trank unmäßig und schlief sofort danach ein.
    „Er bekommt
Fieber“, sagte Oma. „Das ist kein gutes Zeichen. Er gehört ins Krankenhaus. Und
zwar sofort. Sonst kann das schlimm für ihn...“
    „Jaul mir
nicht die Ohren voll, Rehm!“ brüllte Hartwig sie an. „Kein Wort mehr! Ich weiß
selbst, was ich zu tun habe. Du wirst dich um ihn kümmern. Und gib dir Mühe!“
    Oma war den
Tränen nahe. Aber sie hielt sich tapfer.
    „Ich werde
tun, was ich kann“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Doch das ändert nichts
daran: Der Verletzte muß ins Krankenhaus.“
    „Hier
bleibt er!“ brüllte Hartwig. „Und wenn du ihn nicht durchkriegst, dann hat er
eben Pech gehabt.“
    Hartwig war
erschöpft, am Ende seiner Kraft und wütend. Er machte nicht mehr viel
Federlesens, sondern scheuchte die beiden Frauen in Omas Schlafzimmer, wo er
sie einschloß.
    „Verhaltet
euch ruhig!“ befahl er. „Die Fenster bleiben geschlossen. Wenn ihr ins Bad
müßt, klopft an die Tür.“
    Er stieg
die Treppe hinunter.
    In der
Küche suchte er nach einem alkoholischen Getränk, fand aber nichts.
    Er
entdeckte die Kellertür. Im Keller sah er sich um. Dort fand er einen
Bierkasten mit 20 vollen Flaschen.
    Zwei nahm
er mit hinauf.
    Im
Wohnzimmer legte er den Geldkoffer auf den Tisch.
    Erregung
durchpulste ihn, als er den Deckel hochklappte.
    Noch nie
hatte er soviel Geld auf einem Haufen gesehen.
    Wie lange
würde er brauchen, um das zu zählen?
    Er öffnete
eine Flasche und trank.
    Dann fiel
ihm ein, daß er unbedingt den Chef verständigen mußte: Karl-Otto Lorenz, den
Besitzer des Secondhand-Ladens, Germanen-Gasse 11.
    Sollte der
sich einfallen lassen, wie er sie beide hier rausholte! Und...
    Verdammt!
    Krachend
fiel seine Faust auf die Tischplatte.
    Das
Telefon! Es war die einzige Möglichkeit, mit dem Chef und den andern Kontakt
aufzunehmen.
    Aber er
hatte — im Übereifer und ohne genaue Überlegung — das Kabel aus der Wand
gerissen.

15. Razzia
     
    Zu dieser
Stunde war Lorenz bereits unterwegs.
    Um
Mitternacht — wie verabredet — wollte er seine Leute im sogenannten
Hauptquartier treffen, einem fernab gelegenen, ehemaligen Bauernhof.
    Der Weg
dorthin führte über mehrere Dörfer.
    Lorenz
dachte nach, während er seinen Mercedes über die einsame Landstraße lenkte.
    Das
Schneetreiben ließ nur mäßiges Tempo zu. Der Boden war glitschig, die Sicht
reichte nicht weit.
    Dieser
Raukel! Unfaßlich, mit welcher Beharrlichkeit der den Unfallfahrer gesucht
hatte. Podbilska, der falsche Hund! Aber der würde den morgigen Abend nicht
erleben.
    Wieder und
wieder überdachte Lorenz seine Situation. Was konnte man ihm anhaben?
    Nach seiner
Einschätzung lag das zwischen ,nicht viel’ und ,nichts’. Sicherlich — der
Verdacht, daß er diese Eva Müller auf dem Gewissen hatte, würde an ihm haften.
Aber das juckte ihn nicht.
    Er fuhr
langsamer.
    Irres
Schneetreiben! Und so früh schon im Jahr!
    In diesem
Moment sah er das zuckende Blaulicht.
    Ein
Streifenwagen parkte seitlich der Straße, ein anderer gegenüber.
    Ein
Uniformierter schwenkte seine Leuchtkelle. Halt!
    Lorenz
bemerkte zwei weitere Beamten. Beide hatten automatische Waffen umgehängt.
    Er hielt.
    Der
Leuchtkellen-Polizist trat ans Fahrerfenster.
    „Guten
Abend! Ihre Papiere, bitte!“
    „Aber gern.
Trotzdem bin ich verwundert. Was ist denn los? Das sieht ja aus wie eine Razzia (überraschende Fahndung) .“
    Er reichte
die Klarsichthülle, in der Kfz- und Führerschein steckten, hinaus.
    Der Beamte
prüfte beides im Schein einer Taschenlampe. Mit der Antwort ließ er sich Zeit.
    „Das ist
auch eine Razzia“, meinte er dann. „Das ganze Gebiet ist abgeriegelt, Herr
Lorenz. Haben Sie nichts

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