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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wandte
sich an Eugenie. „Sei doch so gut — und hol den Verbandskasten aus dem Bad. Wir
versorgen die Wunde. Dann rufe ich Dr. Pleitner an.“
    Sascha
wurde auf die Couch gelegt. Er seufzte.
    Eugenie kam
mit dem Verbandskasten zurück. Sie war so aufgeregt, daß sie ihn kaum halten
konnte.
    Hartwig
warf seine Mütze auf einen Sessel und sah dann zu, wie Oma mit der Schere
Saschas Hosenbein aufschnitt.
    Die Wunde
sah übel aus. Blut verkrustete. Der Gürtel, den Hartwig zum Abbinden genommen
hatte, schnitt tief ins Fleisch.
    „Vor Jahren
habe ich mich beim Roten Kreuz nützlich gemacht“, sagte Oma. „Ich verstehe was
von Erster Hilfe. Aber Sie dürfen ruhig mit anfassen, Herr Polizeimeister.“
    „Wo?“
fragte Hartwig. „Und wie?“
    Sie zeigte
es ihm.
    Eugenie
mußte heißes Wasser holen.
    Die Wunde
wurde gesäubert, desinfiziert (keimfrei machen), so gut es ging, und
verbunden.
    Sascha
wimmerte dazu. Einmal grölte er los. Aber er war zu geschwächt, um sich
ernsthaft zu wehren.
    „Das ist
nur notdürftig“, sagte Oma. „Wollen Sie nicht endlich den Notarzt verständigen?
Oder ein Krankenhaus. Oder wenigstens Dr. Pleitner. Die Nummer ist 8346.“
    „Wo steht
der Apparat?“
    „In der
Diele.“
    Hartwig
ging hinaus.
    Erst jetzt
entdeckte er das Telefon auf einem Tischchen.
    Sascha
liegt flach, überlegte er. Ich bin todmüde und habe die Augen nicht überall.
Aber wenn eine der alten Hennen telefoniert, dann sitzen wir hier in der Falle.
    Er faßte
das Kabel und riß es aus der Wand.
    So! Tote
Hose! Daß der Apparat gestört war, würde vorläufig nicht auffallen.
    Er ging
zurück.
    „Haben Sie
niemanden erreicht?“ fragte Oma.
    Böse sah er
die beiden Frauen an.
    „Jetzt hört
mal zu, Omas! Wir sind keine Bullen. Keine Polizisten. Wir sind... Jedenfalls
wollen wir mit den Bullen nichts zu tun haben. Die haben auf uns geschossen.
Kapiert? Draußen — im ganzen Landkreis — wimmelt es von denen. Sie suchen nach
uns. Aber finden werden sie uns nicht. Denn hier bei euch sind wir sicher. Wir
bleiben eine Weile. Ihr übersteht das am besten, indem ihr haargenau macht, was
ich sage. Im andern Falle müßte ich sehr grob werden. Niemand verläßt das Haus.
Niemand darf rein. Sollten wir entdeckt werden, seid ihr meine Geiseln. Und
Geiseln werden erschossen, wenn es hart auf hart geht. Also liegt es in eurem
Interesse, daß uns hier niemand ausmacht. Verhaltet euch danach!“
    Fassungslos
starrte Oma ihn an.
    Sicherlich
— sein Verhalten war merkwürdig. Das hatte sie nicht übersehen. Aber hörte man
nicht immer, daß sich heutzutage selbst Staatsbeamte recht ungezogen benehmen
und ausdrücken.
    Sie hatte
ihn als unhöflichen Polizeibeamten eingestuft, den die Situation überfordert.
Ihn und den Blonden.
    Daß es sich
um Verbrecher handelt — um Verbrecher in Polizeiuniform, war ihr nicht in den
Sinn gekommen.
    Eugenie saß
wieder auf ihrem Platz.
    Mit
blutleerem Gesicht blickte sie von einem zum andern.
    „Elisabeth“,
flüsterte sie, „das... das sind Verbrecher.“
    Als sich
Hartwig zu ihr wandte, senkte sie den Kopf.
    „Tut mir
leid, Eugenie“, sagte Oma, „daß das ausgerechnet jetzt passiert. Aber wir regen
uns nicht auf, nicht wahr? Das hilft sowieso nichts und schadet nur der Gesundheit.“
    Zu Hartwig
sagte sie: „Meine Freundin ist erst vorhin angekommen. Ihre Gesundheit ist
angegriffen. Bitte, nehmen Sie darauf Rücksicht.“
    Er hob die
Achseln. „Ich fresse niemanden. Und solange ihr spurt, habt ihr nichts zu
befürchten. Ich gehöre auch nicht zu denen, die alte Knacker dreschen, Omas
hauen und Tanten klatschen. Aber die Hauch soll sich nicht einbilden, daß sie
uns hier einen Herzanfall Vorspielen kann und dann ins Krankenhaus darf. Das
ist nicht. Erst kommt unsere Sicherheit“.
    „Wir werden
uns ruhig verhalten“, sagte Oma. „Was haben Sie denn angestellt?“
    „Schon mal
von den Autobahn-Banditen gehört, Oma?“
    Sie
musterte ihn, als sehe sie ihn jetzt erst richtig.
    „Ja. Ihr
seid berüchtigt. Aber das ist nichts, worauf man stolz sein kann. Warum
verdient ihr euer Geld nicht auf ehrliche Weise?“
    „Ach,
halt’s Maul, altes Suppenhuhn“, knurrte er gereizt. „Ab sofort redet ihr beide
nur noch, wenn ihr gefragt seid. Wo ist die Hintertür?“
    „Die Küche
hat einen hinteren Ausgang“, antwortete Oma.
    Hartwig sah
dort nach.
    Die Tür war
verschlossen. Auch hier steckte der Schlüssel. Er nahm ihn an sich.
    Weitere
Ein-Aus-Gänge besaß das Häuschen

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