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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fenster stand, dieses Risiko gab’s immer.
    Deshalb
nahm er ja nicht den eigenen Wagen, sondern hatte diesen geklaut.
    Flau fühlte
er sich. Fühlten sich alle Killer so? Es muß sein, dachte er. Der Chef hat
recht. Heinz Podbilska verpfeift uns. Der will nicht mehr. Was er sich mit
Lorenz geleistet hat, beweist alles. Jetzt gibt’s nur noch eins: er oder wir?
    Bräh wußte:
Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis Podbilska die Nerven völlig
versagten. Dann würde er zu den Bullen rennen und singen.
    Ihm würde
am wenigsten passieren.
    Bräh fuhr
am Dorfgasthaus vorbei.
    Es hieß ZUM
GRÜNEN BAUM, und alle Fenster waren erleuchtet.
    Auf der
anderen Seite des Dorfes zeigte sich niemand.
    Er parkte
in der Nähe der Tankstelle, nachdem er gewendet hatte, schaltete Motor und
Scheinwerfer aus.
    Während er
tief in die Polster rutschte, beobachtete er die Umgebung.
    Bei
Podbilska war alles dunkel.
    Klar! Der
besuchte, wie immer, seinen Vater im Altersheim.
    Jeden
Samstag. Und jeden Samstagabend kam er mit dem Zug zurück. Ankunft 18.24 Uhr —
an der Bahnstation Gernhausen: schräg rechts hinter dem GRÜNEN BAUM.
    Dann noch
zwölf Minuten zu Fuß, und Podbilska würde dort vorn um die Ecke biegen.
    Er ging
immer in Straßenmitte.
    Diesmal
würde es tödlich sein.
    Fahrerflucht
— und aus!
    Verärgert
stellte Bräh fest, daß seine Handflächen schwitzten.
    An der Hose
wischte er sie ab.
    Sicherlich
geht’s allen Killern so, dachte er, und aller Anfang ist schwer.
     
    *
     
    Das Pärchen
zögerte keine Sekunde.
    Überhasteter
Abschied von Gertrude — dann fuhren sie los.
    Locke holte
alles aus ihrem Mofa raus. Höchstgeschwindigkeit war angesagt. Und die eisige
Luft pfiff ihr durch alle Nähte der Kleidung.
    Tom fuhr
vor ihr. Sie benutzte seinen Windschatten. Aber auch der war kalt.
    Beiden
klopfte das Herz. Die Sorge um Oma und Eugenie war jetzt wirklich begründet.
    Was war da
passiert?
    Hatte sich
ein Unfall ereignet? Ein Unfall im Haus, der beide betraf?
    Endlich
erreichten sie Birkenrode.
    Tom, der
immer noch voran fuhr, bog in die Straße, die zum Dorfrand führt und an Omas
Haus endet.
    Dunkelheit
hüllte alles ein.
    Aber
während der letzten Stunde hatte ein eisiger Nordostwind die Schnee wölken
weitergeschoben.
    Eine
bleiche Mondsichel goß Silberlicht auf das Land und die Dörfer. Sogar Sterne
kamen hervor. Einige bewegten sich mit zuckendem Licht über den. Himmel. Das
waren Flugzeuge. Farblich unterschieden sie sich nur wenig von den Sternen.
    Erst wenige
Meter waren sie Omas Straße entlang gerollert, als ihnen der Jeep entgegen kam.
    Japanisches
Fabrikat, dachte Tom. Und ein Kennzeichen der Kreisstadt.
    Im Vorbeifahren
gewahrte er, daß vier Typen drin saßen. Da ging’s sicherlich eng zu.
    „Ich
schnattere vor Kälte“, rief Locke.
    „Jetzt sind
wir ja da.“
    „Ich
glaube, es ist nicht die Kälte. Ich bin so aufgeregt.“
    „Bernd
Stackl hat letzte Nacht noch schlimmer geklappert“, tröstete Tom.
    Vor Omas
Gartenpforte machten sie halt.
    Im Licht
seines Scheinwerfers stellte Tom fest: Reifenspuren. War der Jeep bis hierher
gefahren? Offenbar. Außerdem hatte er hier gewendet.
    Und
zahlreiche Stiefelspuren führten von der Pforte zum Haus.
    Er machte
Locke darauf aufmerksam.
    Dann
standen sie am Eingang, und Tom hämmerte mit dem Messingklopfer.
    „Kein Licht
hinter den Fenstern“, sagte Locke. „Aber das Päckchen, das hier heute vormittag
lag, ist weg.“
    „Pst!“
machte Tom.
    „Was ist?“
    „Hörst du
nicht?“
    Er legte
das Ohr an die Tür.

    „Haaallooohhh“,
hörte er Omas Stimme. Es klang sehr entfernt. Wie durch fünf oder sechs
geschlossene Türen.
    „Wir sind
eingeschlossen“, verstand er. „Im Keller! Zu Hiiilfe!“
    „Mich laust
der Affe! Hörst du das, Locke?“
    Ohne zu
überlegen, warf er sich gegen die Tür.
    Sie
zitterte. Seine Schulter schmerzte. Aber das Schloß sprang nicht auf.
    „Den
Schaden gering halten“, rief Locke und lief um die Ecke nach hinten.
„Vielleicht ist die Hintertür offen.“
    Ihre
Vermutung traf zu.
    In der
Küche machten sie Licht.
    Es roch
nach Kartoffelsuppe.
    „Oma, wir
kommen“, brüllte Tom.
    Er lief zur
Kellertreppe. Ein Schlüssel steckte im Schloß. Ein zweiter, der schon erheblich
verrostet war, lag auf der Klinke.
    Oma, die
auf der obersten Stufe stand, fiel ihm beinahe in die Arme.
    Hinter ihr
tauchte Eugenie auf: totenbleich, zitternd in ihrem Hausmantel und wirr das
Haar. Aber sie strahlte.
    „Kinder!“
rief Oma und

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