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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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du es in die Grube fallen läßt,
fliegst du hinterher. Das schwöre ich. Kopfüber fliegst du hinterher. Und nicht
nur du. Anschließend hole ich deine Freundin. Auch sie wird in den Fäkalien
ertrinken.“
    O Gott!
Omas Arme, die schon seit einer Weile zitterten, zitterten jetzt noch mehr.
Plötzlich begriff sie, daß sie sich überschätzt hatte. Auf den ersten Blick sah
ihr Plan so gut aus. Aber sie hatte eins nicht einkalkuliert: die Brutalität
dieses Verbrechers. Es war keine leere Drohung. Enttäuschung und Wut würden
stärker sein als die natürliche Hemmschwelle. Ja, dieser Mensch war fähig zum
Mord. Jetzt wußte sie’s. Jetzt sah sie’s ihm an. Und damit war sie ihm ausgeliefert.
Hinzu kam, daß sie kein Recht hatte, über Eugenies Leben zu entscheiden. Nein!
Durch nichts durfte sie ihre Freundin gefährden. Sie mußte nachgeben.
    Er kam.
    Tränen
rannen über Omas Gesicht, als sie vom Rand der Senkgrube zurücktrat.
    Ihre Arme
sanken herab. Das Netz fiel zu Boden.
    Es rollte
ein kleines Stück.
    Für einen
kleinen Moment sah es aus, als würde das Netz über den Rand in die Grube
rollen. Dann blieb es liegen.
    Hartwig
stieß einen japsenden Laut aus.
    Mit drei,
vier Sprüngen war er heran.
    Beinahe
hätte er sich über das Geld geworfen.
    Er hob das
Netz auf.
    Ein
Hunderter war herausgefallen.
    Hartwig
schob ihn in die Außentasche seiner Uniformjacke.
    „Eins muß
man dir lassen, Rehm“, sagte er durch die Zähne: „Du hast Mut.“
    „Das
scheint nur so. Ich neige mehr zur Ängstlichkeit. Aber unsere Generation hat
noch gelernt, tapfer zu sein. Das hat was mit Charakter und Selbstüberwindung
zu tun. Ich glaube nicht, daß Sie davon etwas wissen.“
    Er verstand
nicht, was sie meinte, machte eine herrische Geste und ging dann hinter ihr —
zurück zum Haus.
    Einmal sah
er sich um.
    Wurden sie
beobachtet?
    Keine
Menschenseele war in der Nähe.
    Oma nahm
ihre Brille ab und trocknete die Tränen.
    Durch die
Hintertür traten beide in die Küche, wo der aufgeklappte Koffer lag.
    Hartwig
warf das Netz hinein. Die Banknoten, steif von der Kälte draußen, knisterten.
    „Dort
gehören sie hin“, sagte er durch die Zähne, „und nicht in die Jauche.“
    Oma
schluckte. „Jetzt... können Sie’s mir ja sagen: Hätten Sie’s wirklich getan?
Ich meine, kopfüber und...“
    Ausdruckslos
sah er sie an. „In meiner Wut, Rehm, bin ich zu allem fähig.“
    Oma zog
ihren Mantel aus und schob den Topf mit der Kartoffelsuppe wieder auf den Herd.
    „Wann
werden Ihre Komplicen herkommen?“
    „So genau
läßt sich das nicht sagen“, meinte er und beschäftigte sich mit dem Geld.
„Nachher. Vielleicht bald. Vielleicht erst wenn es dunkel wird. Jedenfalls
heute noch. Solange wirst du’s schon aushalten.“
    Oma
antwortete nicht.
    Hartwig
fiel noch was ein.
    Von der
Hintertür führten die Fußspuren durch den Schnee zu den Schülthoffs hinüber.
    Das konnte
verräterisch werden.
    Draußen
hatte er einen Reiserbesen bemerkt.
    Mit dem
stapfte er die Strecke nochmal ab. Rückwärtsgehend fegte er lockeren Schnee in
die Spuren. Außerdem deckte er die Senkgrube mit den Bohlen zu.
    Dann hieß
es warten.
    Immerhin
war die Kartoffelsuppe fertig.

21. Null Fußspuren
     
    Der Gedanke
zündete mit erheblicher Verspätung. Aber für gute Gedanken ist es bekanntlich
nie zu spät.
    „Locke-Schatz“,
sagte Tom, „mir nistet da eine hirnrissige Idee zwischen den Ohren. Willst du
sie hören?“
    „Nein!“
erwiderte Locke.
    Sie saß in
ihrem Zimmer auf der Couch und beobachtete Helena, ihre weiße Maus.
    Das
handzahme Nagetier kletterte an ihrem Pulloverärmel aufwärts.
    Draußen war
es Nachmittag, und dunkle Schneewolken schoben sich drohend über die Stadt.
    „Also gut“,
meinte Tom, „da lasse ich mich nicht lange bitten. Es betrifft den Namen. Du
erinnerst dich? Bernd Stackl, der Taxichauffeur mit dem Streifschuß, erklärte,
einer der Autobahn-Banditen, kurz AB genannt, heiße Sascha. Irre, was?“
    „Wieso
irre? Der Name ist zwar immer noch selten. Aber man trifft ihn hin und wieder.
Der Hauptwachtmeister vom Oberkommissar Hochtürh heißt auch Sascha. Sascha
Fühmert - falls mich meine kleinen grauen Zellen nicht im Stich lassen.“
    „Das ist es
ja“, rief Tom, „worauf ich hinaus will. Dort ein Sascha, hier ein Sascha — und
der Polyp fehlt unentschuldigt. Stell dir vor, die beiden sind ein- und
dieselbe Person!“
    „Spinnst
du?“
    „Vielleicht.
Aber vielleicht lohnt es sich auch, dem Gedanken

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