1000 - Das Schwert des Salomo
Sinclair.«
»Mache ich gern, Shao, danke.«
»Ja, hier bin ich. Guten Abend, Mr. Sinclair. Was kann ich für Sie tun?«
Horace F. überlegte einen Moment. »Es geht natürlich auch um mich«, gab er zu, »aber ebenfalls um meinen Sohn.«
»Der ist nicht da.«
»Ich weiß, er ist in Chartres.«
»Wo bitte?«
Horace F. Sinclair stockte. Er hatte den überraschten Tonfall des Inspektors sehr wohl vernommen. Er mußte sich räuspern, um weitersprechen zu können. »Ja, er ist wirklich dort. Chartres liegt ja in Frankreich und…«
»Das weiß ich, Mr. Sinclair, aber ich habe nicht gewußt, wo er sich aufhält.«
»Nein…?«
»Das schwöre ich.«
»Seltsam, Suko. Was hat man Ihnen denn gesagt?«
»Sehr wenig, Mr. Sinclair. Ich habe kurz mit Sir James gesprochen, aber jetzt, wo Sie mich anrufen, fällt mir ein, daß er sich verdammt mariniert ausgedrückt hat.«
»Wieso?«
»Nun ja«, auch Suko suchte nach den richtigen Worten. »So hat er mir erzählt, daß John in einer von ihm unterstützten privaten Mission unterwegs sei. Und jetzt erfahre ich von Ihnen, daß er sich in Chartres aufhält. Was, zum Henker, macht er dort?«
»Ich weiß es nicht genau, Suko. Es muß mit uns zusammenhängen, glaube ich.«
»Was heißt das?«
»Mit dem Namen Sinclair.«
Suko hatte sofort begriffen. Leise fragte er: »Oder soll ich besser sagen mit dem Fluch der Sinclairs?«
Horace F. seufzte. »Ja«, gab er zu, »das wäre vielleicht besser. Der Fluch der Sinclairs…«
»Und weiter?«
»Nichts weiter«, erklärte er. »John steht dort auch ziemlich planlos, wenn ich das mal so sagen darf. Aber er hat mich angerufen, weil ihm jemand in der Kathedrale von Chartres begegnet ist, den auch Sie kennen.«
»Wer denn?«
Sinclair mußte erst Luft holen. In der Scheibe sah er sich wieder.
Verschwommen! »Es war diese Gestalt, die auch bei uns gewesen ist. Der Geist einer Frau – Donata.«
»Ja«, sagte Suko sofort. »Die kenne ich noch zu gut. Ich habe sie selbst erlebt.« Er räusperte sich. »Und ausgerechnet Donata ist John in der Kathedrale erschienen? Was wollte sie denn?«
Horace F. räusperte sich. »Das ist ihm und auch mir nicht genau klargeworden. Jedenfalls muß sie ihn noch einmal an den Fluch der Sinclairs erinnert haben und daran, daß der Tod bereits seine Klauen nach uns ausgestreckt hält, im übertragenen Sinne natürlich.«
Suko schwieg. Horace F. Sinclair wartete. Er konnte sich vorstellen, daß der Inspektor schwer an dieser Nachricht zu knacken hatte, und dann vernahm er die geflüsterte Frage: »Warum hat John mir nichts gesagt?«
»Ich weiß es nicht. Aber jetzt sind Sie informiert, Suko. Vielleicht sollten Sie noch einmal bei Ihrem Chef nachfragen. Das ist informativer.«
»Und Ihnen hat er sonst nichts gesagt?«
»Nein, Suko. Ich bin leider nicht eingeweiht worden. Er hat mir nur geraten, achtzugeben, und er hat eben von der Gefahr gesprochen, die der Name Sinclair wohl anzieht. Vielleicht ist es eine uralte Rache. Oder noch mehr. Aber da möchte ich mich mit Spekulationen zurückhalten.«
»Tun Sie das, Mr. Sinclair. Ich finde es allerdings gut, daß Sie angerufen haben.«
»Ich mußte mich irgendwie vergewissern.«
»Können wir etwas für Sie tun?« fragte Suko. »Fühlen Sie sich möglicherweise bedroht?«
»Nein, Suko, das nicht. Es ist sehr nett von Ihnen, aber mir geht es den Umständen entsprechend. Es hat auch keinen Sinn, das Haus jetzt auf einen vagen Verdacht zu verlassen. Wer mich finden will, der findet mich auch, und meine Frau schließe ich damit ein.«
»Geben Sie nur auf sich acht«, flüsterte Suko besorgt. »Wenn irgend etwas ist, rufen Sie bitte sofort an, damit wir von hier aus Hilfsaktionen in die Wege leiten können.«
»Das werde ich machen, keine Sorge, Suko. Und danke, daß Sie mir zugehört haben.«
»Das war doch selbstverständlich.«
Der Hörer sank zurück auf den Apparat, den Horace F. Sinclair anschaute, ohne ihn direkt zu sehen. Es war ihm kaum möglich, seine Gedanken zu ordnen. Zuviel bewegte sich in seinem Kopf. Die Gedanken schufen Bilder, die allerdings so schnell wieder verschwanden, als daß er sie hätte in Erinnerung behalten können.
Er hatte viel Hoffnung in den Anruf gesetzt, aber weitergekommen war er damit nicht. Und Suko war nicht informiert, was Johns Mission anging. Horace glaubte dem Inspektor, denn es ging hier um die Sinclairs.
Nur konnte er nicht verstehen, daß John ein so großer Dickkopf gewesen war und auf die Hilfe seines
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