1000 - Das Schwert des Salomo
die Lade noch. Zu diesen Wissenden zählte Angares, der Mönch. Ich war jetzt ebenfalls in diesen Kreis mit aufgenommen worden wie Abbé Bloch. Auch er mußte zu den Wissenden gehören.
Und da war wieder die Verbindung zu den Templern vorhanden.
Ich stolperte innerlich über diesen Satz. Ohne es eigentlich zu wollen, kam ich schon zu einem Schluß. Es mußte eine Verbindung zwischen der Bundeslade und den Templern geben. Nur war es bisher niemandem gelungen, diese Brücke zu finden, also hatte man mich losgeschickt, um das Geheimnis zu enträtseln.
Ich wußte jetzt viel, aber noch nicht alles. Es gab einfach einen zu großen Zeitraum der Leere. Erst wenn ich all die Jahre mit Wissen gefüllt hatte, würde es mir gelingen, den Fall abzuschließen, vorausgesetzt, ich schaffte es wirklich.
Da hatte ich so meine Zweifel, denn ich war nicht der Einzige, der sich für die Lade interessierte. Es gab noch zwei Gruppen, die eine mögliche Aufklärung zu verhindern suchten. Hatte der Mönch nicht davon gesprochen, daß er seine Heimat nie mehr wiedersehen würde? Befand er sich schon in Gefahr? Und lauerte die Gefahr möglicherweise schon in unserer Nähe?
Dieser Gedanke erzeugte auf meinem Rücken einen kalten Strom und machte mir die Kehle eng. Ich verließ den Beichtstuhl, blieb aber direkt vor ihm stehen und schaute mich in dem Kirchenschiff um, ohne allerdings etwas Verdächtiges entdecken zu können.
Abgesehen von zwei Besuchern, die die Kathedrale inzwischen betreten hatten und in einer Bankreihe knieten.
Ich sah von ihnen nur die dunklen, gebeugten Rücken und konnte nicht mal erkennen, ob es sich dabei um Männer oder Frauen handelte.
Der Mönch hatte den Beichtstuhl nicht verlassen. Als ich mich wieder in ihn hineinschob und mich niederkniete, hörte ich ihn murmeln. Sicherlich betete er, und dabei wollte ich ihn nicht stören, deshalb hielt ich mich auch mit meinen Fragen zurück.
Angares schaute mich wieder an. Er lächelte und sagte: »Ich kann verstehen, daß dich dies alles aufgewühlt hat. Es war viel auf einmal, aber du mußt jetzt methodisch vorgehen und versuchen, ein Stück an das andere zu reihen. Dann wirst du möglicherweise Glück haben. Du hast auch die persönliche Freiheit, dich entscheiden zu können, wem du glauben willst. Entweder meinen Berichten oder den offiziellen Lesarten, die davon sprechen, daß die Lade verschwunden ist. Das überlasse ich dir.«
»Ich habe mich schon entschieden, Angares. Ich glaube dir.«
»Und auch den Weg gehen, den ich dir vorgeschlagen habe?«
»Sicher.«
»Dann grüße mir meine Heimat.«
Ich schüttelte den Kopf. »Darin unterscheiden wir uns schon, Angares. Ich habe auch daran gedacht, daß wir beide nach Aksum fahren und dort versuchen, das Rätsel endgültig zu lösen. Wir sollten uns die Prozession anläßlich des Timkat-Festes anschauen, von dem du mir berichtet hast.«
»Nein, John, das wird nicht gehen, so gern ich dich auch begleiten würde.«
»Warum denn nicht?«
»Weil es hier in der Kirche der letzte sichere Ort für mich ist. Ich hoffe es zumindest, aber ich weiß, daß sich mächtige Feinde auf meine Fersen gesetzt haben.«
»Das habe ich schon einmal gehört, Angares. Bitte, tu mir den Gefallen und sprich dich darüber aus.«
»Das kann ich nicht.«
»Aber du kennst sie doch – oder?«
»Nicht namentlich, John.« Er senkte wieder die Stimme. »Es ist eine Organisation, eine mächtige politische Kraft in meinem Land. Es müssen oder können Killer sein, die im Auftrag der Regierung unterwegs sind, denn man will verhindern, daß die Wahrheit ans Licht kommt. Zweifel sind für manche Menschen vorteilhafter als Wissen. Wissen bedeutet Macht, und ich kenne keinen Mächtigen, der bereit ist, seine Macht mit anderen zu teilen.«
»Wenn man es so sieht, dann stimmt es«, sagte ich.
»Das solltest du dir merken, John. Ich kann dir auch nicht raten, offiziell in mein Land einzureisen, denn jeder Fremde wird kontrolliert. Du könntest versuchen, auf geheimen Pfaden nach Äthiopien zu gelangen. Es gibt sie. Es gibt auch Organisationen, an die du dich wenden kannst. Möglich ist alles, aber du darfst auf keinen Fall den normalen Weg nehmen und mit dem Flugzeug in Addis Abbeba landen. Und solltest du alles geschafft haben, darfst du dich auf keinen Fall zu sicher fühlen und auffallen. Sei nur in der Nacht unterwegs und sorge dafür, daß du die Kleidung der Einheimischen bekommst.«
»Ich bin dir dankbar für diese Ratschläge, Angares.
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