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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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gebracht«, sagt Tobias Just, Immobilienanalyst bei Deutsche Bank Research.
    Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, betonte im November 2009, dass die Kurzarbeit die Folgen der Krise nur zeitlich verschiebe. Manche Firmen missbrauchten zudem das Instrument der Kurzarbeit – zum Nachteil der Beschäftigten: »Wir wissen nicht, ob die durch Kurzarbeit vorgehaltenen Personal-Kapazitäten später wieder genutzt werden. Oder ob die Kurzarbeit im Grunde genommen nur eine verdeckte Verlängerung der Arbeitslosigkeit ist. Das würde dann heißen, dass man den Menschen Hoffnung macht, es gehe nach der Kurzarbeit wieder aufwärts, und stattdessen kommt die Arbeitslosigkeit.«
    Würden die staatlichen Gelder für die Kurzarbeit in ein bedingungsloses Grundeinkommen fließen, wäre den in der Industrie von Kurzarbeit Betroffenen eher geholfen. Der Zustand, nicht mehr planen zu können, einer unsicheren Zukunft entgegenzusehen, würde ein Ende finden. Genau wie im kulturellen Sektor mit all seiner Prekariat erzeugenden Projektarbeit.
    Die wenigen, die noch einen Arbeitsplatz innehaben, tun das heute eben immer seltener als dauerhaft Festangestellte. Umsich aufwendige Kündigungsverfahren zu ersparen, beschränken sich Unternehmen auf eine kleine Stammbelegschaft, die sie projektbezogen um Spezialisten und Hilfskräfte ergänzen. Kurz-, Leih- oder Zeitarbeit, befristete Arbeitsverträge, Heimarbeit und vielfältige Formen von Selbständigkeit und Freiberuflichkeit sind die Arbeitsformen der Gegenwart.
    Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Beschäftigtenzahl in der Zeitarbeitsbranche zwischen 2002 und 2008 mehr als verdoppelt. Auf dem Höhepunkt arbeiteten 760 000 Menschen in der stark konjunkturabhängigen Branche. Durch die Wirtschaftskrise sank diese Zahl in 2009 wieder deutlich. Vor allem Geringqualifizierte verloren massenweise ihren Arbeitsplatz. Der gepriesene Dienstleistungs-Boom ist zugleich ein Boom der Leiharbeit: Achtzig Prozent der neuen Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich entstanden in der Zeitarbeit, die in 93 Prozent der Fälle nicht in ein unbefristetes Verhältnis umgewandelt werden.
    Kurzarbeit, Befristung, Zeitarbeit, Teilzeitarbeit und Minijob gehen Hand in Hand mit Niedriglohnjobs. Rund 1,3 Millionen Menschen mussten 2009 mit Arbeitslosengeld II aufstocken. Ein Klima der Angst ist die Folge.
    Angst vor Armut
    Die grassierende Existenzangst ist begründet und geht mit einem Gefühl von Vereinzelung und Ohnmacht einher. Akut armutsgefährdet sind alle gesellschaftlichen Gruppen – ob ältereBerufstätige oder Berufseinsteigerinnen, Reinigungskräfte oder Programmierer, Fabrikarbeiter oder Journalistinnen. Konkret müssen je nach Bundesland zwischen vier und zwölf Prozent aller Arbeitnehmer heute schon mit weniger als sechzig Prozent des mittleren Einkommens der bundesweiten Bevölkerung auskommen. 2008 lag die Armutsschwelle im Bundesdurchschnitt bei 786,89 Euro. In Bayern sind in der Regel prozentual weniger Menschen von Armut betroffen, trotzdem ermittelte das Bayerische Landesamt für Statistik eine erhöhte Armutsgefährdung bei rund einer Million Personen, die einer sogenannten »atypischen Beschäftigung« nachgingen. Dazu gehören befristete Tätigkeiten, Teilzeitbeschäftigungen mit zwanzig oder weniger Wochenstunden, Zeitarbeitsverhältnisse sowie geringfügige Beschäftigungen.
    Vor allem diejenigen, die ohne Partner zugunsten der Kindererziehung im Job kürzer treten wollen oder müssen, laufen größte Gefahr zu verarmen: Selbst bei Alleinerziehenden, die in einem »Normalarbeitsverhältnis« stehen, liegt die Armutsrisikoquote bei rund zehn Prozent – bei Alleinerziehenden ohne regelmäßiges Einkommen sind es zwanzig Prozent.
    Armut und Armutsrisiko sind die extremen Ausprägungen der veränderten Arbeitsmärkte. Die Grenze zwischen dauerhaft sicheren und kontinuierlich unsicheren Zonen der Arbeitswelt verwischt zunehmend. Es gibt nicht die Arbeitenden mit Einkommen und die arbeitslosen Armen, sondern eine wachsende Zahl von Menschen dazwischen, die vom Erwerbsleben nicht ausgeschlossen sind, aber auch nicht richtig dazugehören. Sie pendeln zwischen Perioden der Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit, zwischen Formen geförderter und nicht geförderter Beschäftigung, zwischen mehr oder wenigergesicherten Erwerbsformen und Armut trotz Erwerbsarbeit hin und her. Berlin ist die Hauptstadt dieser prekären Verhältnisse. Dort erzeugt die Allgegenwart von

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