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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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Hinblick auf eine weitere soziale Aufspaltung sein kann, so nachvollziehbar ist sie. Es braucht Wege, die Lehrmethoden von offenbar erfolgreichen Privatschulen auf öffentliche zu übertragen, um zu verändern, was OECD-ForscherInnen schon lange beobachten: Das deutsche Bildungssystem ist nicht mehr zeitgemäß und zutiefst ungerecht, was tatsächlich auch jeder so sieht, belegt durch das Meinungsforschungsinstitut Emnid 2008.
    Entwicklungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen werden immer individueller und differenzierter. Daher ist es eine Illusion zu glauben, dass eine einzige Art von Schule all diesen Anforderungen gerecht werden könnte. Vielmehr brauchen wir eine größtmögliche Vielfalt unterschiedlichster Formen von Schulen, aber auch Kindergärten und Kitas: hinsichtlich Lerngruppengrößen, Lernwegen und Lernmethoden. Damit kognitives, soziales, sinnliches und körperliches Lernen ermöglicht wird.
    Vision der Vielfalt – Schule und
Grundeinkommen
    Auf dieser Grundlage beschäftigen wir uns schon länger mit der Frage, wie sehr ein bedingungsloses Grundeinkommen Kindheit und Schule verändern würde. Durch ein lebenslangesGrundeinkommen, »von der Wiege bis zur Bahre«, würde sich die Chance auf schulische Vielfalt deutlich erhöhen. Mit 1000 Euro stünden jedem Kind in Kindergarten oder Kinderbetreuung, Grund- oder weiterführender Schule ungleich mehr Möglichkeiten zur Verfügung.
    Deutschland hat zwei Probleme: Es werden zu wenige Kinder geboren, und von diesen wenigen fallen erschreckend viele in Armut. Laut Bundesfamilienministerium sind im Jahr 2010 2,4 Millionen Kinder armutsgefährdet. Sie müssen lernen, mit der Angst umzugehen, ausgegrenzt zu werden. Kindern von Hartz-IV-Empfängern stehen täglich drei Euro zur Verfügung – für alles. Das schwarz-gelbe Sparpaket der Bundesregierung vom Juni 2010 sendet das Signal aus, lieber keine Kinder zu bekommen, es sein denn, man hat einen festen Job. Nach ihren Sparbeschlüssen, die den Hartz-IV-EmpfängerInnen das Elterngeld streichen, titelt der Berliner Tagesspiegel : »Dann lieber abtreiben«.
    Würde das Grundeinkommen dieser Entwicklung nicht ein Ende setzen können? Auf der finanziellen Basis des Grundeinkommens könnten sich Kinder sicherer und willkommener fühlen, würden nicht Gefahr laufen, wie wachsende Kostgänger behandelt zu werden. Denn sie würden ja dann, wie alle anderen auch, ihre eigene Existenzgrundlage mitbringen.
    Eltern wären keine Bittsteller mehr, die darauf hoffen müssten, dass sie nach soundso viel erbrachten Nachweisen vielleicht doch eine Bezuschussung zum Kindergartenplatz bekommen. Schule würde sich ändern. Radikal.
    Für alle wäre dann möglich, was sich heute fast nur Angehörige des alten Bildungsbürgertums und der neuen kreativen Klasse leisten können: ihre Kinder freien Einrichtungen anzuvertrauen, weil es dort ein kindgemäßes Konzept, ein Spezialangebot, einen besseren Betreuungsschlüssel gibt oder es ihrem Prestige zuträglich ist.
    Mit einem Bildungsgutschein über zum Beispiel 500 Euro könnten – und müssten – Eltern sich überlegen, wo sie ihr Kind hinbringen. Hat die Kita um die Ecke das pädagogische Konzept, das ihnen einleuchtet, oder suchen sie etwas Spezielleres? Etwa die Einrichtung, die Türkisch und Deutsch, oder Arabisch und Deutsch gleichberechtigt als Lernsprachen anbietet? Den Kindergarten, der das Handwerk in den Mittelpunkt stellt oder die Musik oder die bildende Kunst?
    Durch diese größere, differenziertere Nachfrage würden neue Schultypen entstehen – private oder staatliche, technisch oder künstlerisch orientierte –, die den neuen sozialen Realitäten entsprechen, vor allem der Tatsache, dass die Zahl der Kinder mit bikultureller Biographie zugenommen hat und weiterhin zunimmt. Alle Schulen würden gleichermaßen vom Kindergrundeinkommen profitieren – die häufig artikulierte Sorge, dass dann Eliteeinrichtungen solchen für arme Jugendliche gegenüberstünden, ist nachvollziehbar, aber unbegründet. Praktische Auswirkungen auf die Migrations-, Bildungs-, Jugend- und Sozialpolitik wären die Folge.
    Verschiedene Schultypen würden den einzelnen Jugendlichen gerecht werden können. Sie würden intensiver wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Schließlich fleht jeder Mensch »ewig um das angestammte Recht seiner Einmaligkeit, wie die Schneeflocke und der Fingerabdruck, die immer verschieden voneinander sind«, wie Yehudi Menuhin schrieb – auch oder

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