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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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der Kulturarbeit erst mit dem Grundeinkommen eine dauerhafte Perspektive bekommen könnten.
    Auch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist ein ähnlicher Strukturwandel im Gange wie im Ruhrgebiet, auch dort wurde im Rahmen einer IBA nach neuen Wegen gesucht, die zunächst bei der Umwelt ansetzen. Bis in die 1990er war in der Lausitz noch Braunkohle abgebaut worden. Seit 2000 wirddie von der Industrie hinterlassene Mondlandschaft im Rahmen der IBA Fürst-Pückler-Land in eine attraktive Naturlandschaft verwandelt. Ehemalige Industriehallen werden zu Freizeitarealen umgebaut, Seen angelegt und buchstäblich Berge versetzt: Wenn die Transformation sich hier auch noch auf die Freizeitindustrie beschränkt, ist doch der Startschuss gefallen, neue Möglichkeiten der Wiederansiedlung auszuprobieren.
    In Sachsen-Anhalt wie vielerorts in der ehemaligen DDR kämpft man mit den Folgen von Abwanderung. Es gibt zu wenig Arbeit – die Jungen und vor allem Frauen ziehen weg, die Alten und die schlechter ausgebildeten Männer bleiben. Wohnungen stehen leer, ganze Städte und Dörfer sterben aus. Seit 2003 werden dort in 19 beteiligten Städten systematisch Industrieanlagen und Plattenbauviertel abgerissen und in Grünflächen, Skateparks oder Freiluftgalerien verwandelt: Raum, der Tourismus anlocken soll, um die Region ins 21. Jahrhundert zu führen.
    Überall in Deutschland geht es darum, die postindustriellen Gegebenheiten auf eine ungewisse Zukunft hin zu entwickeln und Lösungen für eine Welt zu finden, die der heutigen nicht allzu sehr ähneln wird. Doch obgleich schon vereinzelt an Lösungen für die Entwicklung einer neuen zukunftsfähigen Gesellschaft gearbeitet wird, glaubt ein Großteil der Bevölkerung immer noch, dass sie nicht Teil dieses Prozesses sein könnten. Zu sehr haben bei ihnen die Maßnahmen einer Politik Spuren hinterlassen, die Jugendliche, Alte, MigrantInnen und Erwerbslose als Problem und nicht als Teil der Lösung ansieht.
    Eine politische Investition in die Zukunft
    Kultur ist ein fundamentaler Bestandteil der Wirtschaft. Die Potentiale dieser Kulturwirtschaft zu erkennen ist ein immens wichtiger Schritt, den die Politik in Deutschland viel zu lange nicht gehen wollte, um sich zu Anfang des dritten Jahrtausend auf einmal alles Glück von der Kreativindustrie und ihren Arbeitsplätzen zu erhoffen. Von Passau bis Flensburg suchten die Stadtoberen nach »Technologie, Talent und Toleranz«, ohne die, so der Soziologe Richard Florida, Städte keine Zukunft hätten. Dieses Fieber hielt jedoch nur bis zum Ausbruch des Weltfinanzdesasters an.
    Seit diesem Zusammenbruch der Finanzwirtschaft vor zwei Jahren scheint der politische Hype um die Kreativität passé. Statt in Ideen und Möglichkeitsräume zu investieren, kehren Regierungen auf allen Ebenen mit ihren Konjunkturbeschleunigungsprogrammen zur Beton- und Blechpolitik zurück. Auf kulturellen Betätigungen lastet hingegen wieder der Druck, Leuchtturm, Event sein zu müssen, um ein beachteter Player in Kulturwirtschaft und Tourismusförderung zu sein.
    Denn ein Grund dafür, dass die Kultur vom kurzzeitig gefeierten Kreativ-Star wieder aus dem ökonomischen Rampenlicht in die Nische verbannt wurde, liegt natürlich auch darin begründet, dass die Kreativen die Arbeitslosenstatistiken mit ihren überwiegend unabgesicherten Honorar- und Werkverträgen nicht belasten. Im Kulturbetrieb wird nicht gekündigt, der Prozess des Arbeitsverlusts ist ein unauffälligerer: Man wird einfach nicht mehr beauftragt, Projekte laufen aus, statt Sextetten werden nur noch Terzette gebucht, aus öffentlichen Mittelnwird keine Kunst mehr angekauft etc. Kunstschaffende erhöhen also die Arbeitslosenstatistik nicht sichtbar, wie die gekündigten Warenhausmitarbeiterinnen, und sind deshalb nicht wahlrelevant. Kein Wahlkämpfer tritt in ihre Arenen oder vor ihre Tore – es sind ja auch nur unscheinbare Türen, hinter denen sich das prekäre Leben von Künstlerinnen und Geisteswissenschaftlern verbirgt.
    Die Zeit politischer Großlösungen und normierter Arbeitsverhältnisse ist jedoch unwiederbringlich vorbei. Die klassische Erwerbsarbeit schwindet, die Arbeitsplätze im kreativen Bereich und in NGOs nehmen zu. Diese Arbeit ist aber überwiegend nicht mehr in Betrieben oder Institutionen organisiert, sondern findet eher in Projektstrukturen statt. Konnte man das 19. und 20. Jahrhundert als das der Institutionalisierung und Normierung begreifen, dann ist das 21. Jahrhundert das

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