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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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Dorf hat aber weit mehr EinwohnerInnen, die Angaben schwanken zwischen 1200 und 2000. Das BIG bekam nur, wer am Tag der Registrierung ein Dokument vorlegen konnte, auch die Häftlinge aus dem Dorf, die meist wegen Mundraub oder ähnlichen Beschaffungsdelikten eingesperrt waren. Kinder und Jugendliche unter 21 erhielten ihre 100 Namibia-Dollar über einen »Primary Care Giver«, den- oder diejenige, der oder die sich um sie kümmerte: meistens die Mutter oder eine andere weibliche Person der Familie.
    Ähnlich wie bei den Mikrokrediten wurde das Grundeinkommen von öffentlichen Gesprächen in der Gemeinschaft begleitet und bestimmt. Das Dorf wählte sich ein Komitee, in dem alle Generationen und alle Ethnien vertreten sind: 15 Frauen und drei Männer, darunter der Dorfchef, der selbst kein BIG erhielt, weil er am Tag der Registrierung auf Arbeitssuche gewesen war, wie viele andere auch. Das Komitee hat den Kontakt zur BIG-Koalition gehalten und den zweijährigen Prozess begleitet. Eine von ihnen, Bertha Hamases, 31, alleinerziehendeMutter von vier Kindern, führte den Fotografen Peter Dammann und mich – Adrienne Goehler – im Februar 2010 durch das Dorf. Wir sollten uns eigene Eindrücke verschaffen, zu dem schwierigen Zeitpunkt, da das Pilotprojekt seit zwei Monaten abgeschlossen, der Erfolg aber noch überall zu sehen und zu spüren war. Für eine Übergangszeit bis April 2011 reicht das vorhandene Geld noch aus, um allen weiterhin bedingungslos 80 Namibia-Dollar, etwa acht Euro, auszubezahlen.
    Cecilia, 14, führt uns als Erste durch das Haus, das sie mit Großvater, Mutter und zwei Geschwistern teilt. Mit der Rente des Großvaters und den 400 Namibia-Dollar für die vier Hausbewohner haben sie zwei Jahre über ein mittleres Einkommen verfügt. Als Erstes hätten sie Schuhe und warme Kleidung vom BIG gekauft und das Schulgeld bezahlt, dann eine Kochstelle

    Cecilia und ihre Mikrowelle, © Peter Dammann, Hamburg
    inder Küche geschaffen. Mit einer stolzen Geste lädt Cecilia uns ein, uns selbst von den Errungenschaften zu überzeugen, von Herd, Mikrowelle, Fernseher und DVD. Aber vor allem hätten sie jetzt eine Wohnküche und zwei kleine Räume angebaut, ein Zimmer für den Großvater ganz alleine.
    Danach begegnen wir Hendrisen Isaaks, 23. Sie begann mit Einführung des BIG, gesüßten Tee zu verkaufen, und hat sich Stück für Stück einen Lebensmittelladen aufgebaut, der zu einem Magneten im Dorf geworden ist, auch weil es dort eine Juke-Box gibt. Ein Lied kostet einen Namibia-Dollar. Sobald die Musik ertönt, strömen die Kinder zusammen, tanzen eine Runde und rennen wieder auseinander. »Was soll die Welt über Otjivero und das Grundeinkommen wissen?«, frage ich in die Männerrunde vor Hendrisen Isaaks Laden. Kurze Besprechung in Damara, der meistgesprochenen einheimischen Sprache, dann die gemeinschaftlich beschlossene Aussage: »Sagen Sie, dass es ein gutes Gefühl ist, wenn die Kinder nachts nicht vor Hunger schreien und man weiß, dass sie morgen auch nicht schreien werden.« Hendrisen Isaaks ergänzt, dass das BIG das Vertrauen unter den Leuten im Dorf gestärkt habe. Das habe alles verändert. Man würde sich jetzt gegenseitig Kredit für Anschaffungen geben, denn man wisse ja, dass sie am nächsten 15. des Monats, dem Tag der Geldausgabe, das Geliehene zurückzahlen könnten.
    Das nächste Haus hat einen großen gepflegten Hof, mittendrin ein Chevrolet. Eine alte Frau bittet uns hinein, sie selbst bezieht kein Grundeinkommen, aber ihre Kinder und Enkel. »Schauen Sie, alle haben Schuluniformen und Schuhe.« Sie selbst hat ein kleines Business, verkauft Feuerholz und kleine Transportdienste, denn sie besitzt zwei Esel und Karren, und wenn es Benzin für den Chevy gibt, dann dient er dem Dorf alsTaxi, für Fahrten ins Krankenhaus. 50 Namibia-Dollar kostet eine Fahrt. »Das kann man sich nicht oft leisten«, lässt sie uns sagen, deshalb steht das Auto auch meist rum.
    Elmarie, 27, hat einen Beruf, seit es das BIG gibt, sie ist Pflegemutter. Acht Kinder wuseln um sie herum, vier eigene und vier einer Mutter, die sechs Tage die Woche auf einer 20 Kilometer entfernten Farm arbeitet. Von den monatlich 500 Namibia-Dollar und dem Essens- und Schulgeld für die Pflegekinder hat sie jeden Monat eisern etwas zurückgelegt, um sich ein ganzes Set funkelnder Stahltöpfe anzuschaffen, einen Herd, einen Fußboden, einen Fernseher und einen teuren Elektrokasten, der die Flimmerkiste mit teurem Strom versorgt. Mit

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