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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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einer Prepaid-Karte, die 40 Namibia-Dollar kostet, kommt sie zwei Wochen lang aus. Sie leistet sich diese Ausgabe, weil sie wissen will, was in der Welt vor sich geht.
    Am 15. jedes Monats ist Zahltag. Die Post hat dafür eigens eine Filiale im Dorf eröffnet, und gleich morgens nehmen die Menschen unter einem großen Blechdach Platz, was sie notdürftig vor der Hitze schützt, und warten auf das Eintreffen des Geldes. Um sich auszuweisen, brauchen sie ihre Chipkarte mit Foto und Fingerabdruck, legen für die Auszahlung ihren rechten Zeigefinger in das Lesegerät, was auch nach zwei Jahren für viele noch ein Vorgang ist, der sie zögern lässt. Große Aufregung, weil ausgerechnet an dem Tag der Strom ausgefallen ist, was seit Einführung des BIG noch nie vorkam. Bertha Hamases, unser Guide, erklärt wohl hundert Mal, dass sie hoffe, es gebe heute noch Strom, sonst morgen, beruhigt sie die Gemüter. Die kleinen Lieferwagen, die am Zahltag Mais, Melonen und Kürbisse anbieten, ziehen enttäuscht ab.

    Frida Nembwaya mit einer Ahnung von einem »Good life after struggle«, © Peter Dammann, Hamburg
    Good life after struggle
    So lautet das Motto des unangefochtenen Stars des Dorfes, Frida Nembwaya, 35, Mutter von sieben Kindern, die mit ihrer Vitalität alle ansteckt, wenn sie zwischen brutheißer Backstube und Eisverkauf, den sie außerdem betreibt, lachend hin- und hereilt. Wie ihr Mann hat sie auf einer deutschen Farm gearbeitet, für weniger Geld, als sie durch das Grundeinkommen hat. Immer wieder streckt sie die Arme gen Himmel und beschreibt ihr gutes Leben, nach all dem Kampf und der Erniedrigung. Mit dem Grundeinkommen hat sie sich ihren Traum erfüllt: Selbständig werden und in die Fußstapfen der Muttertreten, sie eröffnete eine Bäckerei. Täglich backt sie in geölten Sardinenbüchsen 300 kleine Hefebrote, es gibt keine Öffnungszeiten, sie backt einfach ununterbrochen und ist immer ausverkauft. Einmal die Woche macht sie sich auf den Weg nach Windhoek, dort kriegt sie dreimal so viel für ihre Brote, die sie die ganze Nacht hindurch herstellt. Von dem Erlös kauft sie säckeweise Mehl und Zutaten. Eine einzige Hin- und Rückfahrt verschlingt das Grundeinkommen eines Monats. Doch das kann sich Frida Nembwaya mit ihrem gutgehenden Laden mittlerweile leisten.
    Die Schulleiterin, Rebecca Heita, die die Sportwettkämpfe aller SchülerInnen antreibt, spricht davon, dass sich die Konzentration der Kinder deutlich verbessert habe, seit sie nicht mehr hungern und die Schulspeisung mit der ganzen Familie teilen müssten. Ich solle doch sehen, wie ordentlich alle

    Frida in ihrer Bäckerei, © Peter Dammann, Hamburg
    Kinderaussähen. Wieder sind die Schuhe und eine Winter- wie Sommeruniform, die jetzt fast alle Kinder tragen, der sichtbarste Ausdruck der Verbesserung. Freilich reiche das Schulgeld, das die meisten bezahlen, nicht aus, um damit die zu knappen Regierungsgelder zu kompensieren. In diesem Schuljahr, sechs Wochen nach Schulbeginn, hätten sie noch kein Geld von der Regierung gekriegt, jetzt gebe es nur 10 Bleistifte, keinen Buntstift und einen Radiergummi für 32 Erstklässler. Deshalb dachte sie sich einen Schönheitswettbewerb der Kinder aus, um mit dem Eintrittsgeld der Erwachsenen Notwendiges einkaufen zu können. Kurzerhand wurden alle Schultische zu einem Laufsteg zusammengestellt, die Stühle fürs Publikum herausgeschleppt, und das ganze Dorf fand sich zum Ereignis ein. Die beiden Sieger bei den Mädchen und Jungen wurden mit Seife, Suppe, Süßigkeiten und Zahnbürste beschenkt und durften für einige Stunden eine Krone tragen. 500 Namibia-Dollar zählte Rebecca Heita für die Schulkasse.
    Wo sind Otjiveros Männer? Wohin man auch schaut im Dorf, es sind die Frauen und die Kinder, die das Leben prägen. Sie haben die Läden für die Grundversorgung eröffnet, sechs Frauen betreiben eine Näherei, andere haben Garküchen ins Leben gerufen, sie haben sich Hühner angeschafft, eine hat gar eine kleine Schokoladenmanufaktur eröffnet. Sie haben eine lokale Ökonomie geschaffen, stellen die Mehrheit im Komitee und halten ihre Häuser, die Gärten drum herum sowie das Dorf insgesamt in einem tadellosen Zustand. Es ist schwer vorstellbar, wie armselig das Dorf vor zwei Jahren ausgesehen haben muss, als seine Bewohner nur mit dem nackten Überleben beschäftigt waren – alle erwähnen diesen krassen Unterschied.
    Bei den Männern sind die Veränderungen durch das BIG weniger sichtbar. Es gibt den

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