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1.000 Euro für jeden

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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befreit von jedem Zwang zur Arbeit. Insofern entspricht er durchaus
dem bedingungslosen Grundeinkommen – und man kann vermuten, dass das
Verhalten der Menschen in beiden Fällen vergleichbar ausfallen wird.
    4200
Menschen wurden seit Einführung des Spiels in Deutschland 1955 durch Lotto
Millionäre. Davon haben 14 Personen im Rahmen einer Forschungsarbeit in
Sozialarbeit den beiden Studenten Christoph Lau und Ludwig Kramer Auskunft
gegeben. Ihre Ergebnisse publizierten sie 2005 in dem Buch »Relativitätstheorie
des Glücks«.
    Ein
Ergebnis dieser Arbeit, die angesichts der wenigen befragten Personen nicht
repräsentativ ist, lautete: »Niemandem war der Reichtum anzumerken.« Fast alle
waren höchst vernünftig mit dem Gewinn umgegangen, zahlten ihre Kredite ab und
genossen den neuen Reichtum nicht durch erhöhten Konsum. Nur ganz wenige hatten
die oft herbeigesehnte Kündigung nach dem Gewinn in die Tat umgesetzt:
Lediglich zwei der acht Berufstätigen unter den Befragten kündigten
tatsächlich.
    Nur
eine Frau und ein Mann verhielten sich mehr oder weniger den
Klischeevorstellungen entsprechend: Die Frau kündigte ihren Job, kaufte sich
teure Kleider und ein neues Auto und genoss das Leben in vollen Zügen. Das Geld
hielt nur wenige Jahre. Danach stand sie nach eigener Aussage schlechter da als
vorher. Der Mann prahlte mit seinem neuen Reichtum und konnte sich vor lauter
bittstellenden Freunden und Verwandten nicht mehr retten. Am Ende musste er
Haus und Geschäft verkaufen und avancierte zum bekanntesten
Arbeitslosengeld-Empfänger seiner Stadt.
    Aber
die beiden bilden eben die Ausnahme. Statt das gewonnene Geld aus dem Fenster
zu werfen, genießen die meisten deutschen Lottomillionäre vor allem das
beruhigende Gefühl, ein dickes Polster auf dem Konto zu haben, und zahlen sich
selbst ein monatliches Einkommen, das an ihre von ihnen selbst aufgestellten
Bedingungen geknüpft ist. Sie wollen gar nicht, dass sich irgendetwas ändert,
zumindest nichts Außergewöhnliches.
    Einige
Lotto-Gesellschaften wie die staatliche belgische Lotterie »Win for Life«
zahlen Millionengewinnern die Summe nicht auf einen Schlag aus, sondern in Form
eines lebenslangen monatlichen Betrags – im belgischen Fall tausend Euro
(!). Ein bedingungsloses Grundeinkommen!
    Das Glück der finanziellen
Unabhängigkeit
    Diese Art
von finanzieller Unabhängigkeit ist übrigens ein Glück, das weit mehr als 4200
Menschen in Deutschland zuteil wird, auch ohne dass sie Lotto spielen. Das
Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte im Januar 2010
erneut eine Studie über die Vermögensverteilung in Deutschland. Letztere fällt
immer drastischer aus.
    Nach
den Forschungsergebnissen verfügen gegenwärtig rund zwei Drittel der
Bevölkerung ab 17 Jahren über kein oder nur über ein sehr geringes
Vermögen, während sich das Gesamtvermögen unserer Gesellschaft bei dem
verbliebenen Drittel ballt. Männer verfügen über ein sehr viel größeres
Vermögen als Frauen und Menschen deutscher Herkunft über fast doppelt so viel
wie Menschen mit Migrationsgeschichte. Die Auswirkungen dieser Verteilung von
Reichtum und Arbeit beobachten wir seit langem, auch ihre sich zuspitzende
Tendenz.
    Neu an
der DIW-Studie ist, dass erstmals nicht nur die üblichen Vermögenswerte wie
Immobilien- oder Aktienbesitz berücksichtigt wurden, sondern auch Renten- und
Pensionsansprüche. Die wahren Gewinner sind demnach vor allem Beamte und
langjährig stabil beschäftigte Arbeiter und Angestellte. Ihr durchschnittliches
Vermögen beläuft sich laut DIW auf zwischen 160000 bis 200000 Euro bei
Arbeitern und Angestellten, auf rund 400000 Euro bei Beamten. Zwar handelt es
sich bei der Anwartschaft auf die Systeme der Alterssicherung um fiktive
Vermögenswerte; niemand kann seine Rente oder Pension vorab beleihen oder sich
gar vorzeitig auszahlen lassen. Aber man könnte ein sicheres, auskömmliches
Gehalt bis zum Tod einem Lottogewinn auf Raten gleichsetzen. Und das Gehalt ist
im Vergleich zum Erhalt der Gesamtsumme vermutlich die bekömmlichere Form:
Glücklich ist nicht, wer im Lotto gewinnt, sondern wer ein lebenslanges
Grundeinkommen bezieht.
    Denn
wie anders steht der Mensch in der Welt, wenn er weiß, dass er nie wieder Angst
haben muss, ökonomisch nicht überleben zu können, weil er bis zu seinem Tod
jeden Monat ausreichend Geld zur Verfügung hat, und zwar unabhängig davon,
wie viel er noch arbeiten kann – oder eben nicht.
    Es

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