1000 Kuesse sind noch nicht genug
ihm der Gedanke, dass es ein taktisches Problem darstellen könne, sich um zwei Frauen zu bemühen, die im selben Haus lebten, aber er begriff, dass er etwas unternehmen musste.
„Ich komme sofort”, ertönte Natashas träge, sanfte Stimme aus der Sprechanlage, als er klingelte, und Brad ging zurück zum Wagen, um zu warten. Während er Radio hörte, sah er plötzlich Tallia zurückkehren, aber sie rannte die Stufen hinauf, bevor er Zeit hatte, zu reagieren, und hörte sein
„Hallo” nicht. Aber vielleicht war das auch gut so, denn in diesem präzisen Augenblick kam Natasha aus dem Haus.
Er betrachtete sie, als sie sich näherte, und war enttäuscht. Sie sah heute überhaupt nicht wie Honey Childe aus. Eher wie Jayne Mansfield in den fünfziger Jahren, wenn sie in Cannes gedreht hatte.
Natashas elegante Leinenhose, der breitkrempige Strohhut, die mit glitzerndem Strass besetzte Sonnenbrille, die große Strohtasche und die hochhackigen Sandaletten vermittelten ihm eine Idee des Wochenendhauses, das sie erwartete. Brad, der sich nicht einmal rasiert hatte und Shorts, T-Shirt trug und barfuss in Sandalen herumlief, hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Na ja, wenigstens der Wagen stimmte.
Sie trippelte über die Straße auf eine Art, die nichts mit der Rolle Honey Childes zu tun hatte, und er wünschte, es wäre umgekehrt - dass sie im Film kokett und elegant gewesen wäre und natürlich und salopp im wahren Leben. Er stieg aus und öffnete ihr die Tür, und eine Wolke ihres schweren Parfüms schlug ihm entgegen. Er fand es ausgesprochen unpassend für einen heißen Tag wie diesen, war aber ziemlich sicher, dass sie es als eine Art Markenzeichen oder so betrachtete, weil es das gleiche war, das sie auch abends benutzte.
„Hü” sagte sie ein wenig atemlos und lächelte. „Ist es nicht ein wundervoller Tag?”
Ihre Atemlosigkeit war nicht nur gespielt. Tallia war so nervös, dass sie fast keine Luft bekam. Die ganze Zeit hatte sie Angst gehabt, dass Brad Bel sah, bevor er sie sehen sollte und sie womöglich noch ansprach. Als die beiden Schwestern aneinander vorbeigingen, hatte Tallia kurz vor einem Herzanfall gestanden, aber Bel, die bemerkenswert gelassen blieb, hatte ihr nur belustigt zugezwinkert.
„Kennen Sie Tallia Venables?” fragte Brad, als sie im Wagen saßen.
Natasha rümpfte leicht die Nase. „Ich glaube nicht. Wer ist das?”
„Sie ist gerade an Ihnen vorbeigegangen. Sie wohnt in Ihrem Haus.”
„Oh! Sie meinen diese seltsame Erfinderin im vierten Stock?”
„Ist sie seltsam?”
„Attraktiv ist sie jedenfalls ganz sicher nicht”, entgegnete sie spitz.
„Nein. Aber dafür hochintelligent.”
Natasha tat erstaunt. „Sie kennen sie?”
„Sie ist Erfinderin, wie Sie schon erwähnten. Ich hielt es für besser, ihnen zu sagen, dass ich ab und zu mit ihr ausgehe, falls Sie einmal mit ihr sprechen sollten.”
„Sie gehen mit ihr aus?” wiederholte Natasha so entsetzt und gleichzeitig verblüfft, dass Brad im stillen grinste. Sie kann also eifersüchtig sein, dachte er triumphierend, selbst wenn sie mich auf Distanz hält.
„Ja, warum denn nicht?” entgegnete er lächelnd.
„Sie hat vorstehende Zähne!”
Brad lachte. „Es sind nicht ihre Zähne, in die ich investiere.” Noch nicht, fügte er bei sich hinzu.
„Investieren? Ich dachte, Sie gehen mit ihr aus? Oder haben Sie auch eine Art Vertrag mit ihr geschlossen, wie mit mir? Bekommt sie Geld für ein Date mit Ihnen?”
„Sie kränken mich. Natasha. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber normalerweise brauche ich Frauen nicht zu bestechen, damit sie sich mit mir treffen. Einige fühlen sich sogar sehr geschmeichelt, wenn ich sie einlade.”
Ja. das glaubte sie ihm gern. „Also nur ich und diese Tallia? Wieso bestechen Sie uns, wenn Sie genügend andere Kandidatinnen haben?”
„Ich bezahle Tallia Venables nicht, damit sie mit mir ausgeht”, erwiderte er steif.
„Küssen Sie sie?” entgegnete Tallia als Natasha und fragte sich, wie weit seine Lüge ihn führen würde und welchen Grund er dafür haben könnte.
„Noch nicht”, antwortete er heiter.
Tallia vergaß, dass sie Natasha war, und erschauerte bei dem Gedanken, dass Brad trotz ihrer schlechten Zähne daran dachte, sie zu küssen. Aber das schlimmste war, dass sie sich nun, wo sie endlich einen Mann gefunden hatte, der sich für sie als Person und nicht für ihr Aussehen interessierte, den Weg zu ihm verbaut hatte. Es brach ihr fast das Herz.
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