1000 Kuesse sind noch nicht genug
dass ihm ihr Aussehen nicht gefiel. „Verzeihen Sie”, sagte er betreten. „Ich fürchte, das war nicht sehr galant.”
Danach schaute Tallia auf die Uhr und sagte, sie wolle früh schlafen gehen, und fünf Minuten später saßen sie im Wagen. Wieder ließ Brad die Fenster hinab. „Sollen wir die Küstenstraße nehmen?” fragte er. „Es ist ein schöner Abend.”
Tallias Instinkt warnte sie, dass die Gefahr, erkannt zu werden, im Dunkeln größer war. Man war empfänglicher für die Ausstrahlung eines Menschen, wenn man ihn nicht richtig sehen konnte. „Nein, ich bin müde”, improvisierte sie rasch. „Ich würde lieber heimfahren.”
Es war eine Lüge, die ihr nicht leicht über die Lippen kam. Sie war gern mit Brad zusammen, und ein Teil von ihr sehnte sich danach, den Spaziergang mit ihm zu wiederholen.
Vielleicht kannst du es riskieren als Nata sha, tröstete sie sich, und sah traurig zu, wie Brad widerspruchslos den Wagen auf die Straße lenkte, die auf direktem Weg zu ihr nach Hause führte.
„Ich brauche deinen Rat, Bel”, meinte Tallia. „Es wird immer riskanter, mich mit Brad zu treffen, und ich muss einen Weg finden, zu verhindern, dass er eine Verbindung zwischen Natasha und Tallia herstellt.”
Bel seufzte. „Du bist die Schauspielerin, nicht ich. Du musst dir eben etwas ausdenken, um deine beiden anderen Ichs noch unterschiedlicher zu machen.”
„Du hast recht. Ich könnte versuchen, Natasha eine gewisse … Gestik zu verleihen. Sie müsste Dinge tun, die Tallia niemals tut. Sie könnte ihre Nase rümpfen, die Augenbrauen hochziehen oder …”
„Zwei verschiedene Parfüms benutzt du ja sicher schon”, mein te ihre Schwester.
„Als Tallia habe ich gar keins benutzt.”
„Das solltest du aber. Gerüche sind etwas, was im Unterbewusstsein haften bleibt, und deshalb solltest du bei beiden Rollen deinen natürlichen Geruch verbergen. Wenn Natashas Parfüm je verfliegen würde, wüsste er sofort, dass sie genauso riecht wie Tallia.”
Tallias Augen wurden groß. „Du hast vollkommen recht, Bel! Irgend etwas Leichtes, Blumiges vielleicht für Tallia …”
„Und Billiges. Teure Parfüms haben eine unverkennbare Note.”
„Was täte ich bloß ohne dich, Schwesterchen?” fragte Tallia lächelnd. „Und da ist noch etwas, was wirklich überzeugend wäre. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.”
„Und was wäre das?”
„Er muss meine beiden Ichs zusammen sehen.”
7. KAPITEL
„Ein Barbecue?” wiederholte Natasha erschrocken.
„In meinem Wochenendhaus”, fügte Brad rasch hinzu, als sei ihm die Idee gerade erst gekommen und nicht das Ergebnis langer Überlegungen. In entspannter Atmosphäre konnte er sie vielleicht dazu bringen, ihre starren Regeln etwas zu lockern. „Wir könnten schwimmen, etwas essen, und dann bringe ich Sie heim.” Den Teufel werde ich tun, dich heimzubringen, schwor er sich im stillen.
„Oh, ich glaube, das ist nicht möglich”, stammelte Tallia, während sie fieberhaft nach einem Ausweg suchte. Sc hwimmen? Das bedeutete Badeanzug, kein Make-up und nasses Haar. „Ich sehe gerade in meinem Kalender, dass ich dann schon einen Termin habe …” Sie trug ihren Akzent von Minute zu Minute stärker auf, aber Brad schien es nicht aufzufallen.
„Am Sonntag dann”, beharrte er und sagte sich triumphierend, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Die Panik in ihrer Stimme konnte nur bedeuten, dass sie befürchtete, in ungezwungener Atmosphäre verwundbarer zu sein.
Wenn ich ablehne, wird er es auf das nächste Wochenende verschieben, überlegte Tallia. Wenn sie doch nur rechtzeitig daran gedacht hätte, ihm zu sagen, dass ihr Arrangement nur für abends galt!
Aber dazu war es jetzt zu spät. Sie durfte nichts tun, was seinen Verdacht erregen könnte. „Na schön, am Sonntag dann”, lenkte sie ein. „Und wenn es regnet?”
„Dann unternehmen wir etwas anderes. Aber es wird nicht regnen.”
„Kontrollieren Sie jetzt auch schon das Wetter?”
„Nein, ich habe großes Vertrauen in die Wettervorhersage.”
Tallia betete um Regen. Natasha auch. Nur Bel blieb unbekümmert. „Bereite dich auf das Schlimmste vor”, riet sie. „Beten ist schön und gut, aber was wirst du anziehen, wenn Petrus sich stur stellt?”
Brad hielt nicht weit entfernt von Tallias Wohnung, als sie aus dem Haus kam und die Straße hinunterging. Sie schien in Gedanken vertieft und hatte ihn nicht gesehen, und er seufzte vor Erleichterung. Nicht zum ersten Mal kam
Weitere Kostenlose Bücher