1001 - Die Jäger von Chircool
nicht mit ihm hier draußen bleiben, bis die anderen zurückkehren."
„Wir können ihn aber auch nicht zu zweit den Pfad entlangtragen", gab Lerana zu bedenken. „Wenn uns dann etwas angreift, sind wir hinüber."
Jörg zuckte die Schultern.
„Ich kann versuchen, ihn alleine zu tragen", meinte er und bückte sich in der Absicht, sich den Freund auf die Schulter zu laden. Aber im nächsten Augenblick richtete er sich wieder auf, riß dabei den Bogen von der Schulter und schoß den ersten Pfeil ab, als Lera-na noch nicht einmal begriffen hatte, was geschah.
Der Pfeil traf das erste von einem halben Dutzend hundegroßer Tiere, die auf die Lichtung hinausrasten.
Zwei weitere Tiere starben, ehe sie die jungen Jäger erreichten. Die anderen drei wollten sich auf Djin stürzen, in dem sie ein hilfloses Opfer witterten. Alle anderen auf diesem Planeten ansässigen Tiere flohen in wilder Panik, sobald sie eine Rotte jagender Chir-cools sichteten. Daß die Menschen sich anders verhielten, hatte die Instinkte der Räuber noch nicht beeinflussen können.
Jörg Breiskoll brach zweien das Genick, und Lerana tötete das andere mit dem Messer. Djin blutete aus mehreren Wunden und erwachte dadurch vorübergehend aus seiner Le-thargie.
„Wo kommen diese Biester denn her?" fragte er verwundert. „Ich dachte, wir hätten sie längst aus der Nähe des Dorfes vertrieben."
„Das war ein Irrtum, wie du siehst", bemerkte Jörg gelassen und zog Djin vom Boden hoch. „Komm jetzt, wir müssen so schnell wie möglich von dieser Lichtung weg! Die Chir-cools müssen wir liegen lassen."
„Was hast du eigentlich vorhin gesucht?" fragte Lerana, während sie zum Weg eilten.
„Ich habe etwas Fremdes gespürt", sagte Jörg gleichmütig. „Aber ich habe mich wohl getäuscht."
„Das ist eine Lüge!" sagte Lerana ärgerlich. „Du warst völlig durcheinander, als du auf die Lichtung gekommen bist."
„Tatsächlich? Nun, ich kann es dir erklären. Es kommt selten vor, daß ich etwas wittere, wo gar nichts ist. Es war ein Schock für mich, zu erkennen, daß ich mich so sehr geirrt hatte."
Er wußte, daß sie ihm nicht glaubte, aber sie stellte auch keine weiteren Fragen. Ihr blieb gar keine Zeit dazu. Sie erreichten den Pfad und sahen vor sich fünf Chircools, die sich um eine Beute balgten. Die Räuber in ihrem Blutrausch spürten kaum, was mit ihnen geschah. Erst als die Bestien tot waren, konnten die Jäger sehen, worum sich die Chir-cools gestritten hatten.
Es war ein Jaguar - wenigstens nannten sie es so, weil ihre Vorfahren diesem Tier aus-gerechnet diesen Namen gegeben hatten. Der „Jaguar" war gute zwei Meter lang und be-stand im wesentlichen aus zehn krallenbewehrten Beinen und einem riesigen, zähnestar-renden Maul. Er galt als eines der gefährlichsten Tiere, die es im Dschungel von Chircool gab. Die Betschiden jagten dieses Wesen nicht. Nur im extremen Notfall legten sich die Jäger mit einem „Jaguar" an. Man ließ diese Wesen am Leben, weil sie so ziemlich die einzigen Feinde der Chircools waren.
Dieser eine allerdings hatte offenbar keine Zeit mehr gefunden, seine natürliche Überle-genheit den Bestien gegenüber auszuspielen.
„Er muß geschwächt gewesen sein", meinte Lerana. „Sonst hätte er sich auch nicht so nahe an das Dorf herangewagt."
„Verhungert sieht er nicht gerade aus", stellte Jörg fest. „Ich möchte wissen, was in die Biester gefahren ist! Seit wann wagen die sich denn an einen Jaguar heran?"
„Höchstens dann, wenn er ihnen halbtot vor die Füße fällt", murmelte Lerana.
Jörg trug die toten Chircools und den „Jaguar" zu einem reißenden Wildbach, der den Pfad auf eine kurze Strecke begleitete. Lerana hielt inzwischen bei Djin Wache.
Während der ganzen Zeit ließ sich kein einziges größeres Tier bücken. Lerana war darüber einer-seits beruhigt, andererseits ging ihr diese seltsame Ruhe auf die Nerven.
Erst jetzt fiel ihr auf, daß sie in der ganzen Zeit keinen einzigen Glockenmeister gehört hatte. Dabei schien die Sonne jetzt mit voller Kraft auf den Dschungel herab. Der Boden begann zu dampfen, es war heiß und stickig - etwas Besseres konnte es für die Glockenmeister gar nicht ge-ben.
Trotzdem schwiegen sie.
„Keine Glockenmeister", sagte sie zu Jörg, als dieser seine blutige Arbeit beendet hatte und zu ihr zurückkehrte.
„Ich habe es auch schon gemerkt", murmelte der junge Jäger und kümmerte sich um Djin, der teilnahmslos auf dem Weg kauerte. Er zog den Jungen
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