1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer
besser ging, besuchte er mich öfter im Hotel. Aber es kamen wieder Forderungen nach Geld. Wenn ich ein wenig mehr von der anderen Frau erfahren wollte, wurde er böse und sagte, er wolle darüber nicht sprechen, die Andere sei jetzt nicht wichtig und sowieso Vergangenheit. Zum Sex kam es nicht mehr zwischen uns und leider auch zu keiner guten oder erkenntnisreichen Aussprache. Ich spürte wieder, wie er log und dabei aber immer mich zur Schuldigen machen wollte. Ich konnte gar nicht mehr verstehen, warum er überhaupt ins Krankenhaus gekommen war. Das hätte er doch einfach bleiben lassen sollen, denn, dass das keine Liebe war, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Es tat weh anzunehmen, dass der einzige Grund für seine Besuche wohl war, mich eventuell bei meinem Ableben zu beerben, außerdem wusste er wohl auch von dem Auto im Hafen.
Ich flog mit wundem Herzen zurück nach Deutschland. Manchmal dachte ich, all das war nur ein böser Traum, aber es war die bittere Wahrheit. Es ließ mir keine Ruhe und da ich den Namen der anderen Frau hatte, versuchte im Internet etwas über sie zu herauszufinden. Und tatsächlich, ich fand jemandem mit diesem Namen, eine Email-Adresse war auch angegeben.
Einen Versuch war es wert. Ich schrieb dieser Frau eine Mail und bat sie, falls sie doch nicht diejenige sein sollte, die ich suchte, mir nur kurz zu antworten. Ich schrieb ihr, dass ich diejenige sei, die von Amir am Strand beschimpft und davongejagt wurde. Ich schrieb ihr, wie lange ich mit ihm schon zusammen war und bat sie mir doch wenigstens mitzuteilen, seit wann sie eine Beziehung mit ihm hatte. Ich appellierte an ihr Gewissen von Frau zu Frau und bat sie, sich in meine Lage zu versetzen, weil sie doch die Einzige sei, von der ich endlich die Wahrheit erfahren konnte.
Es dauerte ziemlich lange bis sie antwortete. Sie schrieb, dass sie ihn im November 2009 kennengelernt und ihn schon im April des darauffolgenden Jahres geheiratet habe und dass sie jetzt im Moment etwas Probleme mit ihrer Schwangerschaft hätte, dass sie ihn liebe und immer seine rechtmäßige Ehefrau bleiben würde und dass sie zukünftig keinerlei Kontakt mehr mit mir wünsche.
So weh das auch alles tat, so empfand ich aber auch Erleichterung, endlich nach all diesen Zweifeln und Selbstvorwürfen die Wahrheit zu erfahren, die ich schon so lange befürchtete, aber trotz allem nie für möglich gehalten hätte.
Ich hasse diesen Mann nicht, wünsche ihm trotz allem, glücklich zu sein, aber bis heute tut es weh und es gelingt mir nicht mehr zu glauben und zu vertrauen.
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Die Wut der Betroffenen
Das Erwachen aus dem afrikanisch/orientalischen Traum ist für die meisten Betroffenen mehr als bitter. Hat man doch sein ganzes Leben darauf eingestellt, künftig ganz anders und mit diesem Mann, den man für die große Liebe hielt, zu leben. Während einige Frauen völlig traumatisiert aus dieser Beziehung „zurück ins normale Leben“ finden wollen und die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen müssen, um überhaupt wieder klar zu kommen, tut sich bei anderen eine unglaubliche Wut auf, die kaum zu bändigen ist.
Die Wut dem „Unguten“ gegenüber, dem sie die ganze Misere zu verdanken haben, nimmt hier eher eine untergeordnete Rolle ein. Klar ist man wütend auf denjenigen, der gelogen und betrogen hat. Diese brodelnde Wut schlägt dann aber meist in Hass um und vergeht irgendwann, wenn man einsieht, dass man doch nichts ändern kann, um das Unglück rückgängig zu machen. Gerechtigkeit erhält man hier ohnehin nicht und bestraft wird der Betrüger sowieso nicht.
Die größte Wut aber haben viele Betroffene auf sich selbst. Hier handelt es sich überwiegend um jene Frauen, die in Deutschland ihren Mann stehen, wie man so sagt, die aus guten Verhältnissen kommen, einen Beruf erlernt haben, erfolgreich sind, in der Gesellschaft vor ihrem orientalischen Abenteuer Anerkennung fanden und auch sonst mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Die häufigsten Fragen, die diese Frauen sich stellen, sind diese:
• Wie konnte ich mich nur in diesen Mann verlieben?
• Wie konnte ich es zulassen, dass er mich so manipulierte?
• Warum bin ich nicht früher aufgewacht?
Diese Wut, die man gegen sich selbst empfindet, ist nur schwer in den Griff zu bekommen. Man muss sich schon selbst wieder gehörig am Haarschopf packen und aus dem Dilemma herausziehen, um nicht gänzlich der Selbstbestrafung zu verfallen.
Psycho-Therapeutin Dr. Yvonne Arnhold sagt
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