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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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dazu Folgendes: Es ist verständlich, dass sich die Wut der betrogenen Frau irgendwann weniger gegen den Beznesser richtet, der ihnen so übel mitgespielt hat. Letztendlich war er in der Regel nichts anderes als ein Indikator dafür, dass zuhause in dem (Familien-)System etwas nicht gestimmt hat oder nicht stimmt. Sei es, dass sie als schwarzes Schaf der Familie – entsprechend dem identifizierten Patienten – immer gezwungen war aus der Reihe zu tanzen oder dass sie überangepasst ständig in dem Stress stand, den Erwartungen ihrer Umgebung Rechnung zu tragen. Keine Frage, dass es dazwischen viele Varianten gibt.
    Natürlich darf ihr nicht bewusst sein, welch wichtige Rolle sie als schwarzes Schaf spielt: Die Menschen in ihrem Umfeld können so alle „negativen“ Eigenschaften auf sie projizieren, sich auf diese Art über sie erheben und sich selbst an ihrem Scheitern „beweisen“, dass es doch besser ist, zur braven Herde zu gehören. Ebenso wenig darf der überangepassten Frau klar sein, dass sie irgendwann scheitern muss, weil die Umgebung – auch hier ohne die geringste böse Absicht – meint, sie tut ihr einen Gefallen, wenn ihr immer mehr abverlangt wird. Gern geschieht dies im Doublebind. Das bedeutet, jeder Beliebige fühlt sich berufen, ihr widersprüchliche Aufgaben zu erteilen, die sich in der Kombination einfach nicht lösen lassen: „Sei angepasst und setz´ dich durch“, „Mach Karriere und geh in der Familie auf“, „Mach alles richtig und lass dich von uns kritisieren“ …
    Nachdem derartige Abläufe aber eben nicht bewusst passieren, kann die Betroffene auch keine Schuldigen ausmachen. Doch anstatt zu erkennen, dass – wenn man überhaupt von Schuldigen reden will – nur das System als Schuldiger in Frage kommt, das allen ihre Rollen zuteilt, kommt sie zwangsläufig zu dem Schluss, dass nur sie selbst sich die fatale Situation eingebrockt haben kann – was die Umgebung ihr natürlich bereitwilligst zurückspiegelt. Anstatt sich zu fragen, welche Vorbedingungen sie in das orientalische Abenteuer getrieben haben – der Zwang, der Rolle als schwarzes Schaf zu entsprechen oder die Flucht vor dem ewigen und letztendlich fruchtlosen Funktionieren müssen – zermartert sich die gescheiterte Frau das Hirn eben mit solchen Fragen wie bereits beschrieben.
    Vom systemischen Ansatz her sind diese Frage relativ einfach zu beantworten: Es musste dieser Mann sein, weil er früher oder später alle Probleme wieder aufleben lassen würde, die im Beziehungssystem, in dem die Frau lebte, bereits vorhanden waren und bearbeitet werden wollten. Das schwarze Schaf schaffte mit seiner Hilfe brav die Nöte und Peinlichkeiten, die die Familie und Freunde von ihm erwarteten und warf das Geld so aus dem Fenster, wie man es von ihm erwartete. Die überangepasste Frau entspricht mit Unterstützung des Beznessers ebenfalls den Erwartungen ihrer Umgebung: „Klar, dass ein Mensch, der plötzlich so aus seiner Rolle fällt, scheitern muss!“ Klar auch, dass man so richtig über beide enttäuscht sein darf.
    Noch leichter beantwortet sich so auch die Frage, warum die Betroffene sich so manipulieren ließ: Sie war es doch niemals anders gewöhnt. Manipuliert wurde sie von der eigenen Familie, egal, ob sie in die Rolle des schwarzen Schafs oder in die Rolle der Alleskönnerin gedrängt und ein Leben lang entsprechend ver- und beurteilt wurde.
    In diese Richtung geht auch die Beantwortung der dritten Frage: Wie Dornröschen musste sie so lange träumen bis die Zeit reif war, was in diesem Fall bedeutet, bis das bisher unterdrückte (und vielleicht schon ein Leben lang vorhandene) Problem so unübersehbar wurde, dass man es beachten musste.
    Leider wird einem solchen Problem (z.B. Überbehütung oder Vernachlässigung) in unseren Breitengraden in der Regel mit Schuldzuweisungen begegnet. Es wird nicht gefragt, wie und wann es entstanden ist, worunter die Betroffene heimlich schon lange leidet, wer involviert (nicht schuld!!) ist und wie man es möglichst schmerzlos – und ohne dass in der Familie viel zu Bruch geht – lösen kann. Und leider ist unsere Gesellschaft mit der Beantwortung dieser Frage schnellstens bei der Hand: Nachdem es der Beznesser nicht sein kann – warum war sie auch so blöd und ist ihm auf dem Leim gegangen – und ebenso wenig Familie und Freunde – die haben doch gar nichts gemacht, ja die haben sie sogar gewarnt – kann die Schuld nur bei der Frau selbst liegen.
    Und dieses Verdikt

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