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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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und Mädchen hörte man lachen, aber ich fragte natürlich nicht nach ihnen. Ich kannte die Sitten und Gebräuche islamischer Länder. Rucksacktouristen gegenüber ist man immer sehr freundlich. Das habe ich in allen arabischen Ländern feststellen können.
    Am nächsten Morgen, als mich schon um 4.30 Uhr der Muezzin und die Hühner, Mulis, Esel und Hunde weckten, stand ich gegen 5.00 Uhr von der Schaumstoffmatratze auf, die man mir in eine Ecke des Hofes gelegt hatte und wollte an den Brunnen gehen, um mich zu waschen. Da stand sie. Ein Mädchen wie aus einem Tausendundeine-Nacht-Märchen. Lange dunkle Haare, nur leicht mit einem kleinen Kopftuch nach hinten gebunden, mandelförmige, wunderschöne dunkle Augen und ein Schmollmund, aus dem schneeweise Zähne wie Perlen hervorblitzten. Ich war auf der Stelle verliebt. Sie lachte mich strahlend an, als sie mein verdattertes Gesicht sah und natürlich wurde ich verlegen.
    Sie ging in die Küche und winkte mir, ich solle ihr folgen. Das tat ich. Sie drückte mir dort ein Tablett mit Kaffee und frischem Brot in die Hand, das wohl schon für mich bestimmt war. Ich bedankte mich und setzte mich damit wieder in meine Ecke auf meine Matratze. Ohne Scheu kam sie zu mir, setzte sich neben mich und fragte mich nach meinem Namen. Sie sprach ein reizendes Englisch, erzählte mir, dass sie in Fez auf das Lyzeum ging und Sprachen studieren wollte, um später zu unterrichten. Sie fragte nach meinem Beruf und meinen Eltern und ich erzählte alles über mich. Sie wollte auch wissen, wie viel ich verdiene und ob ich allein lebe. Ich dachte mir nichts dabei, hielt es einfach für weibliche Neugierde. Sie konnte nicht verstehen, dass ich mit dem Rucksack und ohne Auto unterwegs war, obwohl ich doch so „reich“ war. Eigentlich wollte ich schon ganz früh wieder los, weil ich an diesem Tag einen weiten Weg vor mir hatte, den ich per Bus oder Anhalter angehen wollte. Aber dieses Mädchen fesselte mich so, dass ich es plötzlich nicht mehr eilig hatte.
    Die Männer des Haues waren längst schon auf dem Feld. Eine ältere Frau und zwei kleine Mädchen hantierten in der Küche, kamen ab und zu an den Brunnen und gingen dann wieder. Ich fasste Mut, fragte sie nach ihrem Namen und auch sie erzählte alles. Ihr Name war Rabia, sie war 18 Jahre alt. Ich kam mir mit meinen 29 uralt vor. Obwohl ich es nicht wollte, gebot es mir der Anstand, mich nun zu verabschieden. Ich wollte nicht noch hier sitzen, wenn die Männer zurückkamen, von denen ich mich ja schon am Abend verabschiedet hatte.
    Schweren Herzens riss ich mich von Rabia los, gab ihr ein Visitenkärtchen von mir in die Hand, packte meinen Rucksack und ging, nicht ohne den obligatorischen kleinen Geldschein zu hinterlassen, den man erwartete, wenn man die arabische Gastfreundschaft richtig kannte. Der Rest der Reise ist nicht weiter erwähnenswert, dachte ich doch immer nur an Rabia.
    Seit vierzehn Tagen saß ich wieder an meinem Arbeitsplatz, als mich eine Mail von Rabia erreichte. Ich war baff und hocherfreut zugleich. Sie schrieb mir, dass sie gerade an mich denken musste und dass sie nun in einem Internetcafé in Fez saß und auf ein Lebenszeichen von mir wartet.
    So begann unser regelmäßiger Kontakt, wir schickten uns gegenseitig Bilder und erzählten viel via Skype. Irgendwann sagte sie, dass sie nun nicht mehr schreiben könne, weil ihre Eltern wollten, dass sie einen entfernt verwandten Lehrer aus Oujda heiraten sollte, den sie aber eigentlich nicht wollte. Sie hatte aber keine andere Wahl, weil er eine stattliche Summe Brautgeld an ihren Vater bezahlt. Ich war außer mir. Zwar kannte ich die Bräuche in diesen Ländern, dass aber jetzt gerade ich davon betroffen war, erschütterte mich zutiefst. Ich fragte sie spontan, ob sie mich heiraten würde, wenn sie es könnte. Sie sagte sofort ja und riet mir, einen Brief an ihren Vater zu schreiben. Das tat ich dann auch. Sehr schnell kam ein Brief zurück, in dem stand, welche Papiere ich vorsichtshalber mitbringen sollte. Ich besorgte alles. Geburtsurkunden von mir und meinen Eltern, ein Ehefähigkeitszeugnis und eine Bescheinigung, dass ich deutscher Staatsbürger bin. Mein Gott, was war ich euphorisch und verliebt.
    Von da an ging alles sehr schnell. Ihr Vater lud mich abermals nach Marokko ein. Ich nahm vierzehn Tage Urlaub und flog direkt nach Fez. Er holte mich am Flughafen ab und schon im Auto nach Ras Tabouda fing er an zu verhandeln. Letztendlich waren wir bei 20.000 Euro

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