1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer
erreichbar. Es war aus. Ein für alle Mal. Ich litt unendlich.
Silvester verbrachte ich zuhause mit einer Freundin und wir verbrannten symbolisch alle E-Mails von Amir und sie meinte: „Vergiss den Typ einfach, es war doch klar, dass der von Anfang an nur dein Geld wollte und sonst nichts.“
Mir ging es gesundheitlich immer schlechter. Dennoch kämpfte ich mit mir selbst, um konsequent zu bleiben.
Aber dann flashte er Anfang Februar mehrere Male. Erst ignorierte ich seine Anrufe, aber dann machte ich mir doch Sorgen. Vielleicht ging es ihm ja schlecht und er brauchte mich. Also rief ich ihn an. Er war wirklich sehr verzweifelt und flehte mich nun an, ihn zu heiraten. Es überraschte mich und machte mich glücklich und traurig zugleich. Irgendwie hatte ich meinen Traum, nach Gambia auszuwandern, schon begraben. Zunächst musste ich ins Krankenhaus, um ein Nierenleiden auszukurieren. Danach musste ich mir eine Arbeit suchen, aber ich bekam auf Grund meines Alters nur Absagen. Im Sommer starb dann sein Vater, was ich nur durch Zufall erfuhr. Natürlich schickte ich Geld für die Beerdigung. Ich vermisste Amir wieder so sehr und er „vermisste“ mich auch. Als ich ihm ankündigte bald zu kommen, wollte er jedes Mal den genauen Zeitpunkt wissen, aber bedingt durch meine Erkrankung konnte ich ihm das nicht genau sagen.
Es war über ein Jahr vergangen und als ich ihm mitteilte, dass ich im Januar 2010 eventuell kommen könnte, sagte er nur, dass ich erst im Februar kommen sollte, weil er seiner Mutter im Senegal beim Brunnenbau helfen müsste. Es fiel mir schwer, das zu glauben, denn niemals zuvor erzählte er mir, dass er für mehrere Wochen dort war. Aber es nützte nichts. Ich bekam dann einen Flug Ende Februar.
Amir war nicht mehr der Mann, den ich kennengelernt hatte. Er hatte auf einmal Rastas und war oft wie abwesend. Unmittelbar nach unserem ersten Zusammensein in dem Bett, das ich ihm geschenkt hatte, sagte er mir, dass ich ihm jetzt endlich ein Auto kaufen sollte und er nicht mehr länger warten könne. Es verletzte mich so sehr, das gleich am ersten Tag nach fast 15 Monaten hören zu müssen, so dass ich mich sofort anzog und wieder zurück in mein Hotel fuhr. Zwei, drei Tage sahen wir uns nicht, aber ich hielt es einfach nicht ohne ihn aus, wir mussten einfach noch einmal miteinander reden. Als er dann bei mir war, sagte er, dass er mich nicht mehr mit zu sich nach Hause nehmen könnte, weil wir nicht verheiratet seien. Er ging mit mir in ein Stundenhotel und unmittelbar nach dem Sex, wollte er wieder, dass ich ihm ein Auto kaufe oder mindestens 2000 Euro gebe. Aber ich hatte so viel Geld nicht bei mir und meine eigenen Ersparnisse waren schon weit aufgebraucht, so dass ich mein Geld für mich selbst brauchte. Er wurde sehr zornig und wieder trennten wir uns im Bösen. Bei unserem nächsten Treffen stellte er mich dann vor die Tatsache, dass es von nun an wegen seiner Religion auch keinen Sex mehr zwischen uns geben könne. So sehr mich das auch verletzte, so konnte und wollte ich mich aber auch nicht aufdrängen. Ich bat ihn trotzdem, wenigstens die Abende mit mir zu verbringen, da ich nicht allein sein wollte. Ich bot ihm an, außer dem Essen, den Getränken, den Zigaretten noch zusätzlich 300 Dalasis zu geben. Ich merkte, dass er mehr wollte, aber er willigte dann doch ein, weil er vielleicht dachte, es sei wohl besser als Nichts. Er war kalt wie Eis. Ich war wirklich wie am Boden zerstört. Unsere Beziehung war am Ende. Trotzdem sprach er immer wieder vom Heiraten. Ich verstand die Welt nicht mehr, aber es war eben einfach eine vollkommen andere Kultur.
Bei allem Schmerz, den ich für mich empfand, war mir aber auch klar, dass ich ihn nicht mehr länger warten lassen konnte. Aber irgendetwas tief in mir drin sagte: „Victoria, du kannst diesen Mann nicht heiraten, er liebt dich nicht, merkst du das nicht? Glaubst du allen Ernstes, er wird sich wie auf Knopfdruck ändern, wenn du ihn heiratest?“
Mein Herz und mein Verstand führten unzählige Kämpfe aus, aber das Herz gewann.
Wieder zurück in Deutschland bereitete ich alles für unsere bevorstehende Hochzeit vor. Ich besorgte alle notwendigen Papiere, leistete die Anzahlung für ein Auto, welches ich mir schon ausgesucht hatte und das bereits im Hafen von Banjul für mich bereit stand und sehnte den Tag herbei, an dem ich wieder bei Amir sein konnte. Er hatte mir so oft versprochen, dass er wieder so sein würde wie früher, wenn ich ihm
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