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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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verwundert war ich schon. In einem Nebensatz erwähnte ich das gegenüber meiner Frau.
    Am darauffolgenden Tag bekam ich dann in dem allabendlichen Familiengespräch die Information, dass unsere Gertraud einen etwa 40 Jahre alten Algerier, nennen wir ihn A., kennengelernt habe. Zusammen mit meiner Frau freute ich mich zunächst darüber, da Gertraud schon seit 10 Jahren Witwe war und mit ihren damals 63 Jahren durchaus als attraktiv zu bezeichnen war. Wir erhofften uns von dieser Beziehung auch eine Entlastung des Familienalltags – Schwiegermutter hatte durchaus die Eigenart, mehrmals wöchentlich in den Abendstunden bei uns aufzukreuzen, um nicht alleine zu sein. War sie am Tage durch ihre Arbeit gut beschäftigt, fiel ihr abends wohl öfter mal die Decke auf den Kopf.
    Als ich einige Wochen später zurück in Deutschland war, besuchten wir Gertraud. Dabei stellte sich heraus, dass wir alle dem Irrtum unterlegen waren, dass der neue Mann an ihrer Seite in Deutschland leben würde – Fehlanzeige! Der „erfolgreiche 40-jährige algerische Geschäftsmann“ lebt in Algerien. Das war der Moment, in dem bei uns das erste Mal die Alarmglocken schrillten. Kurze Zeit später wurde ich von meiner Schwiegermutter gebeten, eine sogenannte Verpflichtungserklärung einzuscannen. Sie hatte vor, den Mann nach Deutschland einzuladen. Die mir eigene Neugier verleitete mich dazu, das Dokument ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen – mich traf der Schlag: Der „erfolgreiche 40-jährige algerische Geschäftsmann“ war in Wahrheit ein 21-jähriger Student aus Oran. Mit meiner Contenance war es dann auch schlagartig vorbei.
    Angesprochen auf den Altersunterschied und dass der Mann fast so alt ist wie mein Sohn und damit ihr Enkel sein könnte, antwortete sie, das sei ihr egal, sie wolle noch ein paar schöne Jahre haben. Auch dem offensichtlichen Ansinnen des jungen Mannes, nämlich nach Deutschland zu kommen, war sie absolut unaufgeschlossen.
    Im Jahr 2009 feierte ich ausnahmsweise mal meinen Geburtstag in einem etwas größeren Umfang. Freunde, die man längere Zeit nicht mehr gesehen hatte und ein Großteil der Familie wurden zu einer rustikalen Feier im Zelt mit Bier und Grillfleisch eingeladen. Natürlich war Gertraud auch mit von der Partie. Sie kam gegen 15:00 Uhr des Tages um evtl. noch etwas mit zur Hand zu gehen – daraus wurde allerdings nichts: Sie hatte ständig nur ihr Handy im Auge und schrieb pausenlos SMS. So auch als ich am Abend meine Begrüßungsrede an die Gäste hielt – ständig piepste ihr Handy und sofort wurde irgendwas eingetippt. Die Begeisterung der Familie hielt sich in Grenzen.
    In der Folgezeit reiste sie mehrfach nach Algerien, etwa alle 2 Monate für 2-3 Wochen.
    Während ihrer Abwesenheiten haben wir regelmäßig Gertrauds Tiere aufgenommen – einen Hund und einen Papagei. Der Deal war, dass Schwiegermutter im Gegenzug dafür unseren Hund aufnehmen würde, wenn wir in den Sommerurlaub reisen.
    Gertraud hat übrigens nie unseren Hund beaufsichtigt. Im Gegenteil: Sie hat 5 Tage vor einem geplanten Urlaub abgesagt mit der Begründung, sie müsse ganz schnell nach Algerien – A. ginge es nicht gut. Netterweise hat eine ältere Dame aus dem Bekanntenkreis unseren Hund während der Zeit aufgenommen – sonst hätten wir den Urlaub stornieren müssen (Hundepension wäre übrigens keine Alternative gewesen!).
    Das Reisen nach Algerien nicht zum Nulltarif zu haben sind, ist im Allgemeinen ja bekannt. Somit wurde es für Schwiegermutter zunehmend schwieriger, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
    So wurden wir von Gertraud gebeten, ihr Gehalt auf eines unserer Konten überweisen zu lassen, damit bei ihr keine Kontopfändung möglich war. Es ist schließlich Familie – also haben wir eingewilligt. Ihr Gehalt wurde auf eines unserer Konten überwiesen und wir haben es Gertraud dann in bar ausgezahlt. Dass das illegal ist und eine Form der Geldwäsche ist, haben wir erst viel später von einem guten Bekannten bei der Polizei erfahren.
    Ihr Internetzugang wurde in der Folge dann auch gesperrt.
    Daraufhin wurden wir gefragt, ob Schwiegermutter denn „mal“ unseren Zugang nutzen könne. Natürlich wurde das von uns bejaht, jedoch mit der Auflage verbunden, nicht mit Algerien zu telefonieren; weniger aus Kostengründen, sondern eher aufgrund meines Berufes, der Verbindungen nach Algerien ausschließt. Aus dem „mal den Internetzugang benutzen“ wurde schnell ein täglicher Besuch von

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