1001 Nacht - und die Liebe erwacht
das eine Lehre gewesen. Erst nach seiner Inthronisierung hatte sich das Blatt in seinem Land wieder zum Guten gewendet. Sinnebar war dem Chaos entronnen, und sein Volk wusste, dass er niemals den Fehler seines Vaters begehen und zum Sklaven seiner Gefühle werden würde.
Er schob die Gedanken fort und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. âIch werde jetzt Ihre Schrammen versorgen, sonst entzünden sie sich womöglich nochâ, sagte er energisch.
Ihr Blick verriet, was sie davon hielt, doch als er sie nur mürrisch musterte, gab sie ihren Widerstand auf. Auf ihn wirkte sie wie ein verzogener Teenager. âWann haben Sie zuletzt etwas gegessen?â, fragte er.
Ihr knurrender Magen sagte mehr als tausend Worte. Jetzt erinnerte er sich auch wieder, dass er sie mit einem Stück Brot in der Hand erwischt hatte. âWenn ich die Wunden versorgt habe, bekommen Sie etwas zu essen.â
Ohne ein Wort zu sagen, sah sie nur arrogant an ihm vorbei.
Von mir aus kann sie auch hungern, dachte er. Insgeheim jedoch bewunderte er ihre Haltung. Und das Knistern zwischen ihnen gefiel ihm auch. Doch auch das änderte nichts an seinem Vorsatz, sie den Behörden zu übergeben, sowie er Erste Hilfe geleistet hatte. âStrecken Sie die Arme aus!â, kommandierte er. Sie würde schon sehen, was sie davon hatte, ihr Leben im Golf aufs Spiel zu setzen. âVon Seerecht haben Sie keine Ahnung, oder?â
Ihr unsicherer Blick sprach für sich.
âWenn ich dem Scheich von Sinnebar melde, was Sie sich geleistet haben ⦠Das âSchwert der Vergeltungâ ist Ihnen doch ein Begriff, oder? Das ist sein inoffizieller Name.â Zufrieden stellte er fest, dass sie bleich wurde. âWenn er erfährt, dass Sie meine Jacht geentert, meine Lebensmittel gestohlen und mich mit einem meiner eigenen Messer bedroht haben, wird er Sie zweifellos zu lebenslänglicher Haft verurteilen.â
âAber das würden Sie niemals tun.â
Trotz ihrer Sorge funkelte sie ihn herausfordernd an. Ihr Temperament gefiel ihm. Ihre Stimme war sehr anziehend. Und er mochte â¦
âWas? Sie melden?â Seinen verräterischen Gedanken musste Einhalt geboten werden. âDas liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie mir genau erzählen, wie Sie hergekommen sind, überlege ich es mir vielleicht. Aber wagen Sie ja nicht, mich anzulügen! Das merke ich nämlich sofort.â
Die Drohung zeigte Wirkung. Jedenfalls schien die Nixe ihre kämpferische Haltung aufzugeben.
âSie hatten hier geankert, und da dachte ich â¦â, begann sie.
Gut, sie packt die Gelegenheit beim Schopf, dachte er. Ihr Blick erregte ihn. Die junge Schönheit sprach flieÃend englisch, allerdings mit leicht italienischem Akzent. âSie sehen gar nicht aus wie eine Italienerinâ, bemerkte er.
âMeine Mutter war Engländerinâ, erklärte sie und biss sich gleich darauf auf die Lippen.
âAlso, was haben Sie hier im Golf und insbesondere auf meiner Jacht verloren?â
âIch bin von Bord gesprungen und geschwommen.â
âSie sind was? Bei diesem Seegang?â Ungläubig musterte er sie.
âJa, es kam mir wie Stunden vor.â
âUnd dann?â Er widmete sich wieder der Wundversorgung.
âUnser Boot fuhr in Küstennähe, bis Nebel aufkam.â
âSie waren also nicht allein.â
Unwillig schüttelte sie den Kopf. âIch konnte die Insel sehen und war mir sicher, sie zu erreichen.â
âSie müssen eine sehr gute Schwimmerin seinâ, sagte er.
âJa.â
Trotzdem grenzte es an ein Wunder, dass sie es bis hierher geschafft hatte. Der Golf war bekannt für seine gefährlichen Strömungen und plötzlichen Wetterwechsel.
Das Mädchen weckte seinen Beschützerinstinkt, und der hatte sich nicht mehr gemeldet, seit sein jüngerer Bruder Razi erwachsen war. âWarum sind Sie überhaupt über Bord gesprungen?â Zwar hatte er bereits eine Vermutung, wollte aber hören, was das Mädchen sagte.
Verstört senkte sie den Blick. âUnser Boot wurde angegriffen.â
âKönnen Sie mir das etwas genauer erklären?â Wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, mussten seine Sicherheitskräfte möglichst viele Details erfahren. âHandelte es sich um einen Piratenangriff?â
âWoher wissen Sie das?â Entsetzt musterte sie ihn. Offenbar hielt sie ihn für einen der
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