1001 Nacht - und die Liebe erwacht
habe mich doch gerade bei Ihnen dafür entschuldigt, ungebeten Ihre Jacht betreten zu haben.â Wütend herrschte sie ihn an. âIch hatte keine andere Wahl.â
Mit einer Geste bedeutete er ihr, sich wieder zu beruhigen. âSie haben wirklich Glück gehabt, dass ich hier vor Anker lag.â
Antonia ballte die Hände zu Fäusten, um ihr Temperament zu zügeln. Das brachte ihr einen ironischen Blick ein. Diese Augen ⦠Wie es sich wohl anfühlte, von diesem Mann verlangend angeschaut zu werden â¦
âIch hoffe, Sie haben Ihre Lektion gelerntâ, sagte er barsch und nahm ihr damit jede Illusion.
âWorauf Sie sich verlassen können.â Es hatte keinen Zweck, sich in Tagträumen zu verlieren. Sie musste sich mit den Tatsachen abfinden. Um das Interesse so eines Mannes zu wecken, war sie viel zu jung und unerfahren. Er hielt sie für zerbrechlich und kindisch. Aber schlieÃlich konnte er ja nicht wissen, wie entschlossen sie war, es allen zu beweisen. Insbesondere ihrem Bruder, den sie anbetete und der sie beschützte, wollte sie beweisen, dass sie auch ohne seine Fürsorglichkeit überleben konnte. Allerdings musste sie zugeben, keinen guten Start erwischt zu haben.
âErzählen Sie mir von Ihrer Familieâ, forderte der Fremde.
Sein Blick war beunruhigend und verführerisch zugleich. Doch sie würde sich hüten, ihm von ihrer Familie zu erzählen. Das könnte ihren Plan gefährden. SchlieÃlich war sie nicht nach Sinnebar gekommen, um Abenteuer zu suchen, sondern um die Behörden zu überreden, eine Zweigstelle von Rigos Stiftung für bedürftige Kinder zu eröffnen. Rigo hatte schon so vielen kranken und benachteiligten Kindern geholfen, und Antonia hatte versprochen, ihm dabei zu helfen, Niederlassungen in der ganzen Welt zu gründen.
Doch das war nicht der einzige Grund für Antonias Reise nach Sinnebar. Sie wollte bei dieser Gelegenheit auch versuchen, etwas über ihre Mutter zu erfahren. Es brach ihr das Herz, sich nicht an sie erinnern zu können â nicht an ihre Stimme, nicht an ihre Liebkosungen, nicht an den Duft ihres Haars. Sie wusste so gut wie gar nichts von der Frau, die ihr das Leben geschenkt hatte, nur dass sie vor der Heirat mit Antonias Vater und dem Umzug nach Rom einige Zeit am Hof des Königs von Sinnebar verbracht hatte.
âIch warte darauf, dass Sie mir von Ihrer Familie erzählen.â Die ungeduldigen Worte durchbrachen ihre Gedanken.
Antonia riss sich zusammen und überlegte sorgfältig, was sie sagen sollte. Zwar hatte Rigo sie von Kindesbeinen an ermahnt, stets die Wahrheit zu sagen, doch bei diesem Mann musste sie wohl zu einer Notlüge greifen. âMeine Familie weià nicht, dass ich hier binâ, gestand sie schlieÃlich. Teilweise stimmte das ja sogar.
âDann sollten Sie sich vielleicht bei ihr melden.â Hilfsbereit hielt er ihr ein Satellitentelefon hin.
âNein.â Wenn sie das täte, würde Rigo ihre sofortige Rückkehr verlangen. Wahrscheinlich bestand ihr Bruder sogar darauf, sie persönlich abzuholen. Und das würde sie wieder einmal zum unnützen Spielball degradieren.
âDann rufe ich bei Ihrer Familie anâ, drohte er.
âNein, bitte nicht.â Instinktiv streckte sie die Hand aus, zog sie aber schnell wieder zurück, weil sie sich nicht traute, ihn zu berühren. âIch möchte sie nicht beunruhigen.â Sie hielt seinem Blick stand. âEs ist besser, wenn ich mich erst bei ihnen melde, wenn ich in Sinnebar in meinem Hotelzimmer bin. Finden Sie nicht auch?â
Sowie Rigo erfuhr, wo sie steckte, würde er nach Sinnebar fliegen, um sie zur Rede zu stellen. Und dann wäre ihr schöner Plan gescheitert, und Rigo würde ihr verbieten, je wieder für seine Stiftung zu arbeiten. Dabei wünschte Antonia sich nichts mehr als einen Job. Sie war es leid, jeden Monat fürs Nichtstun eine groÃzügige Summe auf ihrem Konto zu finden. Auch sie wollte sich endlich für die Belange Bedürftiger einsetzen, anstatt nur an sich selbst zu denken.
âIch rufe zu Hause an, sowie ich in Sinnebar bin. GroÃes Ehrenwort.â Das setzte natürlich voraus, dass der Jachteigner sie tatsächlich nach Sinnebar bringen würde. Aber davon ging sie einfach mal aus.
So ganz schien er ihr nicht über den Weg zu trauen. Trotzdem zuckte er schlieÃlich nachgiebig die Schultern.
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