1001 Nacht - und die Liebe erwacht
und sein Volk zu lieben. Ich hoffe, es wird dir nicht allzu schwerfallen.â Vergnügt zwinkerte er ihr zu.
âÃberhaupt nicht, denn ich liebe ja den König. Und am meisten liebe ich dich, Saif, Raâid, Schwert der Vergeltung, wer immer du auch sein magst.â Anzüglich lieà sie den Blick an ihm hinabwandern. âAber wehe dir, wenn du dein Schwert woanders einsetzt als bei mir.â
âDu Kindskopf!â Lachend stieà er sie auf die weichen Kissen und küsste sie, bis sie um Gnade flehte.
Dieser Mann war nicht nur ihr Geliebter und bald auch ihr Ehemann, er war auch ihr Seelenverwandter. Nur er konnte ihre Ãngste mit einem Kuss vertreiben. Nur bei ihm fühlte sie sich stark und unangreifbar. Aber irgendetwas fehlte noch zu ihrem Glück. Bevor sie es aussprechen konnte, ging Raâid bereits vor ihr auf die Knie.
âAntonia Ruggieroâ, sagte er leise. âWürdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?â
âJa, o ja! Natürlich will ich deine Frau werdenâ, rief sie überglücklich.
âWillst du meine Königin sein, die Mutter meiner Kinder, und willst du Seite an Seite mit mir für das Wohl Sinnebars arbeiten? Ich liebe dich so sehr, und ich werde dich immer lieben.â
âIch willâ, antwortete sie furchtlos. âNatürlich will ich.â
Er stand auf und zog sie an sich. âWenn du mit dem Herzen siehst, wirst du erkennen, dass die wichtigsten Dinge im Leben nichts mit Land oder Besitz zu tun haben, sondern unsichtbar sind.â
âSolange ich nicht unsichtbar bin.â
âDu, Antonia?â Seine Miene wurde ernst. âDu könntest niemals unsichtbar sein. Niemand kann dich übersehen. Dafür sorgst du schon selbst. Und ich werde dir ein Leben lang beweisen, wie sehr ich dich liebe. Und was das Land betrifft â es wird immer deins sein.â
âIch könnte es aber auch dem Volk von Sinnebar schenken.â Das war eine gute Idee. So würde sie es machen. Antonia strahlte vor Glück.
Raâid lachte. âEs ist völlig unmöglich, dich nicht zu lieben, mein Liebstes.â
Die Hochzeitszeremonie sollte bei Sonnenaufgang stattfinden. Raâid hatte darauf bestanden, dass seine Braut gekleidet war, wie es einer Königin angemessen war. Das Volk wäre sonst enttäuscht, hatte er argumentiert.
Das wollte Antonia natürlich nicht verantworten und hatte daher nachgegeben.
Das Brautkleid war ein Traum aus schwerer elfenbeinfarbener Seide, die mit Goldfäden bestickt war. Es war langärmelig, betonte aber ihre Figur. Hoffentlich versteht Raâid den Wink mit dem Zaunpfahl, dachte Antonia. Seit dem Abend des Heiratsantrags hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen. Sie war schon völlig ausgehungert. Die Schwangerschaft hatte sie sogar noch sehnsüchtiger nach körperlicher Liebe gemacht. Doch Raâid hatte alle Verführungsversuche geflissentlich ignoriert. Inzwischen war das erotische Knistern zwischen ihnen fast unerträglich geworden.
Heute gibt es aber kein Pardon mehr, dachte Antonia entschlossen, als sie verstohlen aus dem Pavillon sah. An der Oase war eine richtige Zeltstadt errichtet worden. Aus allen Landesteilen waren Raâids Untertanen gekommen, um der Hochzeit beizuwohnen, bei der ihr König das Mädchen heiratete, das unermüdlich am Umbau des Forts gearbeitet hatte. Inzwischen hatten die ersten Kinder ein Heim dort gefunden.
Eigentlich hatte Antonia vorgehabt, das Kinderheim nach ihrer Mutter zu benennen, doch das Volk hatte gefordert, es sollte nach ihr selbst benannt werden. Raâid hatte einen Kompromiss gefunden, mit dem alle leben konnten. Bei der feierlichen Eröffnung des âQueen Antonia Childrenâs Centreâ enthüllte er eine Plakette, die an Helena Ruggiero erinnerte. Die Inschrift lautete: âUnerschütterlich schaute sie in die Zukunftâ.
Ein schöneres Geschenk hätte er mir nicht machen können, dachte Antonia â noch immer gerührt von Raâids Geste.
Nachdenklich verschwand sie wieder im Innern des Pavillons. Kurz darauf kamen die Frauen zu ihr, die sie für das groÃe Ereignis herrichten wollten.
Wieder wurde Antonia gebadet, massiert, parfümiert, frisiert und angekleidet. Mit jeder Minute sehnte sie sich mehr nach Raâid â ihrem Geliebten, Seelenverwandten und König. Kunstvoll drapierten die Frauen den Schleier und befestigten
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