1001 Nacht - und die Liebe erwacht
gefährden könnte.â Unnachgiebig sah er sie an.
âNatürlich nicht. Ich werde ganz vernünftig seinâ, versprach sie.
âKeine wilden Abenteuer mehr.â
Nur mit dir, verriet ihr Blick. âNein. Ich verspreche es dir.â Und dann warf sie sich in seine Arme und drückte ihn an sich. âDanke! Vielen Dank, Raâidâ, rief sie glücklich.
Er gab sich unbeeindruckt, doch insgeheim schwor er sich in diesem Moment, der beste Vater der Welt zu werden.
Ab sofort betrachtete Antonia die Zitadelle mit den Augen einer Projektleiterin. Um aus dem alten Gemäuer ein Kinderheim zu machen, bedurfte es groÃer baulicher Veränderungen. Es musste mehr Licht hereinkommen, damit die Räume behaglicher wurden.
Raâid und sie hatten schon eine ganze Reihe Zimmer besichtigt, doch als er vor einer bestimmten Tür stehen blieb, überkam sie ein merkwürdiges Gefühl. âDas ist wohl das Zimmer meiner Mutterâ, riet sie ahnungsvoll.
Er bestätigte diese Vermutung und stieà die Tür auf. Auf den ersten Blick wirkte der Raum ebenso staubig und seelenlos wie alle anderen. Bei seinem Anblick wünschte Antonia sich so sehr, dass zwischen ihr und Raâid wieder die alte Vertrautheit herrschen würde wie auf der einsamen Insel, als sie Dienstag und Saif gewesen waren. Dann wäre es ihr viel leichter gefallen, gelassen zu bleiben. Sie sehnte sich so sehr danach, ihm wieder nahe zu sein. Doch er war ja der König und sie nur eine junge Frau. Allerdings eine Frau, die das Kind des Königs zur Welt bringen würde. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie für Raâid auch eine Bürde bedeutete.
Das musste sie bei ihren Zukunftsplänen berücksichtigen.
Nachdenklich sah sie sich um. âIch brauche ein Transportmittel, um Sachen aus der Stadt herzuschaffen.â
Raâid musterte sie forschend. âIch stelle dir einen Landrover zur Verfügung. Und natürlich ausreichend Personal. Wenn du willst, kannst du auch einen Hubschrauber haben. Falls du es für nötig hältst. Wir werden uns sicher einig werden.â
Sehr zu Antonias Enttäuschung klang das wieder sehr geschäftsmäÃig. âSag mal, kann ich frei über die Ressourcen auf meinem Grundstück verfügen?â Sie dachte an die Tier- und Pflanzenwelt.
Seine Miene verfinsterte sich. âHoffst du, hier eine Ãlquelle zu finden?â
âNatürlich nicht. Ich habe nur überlegt, Experten zu konsultieren, die mich über die beste Möglichkeit beraten, wie man hier die heimische Tierwelt und traditionelle Handwerkskunst vorstellen könnte.â
âIch erkundige mich, wenn ich in die Stadt zurückkehreâ, versprach er.
âWenn du zurückkehrst?â Antonia bekam Angst. Doch sie fasste sich schnell wieder. Raâid hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass sie zusammenleben würden. Sie sollte wirklich aufhören, sich Illusionen zu machen.
âIch lasse dich jetzt allein, damit du dich ungestört umsehen kannstâ, sagte er.
âNein, bitte bleib hier, Raâid.â
âWie du willst. Dann werde ich die Fensterläden für dich öffnen.â
Im hereinströmenden Tageslicht sah sie etwas auf dem staubigen Boden glitzern. Es war eine kleine Halskette. Schnell hob sie das Schmuckstück auf und steckte es ein. Die Kette, an dem ein mit Diamanten besetztes Herz baumelte, war zerrissen. Antonia sah förmlich vor sich, wie jemand es ihrer Mutter vom Hals gerissen hatte. Vielleicht hatte Helena sich die Kette vor der Flucht aber auch selbst abgerissen.
Raâid hielt sich schweigend im Hintergrund, während Antonia langsam durchs Zimmer ging. Ãberall lagen Fotos von einem kleinen Jungen mit dunklen Locken und bronzefarbenem Teint. Der Junge hatte groÃe Ãhnlichkeit mit Raâid. âDas ist also mein Bruderâ, sagte Antonia leise, als sie ein gerahmtes Foto näher betrachtete.
âNiemand hat dieses Zimmer betreten, seit deine Mutter es verlassen hat. Wie man mir zugetragen hat, ist sie Hals über Kopf geflüchtet.â
Kann man ihr das verdenken? Antonia erschauerte. âEs erscheint mir unfair, Helena vorzuwerfen, sie hätte ihren kleinen Jungen im Stich gelassen.â
âWie würdest du es denn bezeichnen?â Natürlich sah Raâid das ganz anders. âSchlieÃlich hat jemand gehört, wie sie Razi als den schlimmsten Fehler
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