1001 Nacht - und die Liebe erwacht
könnte?â
âVielleicht, weil ich etwas Eigenes auf die Beine stellen will. Vielleicht, weil ich deine Almosen nicht will, Raâid.â Angesichts seines misstrauischen Blicks legte sie nach. âWenn du nicht erwartest hast, dass ich die Festung nutzen will, warum hast du mich dann hergebracht? Wolltest du mir etwa eine Lektion erteilen? Oder wolltest du mir zeigen, wie unwirtlich die Gegend hier ist, damit ich den Anspruch auf das Land aufgebe?â Wütend funkelte sie ihn an.
âIch wollte, dass du mit eigenen Augen siehst, dass der Nachlass deiner Mutter nur ein bedeutungsloses Stück Papier ist. Mir hast du ja kein Wort geglaubt. Jetzt kennst du die Wahrheit.â
âDie Wahrheit, wie du sie siehstâ, entgegnete sie aufgebracht. âDu kennst mich überhaupt nicht, Raâid. Aber ich ahne, warum du mich hergebracht hast.â
âJetzt bin ich aber gespannt.â Ironisch hob er eine Augenbraue.
Antonia atmete tief durch und dachte an all die Menschen, die darauf angewiesen waren, dass dieser Besuch erfolgreich verlief. âDu hast gedacht, ich würde beim Anblick der Ruine in Tränen ausbrechen und dich und diese Einöde fluchtartig für immer verlassen. WeiÃt du was, Raâid? Ich muss dich enttäuschen. Ich werde hierbleiben.â
âUnd wenn du erneut des Landes verwiesen wirst?â
Herausfordernd musterte sie ihn. âWenn du das tust, werde ich dich vor aller Welt bloÃstellen.â
âWillst du mich etwa erpressen?â, fragte Raâid fassungslos.
âIch werde alles tun, um dieses Projekt zu verwirklichen.â
Mit dem letzten Satz war sie zu weit gegangen, das wusste Antonia. Sie war mutterseelenallein mit dem Schwert der Vergeltung mitten in der Wüste. Wie leicht konnte ein Mensch hier spurlos verschwinden â¦
âAn deiner Stelle würde ich mir genau überlegen, was du sagstâ, riet er ihr mit gefährlich leiser Stimme.
Obwohl ihr die Situation wirklich nicht ganz geheuer war, zuckte Antonia nicht einmal mit der Wimper. Aber Raâid sollte wissen, dass er kein leichtes Spiel mit ihr haben würde. Sie würde ihm schon die Stirn bieten. SchlieÃlich ging es auch um ihr Kind.
Noch war das ihr bestgehütetes Geheimnis. Vor ihrem geistigen Augen sah sie, wie Raâid das Baby im Arm hielt, bevor er es ihr zurückgab.
War das Wunschdenken?
Diese Aussicht machte ihr Angst. Es musste einfach möglich sein, eine zivilisierte, einvernehmliche Regelung zum Wohl des Kindes zu finden, oder?
Selbst Raâid musste sich doch wohl an bestimmte Regeln halten. Der Besuch der Zitadelle, in der ihre Mutter eingesperrt gewesen war, würde sicher nicht spurlos an ihr vorübergehen. Aber sie musste ihre Gefühle wegschieben und sich ganz auf das geplante Projekt konzentrieren.
Es galt, Raâid von ihrer Idee zu überzeugen und ihn zu überreden, eine Wasserleitung legen zu lassen. Mit den Mitteln der Stiftung wäre es dann möglich, das Kinderheim zu bauen. Sie selbst könnte das Heim leiten und dort mit ihrem eigenen Kind wohnen.
âIch kann verstehen, dass du mir nicht über den Weg traustâ, sagte sie leise. âAber seit dem Piratenüberfall haben sich meine Prioritäten geändertâ, fügte sie ernst hinzu.
Sein Verdacht erhärtete sich. âDu erzählst mir nichts Neues, Antonia. Verrat mir lieber, was dich wirklich beschäftigt.â Als Antonia instinktiv schützend die Hände auf ihren Bauch legte, wusste er endgültig Bescheid. Antonia war schwanger? â Bist du schwanger?â, fragte er leise.
âUnd wenn ich es wäre?â Herausfordernd funkelte sie ihn an.
âErwartest du ein Kind von mir ?â
âZweifelst du etwa daran, dass es von dir ist?â
âWie kann ich mir denn sicher sein?â Ihre herausfordernde Haltung raubte ihm fast den Verstand. âWahrscheinlich ähnelst du auch in dieser Hinsicht deiner Mutter.â
Wie eine Furie stürzte sie sich auf ihn. Erst im letzten Moment gelang es ihm, den Angriff abzuwehren und ihre Hände festzuhalten. âDenk an das Baby!â, rief er. Ihre Nähe erregte ihn, ob er wollte oder nicht. Und sein Ausbruch tat ihm leid, denn er wollte der Mutter seines Kindes nicht schaden. Behutsam lieà er sie los und wich zurück.
âEs gab nie einen anderen Mann, Raâid. Das wäre unmöglich gewesen.â
Dieser
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