1001 Nacht - und die Liebe erwacht
leidenschaftliche Ausbruch verriet ihm mehr, als sie ahnte. âBeruhige dichâ, bat er mit sanfter Stimme. âDie Aufregung tut weder dir noch dem Baby gut.â
âAch? Machst du dir etwa plötzlich Sorgen um mich?â
Wenn sie wüsste, dachte Raâid. Jetzt war das eingetreten, was er seit Jahren befürchtet hatte. Er musste sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden. Führte er sich allerdings die Geschichte seines Vaters vor Augen, dann gab es keine Wahl. âNatürlich ist es mir wichtig, dass es dem Kind gut geht. Ich weià nur zu gut, wie sehr Kinder unter dem Egoismus ihrer Eltern leiden können.â
âIch würde meinem Kind niemals schadenâ, entgegnete Antonia aufgebracht.
Diese gefährliche Situation ähnelte so gar nicht ihrer romantischen Vorstellung davon, wie sie Raâid erzählte, dass er Vater wurde.
Es war wohl völlig verantwortungslos gewesen, mit ihrem ungeborenen Kind in ein Wüstenkönigreich zu reisen, wo der Vater des Kindes als Alleinherrscher regierte. Sie als Mutter hatte hier überhaupt nichts zu sagen. Der werdende Vater würde sie wahrscheinlich jetzt hier festhalten.
Was für eine Ironie des Schicksals, dachte Antonia betrübt, als ihr Blick auf die Zitadelle fiel. Jetzt trat sie doch tatsächlich in die FuÃstapfen ihrer Mutter! Ob Raâid sie hier einsperren würde? Ihre Freiheit zu verlieren, war ein unvorstellbarer Albtraum. Und ihr Kind sollte auch in Gefangenschaft aufwachsen? Das konnte Raâid doch nicht wollen, oder?
Instinktiv spürte sie, dass Raâid nichts Unrechtes tun würde. Doch war er bei all dem Fortschritt, den er in Sinnebar eingeführt hatte, auch mit dem Herzen dabei gewesen? AuÃerdem verachtete er seinen Vater und ihre Mutter für deren Schwächen. Aber würde er mit all seinem Reichtum und seinen Privilegien anders handeln, wenn es um die Erziehung seines Kindes ging? Für ihn stand Pflicht an oberster Stelle.
Und für Antonia stand eins fest: Niemals würde sie sich von ihrem Kind trennen. Daran konnten auch Pflichtgefühl und Eigeninteressen nichts ändern.
âDu willst also hier leben?â, fragte er verblüfft, als sie ihm von ihrem Plan erzählte. âDagegen sprechen gleich zwei Dinge. Erstens ist dieser Ort nicht bewohnbar, zweitens benötigst du meine Erlaubnis.â Und die werde ich dir ganz sicher nicht geben, fügte er insgeheim hinzu, schwankte aber bereits in seinem Entschluss.
âOhne deine Hilfe schaffe ich das aber nicht, Raâid.â
âIch weiÃ. Aber zunächst müsste ich deinen weiteren Aufenthalt in diesem Land genehmigen.â
âMöchtest du denn nicht, dass dein Kind in Sinnebar aufwächst?â Verzweifelt versuchte sie, an seine Vatergefühle zu appellieren.
âIch muss an mein Land denken.â Und daran, dass ich plötzlich eine schwangere Geliebte habe.
âKomme ich in deinen Planungen denn gar nicht vor?â Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. âBilde dir ja nicht ein, du könntest mir mein Kind wegnehmen und â¦â
Er begehrte Antonia noch immer. Und er musste nur an sein Kind denken, um zu wissen, dass er sie niemals gehen lassen würde. Aber sie verkörperte doch alles, was er unbedingt hatte vermeiden wollen! Auch er erkannte die Ironie des Schicksals. Er hatte seinen Vater wegen seines egoistischen, prunkvollen Lebensstils gehasst. Und nun trat er in seine FuÃstapfen? Würde er nun alles verlieren, wofür er so hart gekämpft hatte? Würde sein geliebtes Land wieder im Chaos versinken? Könnte er Antonia verstecken, wie sein Vater ihre Mutter versteckt hatte? Allein der Gedanke löste bei ihm das kalte Grausen aus.
Würde er sie nach der Geburt des Kindes abfinden?
Es hieà doch, jeder habe seinen Preis, oder? âIch würde dich niemals von deinem Kind trennen. Ich werde dir helfen, Antoniaâ, sagte er.
âDanke.â Sie rang sich ein Lächeln ab und schöpfte neue Hoffnung.
âDas tue ich nur, damit hier vernünftige Arbeit geleistet wird.â Sein Tonfall war brüsk und geschäftsmäÃig, doch es fiel Raâid schwer, sich gegen Antonias Anziehungskraft zu wehren.
âDafür werde ich schon sorgenâ, versicherte sie ihm mit einem strahlenden Lächeln. âDu hast ja keine Ahnung, wie hart ich arbeiten werde.â
âDu wirst nichts tun, was das Baby
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