1001 Nacht - und die Liebe erwacht
verziert waren. Auch Armbänder wurden ihr angelegt. Erst dann durfte sie in die kühle Robe schlüpfen, und die Frauen legten ihr einen mit funkelnden Brillanten besetzten Schleier an, den sie mit besonderer Sorgfalt, ja fast Ehrerbietung behandelten. AnschlieÃend befestigten sie den Schleier mit einem Reif, der mit Türkisen und Korallen besetzt war.
Das musste der Höhepunkt der Zeremonie sein. Vor Aufregung lief Antonia ein Schauer über den Rücken. Als die Frauen mit ihrem Werk zufrieden waren, durfte Antonia vor einen Spiegel treten.
Diese verführerische Frau war sie? Die Wirkung von Make-up und Schleier war einfach verblüffend. Zu gern hätte sie die Beduinenfrauen gefragt, was dies alles zu bedeuten hatte, doch leider sprach sie ihre Sprache nicht.
Ein leiser Verdacht beschlich sie: Wurde sie für ihre Rolle als Konkubine des ehrwürdigen Herrschers hergerichtet?
Hätte sie nicht so viel Spaà gehabt, hätte sie den Frauen längst Einhalt geboten. Womit hatte sie das alles nur verdient? Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, betrat eine ältere Frau den Pavillon und verkündete, dass Signorina Antonia Ruggiero nun als Stammestochter aufgenommen war.
âMein Name ist Mariamâ, sagte die Frau. âIch werde Ihnen zur Seite stehen, wenn Sie während der nun folgenden Diskussionen meinen Rat benötigen.â
Was für Diskussionen? Antonia kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und wozu brauchte sie eine Sprecherin? Sie konnte doch für sich selbst sprechen, oder? Sicherheitshalber nickte sie und lächelte höflich. Vielleicht geht es um die Stiftung, dachte sie. Noch kannte sie sich mit der fremden Kultur und der Landessprache nicht ausreichend aus. Es wäre wohl tatsächlich besser, eine Dolmetscherin zur Seite zu haben.
Mariam bestätigte ihre Vermutung. Wenn die Tochter des einflussreichsten Stammes in Sinnebar sie unterstützte, würde Antonia keine Probleme haben, auch vom Rest des Landes anerkannt zu werden.
Klingt perfekt für die Stiftung, dachte Antonia erfreut und lauschte aufmerksam Mariams Erklärungen, dass Raâid der Stammesführer war. Wer sonst? dachte sie, als Mariam sich verabschiedete und den Pavillon verlieÃ.
Und was passierte nun? Nervös lief Antonia in dem kleinen Innenraum hin und her. Sie wirbelte herum, als Raâid, gefolgt von Mariam, hereinkam.
Er war ganz in Schwarz gekleidet und baute sich in der Mitte des Pavillons auf. âVon nun an werden diese Frauen dir zu Diensten seinâ, erklärte er. âBis zu unserer Hochzeit werde ich dich nicht mehr sehen, ohne dass sie dabei sind.â
âHochzeit?â Antonia stockte der Atem.
âDu wolltest es doch so, oder?â Bevor sie protestieren konnte, fuhr er schnell fort. âDa du jetzt als Tochter des Stammes aufgenommen bist, muss ich mich an die Formalitäten halten.â
âDie vor Jahrhunderten festgelegt wurden?â, fragte Antonia herausfordernd, um zu überspielen, wie schockiert sie war.
âNein, deutlich früher, würde ich sagen.â Raâid blieb ganz ruhig.
âWillst du mich auf den Arm nehmen?â Ihr Blick fiel auf die Frauen, die hinter Raâid warteten. Höflich forderte sie die Beduininnen auf, sich zu setzen.
Als alle Platz genommen hatten, ging sie zu Raâid und wisperte wütend: âHast du mal daran gedacht, mich vorher zu fragen? Habe ich irgendwas verpasst, seit du gestern verschwunden bist?â
Doch er lieà sich nicht aus der Ruhe bringen. âIch dachte, du liebst Ãberraschungen.â
Bisher hatte sie sich tatsächlich über Ãberraschungen gefreut, doch damit war nun Schluss. Was hatte Raâid sich eigentlich gedacht, sie so zu überfahren? Wahrscheinlich gar nichts. Und was sollte diese ganze Zeremonie? In keinem Land der Welt wäre diese informelle EheschlieÃung mitten in der Wüste gültig. Das hatte er sich ja fein ausgedacht!
So nicht, Raâid! Wütend funkelte sie ihn an. Für sie kam nur eine Liebesheirat infrage. Und zwar erst, nachdem der geliebte Mann um ihre Hand angehalten hatte. Sie lieà sich nicht einfach so überrumpeln, nur weil es Raâid gerade ins Konzept passte!
âWas hast du vor?â, fragte er verblüfft, als sie begann, sich den Reif vom Kopf zu ziehen.
Dieser Mann hat mich zum letzten Mal unterschätzt! âWenn du das nicht selbst weiÃt â¦â
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